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Isegrim

Isegrim

Titel: Isegrim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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verbracht habe, sonst hätte er längst gefragt. Ihm davon zu erzählen, dazu ist auch später noch Zeit. Zuerst muss ich Antworten auf zwei Fragen haben, die mir unter den Nägeln brennen.
    Ich nehme seine linke Hand. »Olek, was genau ist im Wald mit Elli passiert?«
    Olek stößt einen Seufzer aus, bevor er zu erzählen beginnt. »Ich kam von Wölfin, da war auf einmal das Mädchen, ganz nah bei der Höhle. Ich wusste, wer sie ist, habe sie nach dir gefragt. Sie hatte Angst, ihr Bein blutete. ›Bist du Jolas Dieb?‹, hat sie gefragt. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, also ich sagte: ,Ja, der bin ich.‹ Da war sie, wie sagt man: zufrieden. Sie hatte keine Angst mehr vor mir, ich konnte sie mit in Höhle nehmen, ihr Bein verbinden.«
    Â»Elli ist mir am Nachmittag gefolgt, als ich zu dir wollte. Rudi Grimmer, ein Mann aus unserem Dorf, hat sie sich geschnappt, er wollte sie in seinen Keller sperren. Elli hat ihn gebissen und ist ihm entkommen.«
    Â»In Keller sperren?« Olek runzelt die Stirn.
    Â»Ja, so wie Alina, meine Freundin. Aber das erzähle ich dir später. Was ist dann passiert, nachdem du Ellis Bein verbunden hast?«
    Â»Ich wollte Mädchen ins Dorf bringen, zu dir. Aber da waren auf einmal Männer mit Taschenlampen und Elli hat geschrien. Ich wusste ja nicht … ich habe sie festgehalten, ich wollte sie …« Er sucht nach dem richtigen Wort.
    Â»Beschützen«, helfe ich und merke, wie angespannt ich bin.
    Â»Ja, beschützen. Sie hat sich losgerissen, ist zu den Männern gelaufen. Ich bin weggerannt, aber Mann hat geschossen. Ich dachte, ich bin tot. Als ich aufgewacht bin, war Mann bei mir, dann kam der Krankenwagen.«
    Â»Der Mann, das war Alinas Vater. Zum Glück hat er dich gefunden.«
    Â»Du warst auch da, Jola?« Olek schaut mich fragend an und in seinem Blick liegt eine müde Traurigkeit.
    Â»Ja, ich war auch da. Kai hat uns zusammen gesehen, Olek. Er weiß, dass du der Dieb bist. Ich bin zur Höhle gelaufen, um dich zu warnen, aber du warst nicht da. Ich wollte auf dich warten, habe in Grimms Märchen gelesen und dabei den Zeitungsartikel gefunden von dir und …«
    Â»Kamila«, flüstert er. In seinen Augen glimmt plötzlich Unaussprechliches, eine bleischwere Last auf seiner Seele.
    Â»Kamila, ja. Ich habe mich daran erinnert, bei Agnes in der Küche ein Foto von dir und diesem Mädchen gesehen zu haben. Also bin ich mit dem Zeitungsartikel zu Agnes gelaufen und sie hat mir erzählt, wie deine Schwester gestorben ist.«
    Olek zieht seine Hand weg, sein Blick kehrt sich nach innen. Gleich wird er gar nichts mehr sagen.
    Â»Sie hat mir auch erzählt, wo Brigitta dich gefunden hat. Auf diesem Hof, in einer Hundehütte.«
    Ein paar Minuten vergehen im Schweigen. Als Olek zu sprechen beginnt, sind seine Worte so leise, dass ich ihn kaum verstehe.
    Â»Ab und zu bei der Hündin zu schlafen, das war nicht so schlimm. Sie hatte Welpen und ich gehörte dazu.«
    Stockend und mit starkem Akzent erzählt Olek, wie er zu Brigitta und Marek kam, wie bei den beiden ein völlig neues Leben für ihn begann. »Auf einmal ich hatte richtige Eltern, die mich liebten, die für mich da waren. Ich hatte ein richtiges Bett und immer genug zu essen. Wir haben Spiele gespielt, gelacht und alles war warm, war sicher und …«
    Â»Und dann wurde Kamila geboren.«
    Olek nickt. »Ich war sehr eifersüchtig auf dieses kleine, schreiende Ding.«
    Eine eiserne Klammer legt sich um mein Herz und drückt zu. Will ich die Wahrheit überhaupt wissen? Ist es nicht besser, wenn das Ungeheuerliche unausgesprochen bleibt? Aber ich bringe kein Wort heraus und Olek spricht weiter.
    Â»Ich wollte nicht eifersüchtig sein. Brigitta und Marek waren gut zu mir, sie hatten nur weniger Zeit für mich. Das Baby hat viel geschrien. Ich habe gehasst. Das Schreien … Kamila.«
    Er macht eine Pause, holt tief Luft. Schleppt sich mühsam von Wort zu Wort. »Dann ich wurde älter und Kamila auch. Kein Geschrei mehr. Ich war großer Bruder und sie hat mich geliebt. Sie war verrückt nach mir.« Er hält inne und schaut aus dem Fenster.
    Â»Und du? Hast du sie noch gehasst?«
    Â»Nein, Jola. Aber immer wollte sie machen, was ich mache, wollte dabei sein, wenn ich mit Freunden zusammen war, sie …« Wieder sucht er nach Worten.
    Â»Sie ging dir tierisch

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