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Isis

Isis

Titel: Isis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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irgendwo in der Tempelwerkstatt.« An Khays Miene sah er, dass er richtig getippt hatte. »Genau der Ort, den ich mir auch ausgesucht hätte. Sozusagen direkt unter Amuns Fittichen.«
    »Was willst du?«, sagte Khay, der inzwischen jede Farbe verloren hatte. »Mich anzeigen?«
    »Anzeigen? Wozu? Ich will dir ein Geschäft vorschlagen.
    Heiße Ware gegen Silber. Ist doch eigentlich ganz einfach: Ich habe Kunden, die schöne alte Dinge lieben, und du möchtest deinen hübschen Kopf behalten. Habe ich Recht?«
    Khay starrte ihn wortlos an. Schließlich begann er zu nicken.
    »Ausgezeichnet!«, sagte der Kahle. »Jetzt kommen wir beide endlich zusammen!«
     
    oooo
     
    Mit versteinerter Miene hatte Nitokris der Parade der geschmückten Barken beigewohnt. Auch der Pharao wirkte ernst und in sich gekehrt. Die Jubelnden hatten zunächst vergeblich Ausschau nach Schepenupet gehalten, bald jedoch hatte sich die Nachricht von ihrem Tod überall verbreitet.
    Plötzlich war das strahlende Fest überschattet; das Winken wurde spärlicher, und die wenigen Zuschauer, die den Zug noch begleiteten, folgten ihm jetzt so gemessen wie bei einer Bestattung.
    Psammetich wartete ab, bis die Kultbilder den Tempel erreicht hatten. Dann bat er Montemhet an seine Seite und ließ die gesamte Priesterschaft zusammenrufen.
    »Ihr wisst, was geschehen ist?«
    Die Opferhalle war gut gefüllt. Alle nickten.
    »Ein verabscheuungswürdiges Verbrechen«, sagte Horachbit. »Wir müssen alles daran setzen, um den Mörder so schnell wie möglich zu fassen.«
    »Das wird nicht nötig sein«, sagte Nitokris, die unter der ungewohnten Geierhaube sehr jung wirkte. »Meine geliebte Mutter wusste sehr genau, wer ihre Feinde waren. Schepenupet hat mit einem Anschlag gerechnet — seit langem schon.«
    »Dann sag es uns!« Der Hohepriester begann heftig zu schwitzen. »Damit wir augenblicklich ...«
    »Es gibt nur eine einzige Konsequenz, die ich aus diesem entsetzlichen Vorfall ziehen kann«, unterbrach ihn der Pharao.
    »Das Leben der >Gottesgemahlin< ist in diesem Tempel nicht sicher. Zweimal hat man versucht, sie zu töten. Wie könnte ich es da wagen, mein eigenes Kind dieser Gefahr auszusetzen?«
    »Es wird ein Einzelfall bleiben, Goldhorus«, versicherte Irti unter vielen Verneigungen. »Du kannst ganz beruhigt sein. Nitokris ist bei uns aufgehoben wie im Schoß einer Mutter.«
    »Eine Mutter, die ihr Kind erst vergiften will und schließlich mit einem Pfeil erlegt?«, sagte Montemhet.
    »Wie kannst du es wagen, so etwas zu behaupten!« Horachbit und seine Getreuen wollten sich auf Montemhet stürzen.
    »Schweigt!«, donnerte Psammetich, und angesichts seiner Stimme wichen sie ängstlich wieder zurück. »Wie könnt ihr es wagen, euch im Angesicht von Schepenupets Tod derart aufzuführen? Sie war eine große Frau. Wer sie auf dem Gewissen hat, wird dafür büßen.« Er klammerte sich an den Krummstab.
    »Genau!«, rief Horachbit, der noch immer nicht verstand, was gerade vor sich ging. »Ganz richtig! Wir müssen dafür sorgen, dass so etwas nie wieder .«
    »Ich habe genug. Endgültig!« Der Pharao hatte sich von seinem Sessel erhoben. »Wir beschließen hiermit, dass keiner von euch mehr im Amt bleibt. Ihr habt die Gemahlin Amuns nicht beschützt und behütet. Demnach seid ihr es auch nicht wert, dem Unsichtbaren weiterhin zu dienen. Ich enthebe euch eurer Ämter — ohne Ausnahme. Ihr seid alle entlassen.
    Morgen will ich keinen von euch mehr im Tempel sehen!«
     
    oooo
     
    »Er hat sie wirklich alle hinausgeworfen?« Nesptah konnte kaum glauben, was er soeben gehört hatte. Wegen eines Skorpionstiches an der Ferse, der allerdings schon wieder am Verheilen war, hatte er dem Fest sowie dem Tempel fern bleiben müssen. Umso erstaunter war er über das, was sein Vater ihm nun berichtete.
    »Auch du bist entlassen«, sagte Montemhet. »Ebenso wie ich. Aber ich denke, wir werden schon morgen von Psammetich wieder eingesetzt werden. Vielleicht sollten wir diesen Anlass benutzen, um eine weitere tief greifende Änderung vorzunehmen.« Er musterte seinen Sohn ernst. »Du weißt, wovon ich spreche?«
    »Ich glaube schon, Vater. Allerdings solltest du dir auch wirklich sicher sein.«
    »Ich bin mir sicher. Du dir nicht?«
    »Doch«, sagte Nesptah. »Aber es ist alles so neu für mich.
    Der Gedanke, dass ich künftig an deiner Stelle die Stadt regieren soll — daran muss ich mich erst gewöhnen.«
    »Aber lass dir nicht zu viel Zeit damit«, sagte

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