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Isländisch Roulette: Thriller (German Edition)

Isländisch Roulette: Thriller (German Edition)

Titel: Isländisch Roulette: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Óskar Hrafn Thorvaldsson
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Rollkragenpullover, den er vor drei Jahren als Sonderangebot bei Dressmann gekauft hat, und muss an seine Regenjacke denken, die er zu Hause gelassen hat.
    Arvydas ist kein Engel. Er saß neun Jahre im berüchtigten Lukiskes-Gefängnis in Vilnius für bewaffneten Raub und mehrere Körperverletzungen, und als er vor fünf Jahren freikam, hat er sich schnell aus dem Land abgesetzt. Er ist ein bärenstarker Kerl, einen Meter fünfundneunzig groß und achtundneunzig Kilo schwer, kahlgeschoren und übersät mit unzähligen Tattoos, die seine Geschichte vom Aufwachsenim Armenviertel von Vilnius bis hin zum Gefängnis erzählen. Dieser Mann ist nicht zart besaitet. Sein Gesicht ist grob geschnitten, die Ohren stehen ab, sein Blick ist roh. Und die Kiefer sind mächtig, zweifellos um Eisen zu zermalmen, wenn es drauf ankommt.
    Arvydas angelt eine Lucky Strike aus der Schachtel und zündet sie an. Es ist kalt und nass, und er hat keinen Bock mehr, noch länger auf seinen alten Bekannten zu warten. Was er wohl will? Es kann vermutlich nicht schaden, sich anzuhören, was im Angebot ist. Das Leben hier ist nicht gerade das Paradies, obwohl es ein wenig unbeschwerter ist als in Litauen. Er braucht Geld. In der Baubranche ist kein Job mehr zu bekommen, und seit er die Arbeit im Fisch aufgegeben hat, hat er sich mit einem todlangweiligen Lagerjob rumgeschlagen.
    »Komm heut um Mitternacht, und ich werde dir ein Angebot machen, das du nicht ausschlagen kannst«, hatte ihm sein Bekannter am Telefon gesagt.
    Er ist kurz davor aufzugeben, als er einen schwarzen Prachtschlitten in seine Richtung kommen sieht. Der Wagen bremst scharf vor ihm, und ein großer und stämmiger Mann mit Sonnenbrille steigt aus, in einen glänzenden schwarzen Adidas-Jogginganzug gekleidet. Der gute alte Lukiskes-Kumpel. Damals war Jósteinn Friðbertsson auf dem Weg von Litauen nach Island mit Speed aufgegriffen worden und saß dafürvier Jahre von seiner Strafe ab. Das erschien ihm mild für den Versuch, sieben Kilo Amphetamin zu schmuggeln. Das Zeug sollte von Vilnius nach Kopenhagen und von dort nach Island gehen.
    »Jósteinn, alter Kollege! Schön, dich zu sehen. Was gibt’s, das du im Schutz der Nacht mit mir besprechen musst?«, fragt Arvydas seinen Freund in gebrochenem Englisch.
    Er hat schon oft darüber nachgedacht, warum er sich dieses Isländers angenommen und ihm geholfen hat, die Zeit im Bau durchzustehen. Das wahrscheinlichste Motiv war simpel und egoistisch. Um noch etwas bei einem Menschen aus Island gutzuhaben. Und das hatte sich bezahlt gemacht, als Arvydas seine Strafe abgesessen und beschlossen hatte, nach Island auszuwandern. Da war es gut, einen Mann zu kennen, der alten Freunden Weiber gratis besorgen konnte.
    Arvydas ist Stammgast im Stripteaseclub
Súlan
, der Jósteinn gehört, und er kriegt Weiber zum Bumsen für lau, wann immer er will. Das passt ihm gut. Er ist nicht so sehr dafür, sich mit Mädels in Diskotheken oder anderswo zu unterhalten. Er will nur Sex. Insbesondere nach seiner jämmerlichen Erfahrung mit der isländischen Frauenwelt. Diese Silja, mit der er kurze Zeit zusammen war, hat ihn fast wahnsinnig gemacht mit ihrem endlosen Geheule.
    »Ich will gleich zur Sache kommen. Ich muss diesenMann töten lassen«, sagt Jósteinn und reicht Arvydas das Foto eines Mannes, den er schon einmal gesehen hat. Wahrscheinlich ein Geldsack, er lächelt breit und steht mit nacktem Oberkörper und in grünen Mokassins auf irgendeiner Yacht im Mittelmeer.
    »Wer ist das?«, fragt Arvydas.
    »Wenn du den Auftrag ausführst, kriegst du zehn Millionen cash«, sagt Jósteinn, ohne direkt zu antworten.
    Arvydas überlegt einen Moment. Sollte er das verbrecherische Leben wieder aufnehmen, das er in seinem alten Land geführt hatte? Kann er das Geld ablehnen, das ihm ein Leben ermöglichen würde, wie er es noch nie gekannt hat?
    »Okay. Aber ich will richtiges Geld, Euros«, antwortet Arvydas.
    »Gut, also sechzigtausend Euro.« Jósteinn zögert keine Sekunde. »Der Mann ist selten im Land. Allerdings wird er in zwei Wochen zur Hochzeit seiner Schwester kommen. Das ist die Gelegenheit.«
    Arvydas nickt nachdenklich.
    »Willst du dir die Sache noch mal überlegen und mich später kontaktieren, oder bist du dazu bereit? Du zögerst?«
    »Nein, nein, ich brauche das Geld.«
    »Da ist noch eine Sache. Du musst ihm den rechten Daumen abschneiden und in diese spezielle Doselegen und mitbringen«, sagt Jósteinn so unbewegt wie möglich und

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