lebenslustigen Mann gemacht hat, der jetzt an ihrer Seite steht.
Dem Krebs zu unterliegen
kam nie in Frage
Gunnar Finnbjörnsson, Leiter der Kriminalpolizeidirektion des gesamten Hauptstadtgebietes, erhielt vor etwa acht Jahren die Diagnose Hodenkrebs. Heute ist er frei von dieser bedrohlichen Bürde. Er verdankt dies dem Umstand, dass er niemals aufgegeben hat, stets war er fest entschlossen, den Krebs zu besiegen. Drífa Dagbjartsdóttir hat sich mit Gunnar zusammengesetzt, der seinen Kampf gegen den Krebs Revue passieren lässt, aus Anlass der Aktion Schnauzer-März, die heute offiziell zu Ende geht.
Im Schnauzer-März sind alle Männer auf Island dazu aufgefordert, als Zeichen der Solidarität ihre Oberlippenbärte um die Wette wuchern zu lassen. Neben den gedeihenden Schnauzbärten soll das Spendenkonto zur Unterstützung des Kampfes gegen den Krebs anwachsen. Alle Teilnehmenden können sich auf der Webseite der Aktion registrieren, am Ende des Monats wird der Sieger in einer feierlichen Zeremonie geehrt.
»Ich hatte seit einer Weile Schmerzen im rechten Hoden gespürt. Meine Frau jagte mich dann zur Untersuchung, als der Hoden anfing, sich zu entzünden. Da kam eine bösartige Erkrankung zutage, die sich zum Glück noch nicht weiter ausgebreitet hatte«, berichtet Gunnar.
»Wie war es für dich, zu erfahren, dass du Krebs hast?«
»Das war ein ungeheurer Schock. Mir ging durch den Kopf, dass nun alles zu Ende sein könnte – und ich erlebte ein großes Bedauern wegen all der Dinge, die ich nicht gemacht hatte. Doch vor allem dachte ich an meine Frau und meine beiden Töchter. Sie waren die Hauptsache, und ich fragte mich, ob ich sie viel zu früh würde verlassen müssen«, erzählt Gunnar.
Der Hoden wurde entfernt, und die Ärzte waren zuversichtlich, dass es gelungen war, eine weitere Ausbreitung zu verhindern.
»In dem Moment, als ich mich der Operation unterzog, beschloss ich, den Kampf gegen den Krebs aufzunehmen. Ich nahm mir vor, positiv zu denken und glaubte es schlichtweg einfach nicht, dass ich den Kürzeren ziehen könnte. Ich glaube, das hat mir sehr geholfen. Ich hätte mich auch in mein Schicksal ergeben können, doch meine Frau ist nun auch so, dass es diese Option gar nicht für mich gab. Wäre ich in Depressionen verfallen, sie hätte mich wieder herausgezogen. Ich hatte keine Wahl. Dem Krebs zu unterliegen kam also nie für mich in Frage«, sagt Gunnar und lacht.
Mehrfach kommt er im Verlauf des Interviews auf das Personal im Gesundheitswesen zu sprechen.
»Es war unglaublich, all diese guten, liebenswerten und fähigen Menschen kennenzulernen, die im Gesundheitswesen auf Island tätig sind. Diese Leute verfügen über ein ungeheures Wissen, doch am Ende war es vor
allem diese Herzlichkeit, die sie mir entgegenbrachten und die ihre Wurzeln einzig in tiefster Anteilnahme und Mitgefühl hat. Diese Leute machen einen großartigen Job«, sagt Gunnar, und die Dankbarkeit steht ihm ins Gesicht geschrieben.
Muss er oft an den Krebs denken?
»Ich habe eine Narbe in der rechten Leiste, die mich jeden Tag daran erinnert, was für ein Glück ich habe, dass ich am Leben bin. Diese Krankheit unterscheidet nicht zwischen den Menschen, sie klopft an bei wem auch immer. Die größte Lehre war wahrscheinlich die, in der Gegenwart zu leben und mehr an diejenigen zu denken, die einem am nächsten stehen, und an sich selbst. Nach dieser Lebenserfahrung habe ich angefangen, mich zu bewegen, und bin jetzt viel besser in Form als vor zehn Jahren. Ich bin dankbar für diese Lektion«, sagt Gunnar, der alle Männer auffordert, besser auf sich zu achten und es nicht zu versäumen, zur Krebsvorsorgeuntersuchung zu gehen.
[email protected] »Ist doch gar nicht so schlecht gemacht, mein Lieber«, sagt Inga Dóra und legt die Zeitung beiseite.
»Ach so? Na dann ist ja gut.«
»Und danke für deine lieben Worte, Schatz.«
»Du hast jedes einzelne Wort verdient«, sagt Gunnar und küsst seine Frau auf den Mund.
3
Kópavogur, Sonnabend, 1. Mai 2010
Was zum Teufel tue ich hier eigentlich?, denkt Arvydas Savanauskas. Er steht unter dem Dachvorsprung eines Gewerbegebäudes in Kópavogur, und strömender Regen peitscht ihm ins Gesicht, während er auf einen Mann wartet, den er vor langer Zeit in Litauen kennengelernt hat. Dieser hatte ihn vor ein paar Tagen angerufen und ihm mitgeteilt, dass er einen Auftrag für ihn hätte. Einen Auftrag, den er nicht ablehnen könne. Nass steht er da in seinem