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Ismaels fliegende Wale

Ismaels fliegende Wale

Titel: Ismaels fliegende Wale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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nicht übertrieben, denn die Verdickung enthielt eine mit Gas gefüllte Blase, die leichter war als Luft. Des weiteren verfügte der Körper direkt hinter dem Kopf über einen großen Buckel, der zusammen mit der Kopfverdickung ein Aussehen hervorrief, das zwar äußerlich einem Dromedar glich, jedoch eher Bösartigkeit als Bequemlichkeit signalisierte. Kein Mensch konnte das Verlangen haben, zwischen diesen beiden Auswüchsen zu sitzen und zu reiten.
    Der Körper dieser Tiere war haifischförmig, und die Haut, die die zerbrechlichen Knochen bedeckte, war sehr dünn. Wenn eines dieser Geschöpfe sich zwischen Ismael und die Sonne schob, konnte er umrißhaft seine inneren Organe und Skelette erkennen.
    Das Schwanzende verfügte über zwei Vertikalfinnen, die eher einem Schiffsruder glichen. Beide ragten so weit hinaus und sahen so schwer aus, daß man glaubte, sie würden den Schwanz des Lufthais hinunterziehen, aber auch sie waren mit beinahe transparenter Haut überzogen und enthielten dünne Knochen.
    Die Bestien waren, was ihre Hauptbewegungen anbetraf, offensichtlich vom Wind abhängig, aber dennoch konnten sie sich mit einer Seitwärtsbewegung ihres Schwanzes, den sie wie ein echter Hai einzusetzen vermochten, ein wenig selbst bewegen. Das Doppelpaar ihrer ausnehmend langen und libellenähnlichen Schwingen, die kurz hinter dem Kopf aus ihnen herauswuchsen, konnte um beinahe dreihundertsechzig Grad gedreht und langsam gehoben oder gesenkt werden. Die schwarzweiß gestreiften Extremitäten waren eher Segel als Schwingen. Aber die Bestien wußten aus dem Instinkt heraus, wie man hart gegen den Wind segelte, einen Zickzackkurs einschlug und all die Manöver ausführte, die man menschlichen Seeleuten erst beibringen mußte.
    Das große, rotbraun-pilzfarbene Wolkengeschöpf schwebte über ihm dahin, wurde angefallen und bei lebendigem Leibe von einem Rudel Lufthaie gefressen. Dann verschwand es im Osten und wurde auf die Linie der fernen, purpurfarbenen Berge zugeblasen.
    Ismael hatte keine Ahnung, warum das erste Wolkengeschöpf von den scharlachfarbenen, unerbittlichen, schwingenbewehrten Räubern verschont geblieben und das zweite so viele angezogen hatte. Aber er war froh, daß sie nicht zugegen gewesen waren, als er in diese Welt gekommen war.
    Während das Sargkanu sich aufgrund der Bewegungen des trägen Wassers hob und senkte, lag er auf dem Rücken. Nach einer Weile sah er eine weitere mächtige Wolke, aber diese war von einem blassen Rot, und ihre Umrisse wechselten Form und Stellung dermaßen rasch, daß er bezweifelte, es mit einer gewöhnlichen Wolke zu tun zu haben. Und warum sollte sie nicht ungewöhnlich sein? War in dieser Welt nicht alles ungewöhnlich – von ihm selbst mal abgesehen? Und mußte er – aus dem Blickwinkel dieser Welt betrachtet – nicht ebenfalls ungewöhnlich sein?
    Als sie über ihn dahinglitt, langte ein Tentakel oder ein Pseudopode – es war zu stumpf und formlos, um ein Tentakel sein zu können – von der Wolke zur Erde herab. Die Sonne schien hindurch, so daß es eher wie eine Ansammlung von Staubflocken aussah als ein lebendes Ding.
    Ein paar Fetzen des Pseudopoden trieben an Ismael vorbei und zerteilten sich in winzige Fleckchen, die aber nicht nahe genug herankamen, daß er sie hätte näher untersuchen können. Aber gegen den dunkelblauen Himmel gesehen sahen die roten Tupfer an der Unterseite mehrwinklig aus. Ihre Oberpartien wirkten wie Regenschirme und dienten ihnen zweifellos als Hilfsmittel zum Schweben.
    So wie Fledermäuse einem Insektenschwarm nachjagen oder Wale einem die Grundlage allen Meereslebens bildenden Krillschwarm folgen, stellten dieser Wolke andere Kreaturen nach.
    In der Tat, auch dieser Vergleich war nicht übertrieben. Die monströsen Wesen, die ihre Finnensegel ausbreiteten und sich mit weitaufgerissenen Mäulern durch die rote Wolke fallen ließen, konnten nichts anderes sein als die Wale, die zum Luftraum dieser Welt gehörten.
    Sie waren jedoch zu weit entfernt, als daß Ismael sie hätte mit Genauigkeit beschreiben können, aber sie waren von gewaltigem Ausmaß und viel größer als ein Pottwal. Ihre Körper waren zigarrenförmig, und ihre Köpfe waren wie die der Haie dermaßen groß, daß sie beinahe einen zweiten Körper darstellten. Die Schwanzenden besaßen horizontale und vertikale Ruderfinnen.
    Der Wind trieb sowohl die Wolke als auch die Wolkenfresser bald außer Sichtweite.
    Die Sonne sank so langsam, daß Ismael es kaum wahrnahm.

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