Isländisch Roulette: Thriller (German Edition)
selbst.
»Dann wäre da noch die Gebühr für das Fach. Die Jahresmiete beträgt zehntausend Schweizer Franken. Wie möchten Sie diese bezahlen?«, fragt Trossett.
»Wir zahlen für zehn Jahre im Voraus. Ich habe hier ein vorbereitetes Dokument, das Ihnen gestattet, einhunderttausend Schweizer Franken von meinem Konto abzubuchen«, sagt der Große und reicht dem Bankdirektor ein Papier.
»Ausgezeichnet. Meine Leute werden das fertig bearbeiten.«
»Gut«, kommt es von den beiden Männern wie aus einem Munde.
»Da ist noch eins, was ich fast vergessen hätte«, sagt Trossett plötzlich, schüttelt den Kopf und lächelt über seine eigene Vergesslichkeit. »Sie müssen entschuldigen. Ich fange schon an zu verkalken. Wir bieten unseren Kunden unsere Dienstleistungen vierundzwanzig Stunden am Tag und an dreihundertfünfundsechzig Tagen im Jahr. Wir sind das einzige Bankhaus der ganzen Schweiz, das so was möglich macht. Die Kunden können jederzeit an ihr Schließfach gelangen, auch wenn die Bank selbst geschlossen ist. Aber das kostet etwas extra.«
»Und wie viel?«, fragt der Untersetzte.
»Die Gebühr beträgt weitere zehntausend Franken im Jahr. Würden Sie das wollen?«, fragt Trossett.
Die Männer sehen einander an.
»Ja, es wäre gut, diese Möglichkeit zu haben. Man weiß nie, was kommt. Wir zahlen dann die Miete für fünf Jahre im Voraus mit diesem Service«, sagt der Große.
»Ausgezeichnet. Ich geben Ihnen dann die Telefonnummer, die Sie außerhalb der Öffnungszeiten anrufen, anschließend werden Sie in die Bank hineingelassen.«
Die beiden Herren nehmen die Nummer entgegen und unterschreiben die Dokumente. Alles ist somit klar. Sie erheben sich, und der Bankdirektor gibt ihnen die Hand.
»Vielen Dank, dass Sie sich für unsere Bank entschieden haben. Sie werden wahrhaftig nicht enttäuscht werden.«
Die beiden Männer nicken.
Sie fahren zusammen mit dem Lift nach unten zum Eingang und treten auf den Gehweg hinaus.
Trossett streckt die Hand aus.
»Dann verabschieden wir uns erst einmal. Vergessen Sie nicht, dass ich stets zu Ihren Diensten stehe«, sagt er zum Schluss.
Die beiden Männer bedanken sich und gehen die Straße hinunter.
5
Budapest, Montag, 20. Juni 2005
Reynir Sveinn liebt Budapest geradezu. Der Grund ist wahrscheinlich der, dass er hier seine besten Geschäfte gemacht hat. Im letzten Jahr verkaufte die Gesellschaft, die zu seinem Besitz gehört, den ungarischen Glühlampenriesen Tungsram an GE, und er kassierte damit vierzig Milliarden auf einen Schlag. Er war der richtige Mann am richtigen Ort während der ungarischen Privatisierungen 1995. Er kaufte etwas mehr als die Hälfte der Geschäftsanteile von Tungsram durch seine Gesellschaft Schei Electrics. Seitdem ist das Unternehmen ungeheuer gewachsen und gediehen. Im letzten Jahr hat er es mit Bedauern verkauft. Er konnte das Angebot des amerikanischen Elektroriesen einfach nicht ablehnen.
Leichtfüßig klettert er mittags auf dem Flughafen Budapest aus seinem Privatjet. Es ist heiß und schwül. Das dünne Hemd klebt an seinem Rücken. Morgen wird er den Präsidenten höchstpersönlich treffen und eine Unterredung mit dem Chef der Deutschen Bank in Budapest haben. Das Gesprächsthema sind weitereInvestitionen im Land. Doch das ist alles erst morgen. Heut ist Zeit, um sich zu vergnügen. Er geht an seinem Privatchauffeur vorbei und steigt in den glänzenden Benz, der ihn am Flughafen erwartet. Das Wageninnere ist angenehm klimatisiert.
Ob er wohl an die Zeitschrift gedacht hat, denkt Reynir.
»Hey, Tamás«, ruft er nach vorn zu seinem Chauffeur. »Hast du an das Heft gedacht, das ich dich gebeten hatte mitzubringen?« Ein paar Sekunden später hält er das Magazin in den Händen. Die neueste Ausgabe des ungarischen
Playboy
. Er blättert durch das Magazin, kritzelt vier Seitenzahlen aufs Deckblatt und reicht dem Chauffeur die Zeitschrift zurück. »Tamás! Ich will die Mädchen auf Seite 23, 47, 89 und 126 heute Abend auf mein Zimmer. Um neun«, schiebt er in gebieterischem Ton hinterher. »Und mach zehn Gramm Koks klar.«
Das Hotelzimmer ist das erstklassigste in ganz Budapest. Ja, die Präsidentensuite im Hotel Boscolo. Weniger darf es nicht sein. Einhundertneun Quadratmeter Luxus. Das einzige Zimmer der Stadt, das seinen Anforderungen genügt. Reynir schreitet über die Schwelle der Suite und sinkt in den tiefen Teppich ein. Er zieht die dünnen Vorhänge auf und öffnet die Tür zum Balkon. Er sieht
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