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Isegrim

Isegrim

Titel: Isegrim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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anderen beiden Höhlenkammern. In der unteren Höhle wasche ich mir Gesicht und Hände. Das Blut am Knie ist samt Dreck getrocknet und ich lasse alles, wie es ist. Das Knie schmerzt, aber das ist jetzt nicht wichtig.
    In der Grabkammer sitzt Tomasz an seinem Platz, den Kopf neben sich auf dem Fels. Was nun, Jola?, scheinen seine leeren Augenhöhlen zu fragen. Ja, was nun?
    Ich verlasse die Höhle, lasse die Campinglampe im Eingang stehen. Sie ist mir zu sperrig, um damit durch den Wald zu laufen.
    Für einen Moment stehe ich mit dem Rücken gegen den Felsen gelehnt da, Sammy an meine Brust gepresst. Irgendetwas ist furchtbar schiefgelaufen. Sammy dürfte nicht hier sein. Nicht ohne Elli. Dazu das Blut in der Höhle. Die Synapsen in meinem Hirn feuern, aber eine logische Erklärung, die gleichzeitig auch harmlos ist, will mir nicht einfallen.
    Hat die Wölfin …? Nein. Nein. Nein . Kein frei lebender Wolf greift einen Menschen an. Rotkäppchen ist nur ein Märchen … nur ein Märchen.
    Elli, verdammt, wo bist du? Wolltest du herausfinden, wie ein Dieb aussieht? Hat der Dieb dich gefunden?
    Es hat keinen Sinn, noch länger hier zu warten, zumal aus Richtung Tambuch leiser Donner grollt. Wie viel Zeit mag inzwischen vergangen sein? Ich fische nach meinem Handy, aber meine Hosentasche ist leer. Vermutlich habe ich es bei meinem Sturz auf der Dorfstraße verloren. Verflixt. Ma muss halb durchgedreht sein vor Angst. Am Nachmittag war ich nicht im Haus, habe nur mein Rad aus dem Schuppen geholt.
    Wo mag der Suchtrupp unterdessen sein? Schon im Sperrgebiet? Ich muss weg von der Höhle, ich will nicht, dass die Männer Oleks Unterschlupf finden, dass Kai oder einer wie Trefflich in seinen Sachen herumstöbert.
    Entschlossen laufe ich los, den kürzesten Weg zurück in Richtung Dorf. Als ich mich der Ringstraße nähere, hat sich der Himmel zugezogen, schlagartig ist es dunkel geworden. Durch das lauter werdende Grollen des Donners dringen verhaltene Männerstimmen zu mir herüber und auf der anderen Seite der Straße sehe ich zwischen den Bäumen und Sträuchern das Licht von Taschenlampen aufblitzen.
    So nah sind sie schon! Ich überlege, wie ich ihnen am besten aus dem Weg gehen kann, als mich ein herzzerreißender Aufschrei innehalten lässt: »Kai!«
    Ich erkenne die hohe Kinderstimme sofort und bin so erleichtert, dass mir die Knie weich werden. Elli!
    Â»Da ist das Mädchen!« Auf der anderen Straßenseite brechen Äste und mehrere Stimmen werden laut.
    Â»Elli!«, ruft Kai. »Komm her zu mir, Elli!«
    Am lautesten schreit Trefflich: »Haltet ihn, haltet den verdammten Dieb!« Olek! Die Hände nach vorn gestreckt, stolpere ich in Richtung der Lichter und Stimmen, denn wenn sie ihn kriegen, werden sie nicht glimpflich mit ihm umgehen. Scharfe Äste zerkratzen mir Arme und Beine, ich stoße mir das verletzte Knie an einem Ast und wimmere vor Schmerz. Trotzdem haste ich weiter, laufe, so schnell ich kann, zur Ringstraße.
    Plötzlich wird die Nacht von einem Schuss zerrissen, auf den ein gellender Schrei folgt.
    Taschenlampen irrlichtern durch den Wald, aufgeregte Stimmen schreien wild durcheinander. »Oh Gott«, ruft jemand.
    Wie erstarrt bleibe ich stehen. Ein Blitz erhellt die Szenerie, zu kurz, um etwas zu erkennen.
    Â»Olek«, rufe ich. »Olek.« Ich erwache aus meiner Erstarrung, als mich jemand von hinten am Arm packt und festhält.
    Â»Schön hiergeblieben, junges Fräulein.« Bernd Hartung.
    Donner kracht, das Gewitter kommt näher. Ich versuche, mich aus Hartungs Griff zu winden, habe jedoch keine Chance. »Ich muss zu Olek«, schreie ich, »lassen Sie mich los.«
    Â»Glück für dich, dass Elli nichts passiert ist!« Grell leuchtet mir Hartungs Taschenlampe ins Gesicht. »Sonst könnte ich nämlich für nichts garantieren.« Er zerrt mich über den Asphalt in den Wald auf der anderen Seite der Straße.
    Â»Lassen Sie mich los! Was ist mit Olek? Seid ihr wahnsinnig, auf ihn zu schießen?«
    Noch geblendet vom Lichtstrahl der Taschenlampe, versuche ich, die verschiedenen Gestalten zwischen den Bäumen und Sträuchern auszumachen.
    Neben Achim Arnold kann ich Kai erkennen. Elli klammert sich schluchzend an seinen Hals wie ein kleines Äffchen. Sie hat einen Verband am Unterschenkel, aber sonst scheint sie unversehrt zu sein. Gernot Schlotter, Hans

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