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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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A ls ich aufwachte, spürte ich die Infusionsschläuche, die mit Heftpflaster an meinem Arm befestigt waren, eine Magensonde, die man mir durch die Nase gelegt hatte, und meine Zunge, die taub und dick wie eine Socke gegen meine Zähne drückte. Mein Mund war heiß und schmeckte nach Kupfer, und vom vielen Knirschen schienen alle meine Backenzähne zu wackeln. Als ich in das grelle Licht blinzelte, sah ich ein verschwommenes Gesicht, das unangenehm nah vor meinem schwebte – es gehörte zu einem Mann, der rittlings auf einem umgedrehten Stuhl saß. Seine dicken Unterarme hatte er übereinandergelegt, in einer seiner kantigen Fäuste hielt er ein Blatt Papier. Ein Zweiter stand hinter ihm, genauso gekleidet – zerknitterter Mantel, gelockerte Krawatte am offenen Kragen, ein Glitzern an der Hüfte. Ein zum Statistendasein verdammter Arzt wartete an der Tür und ignorierte das Gepiepse und Gefiepe der elektronischen Geräte ringsum. Ich war in einem Krankenhauszimmer.
    Mit dem Bewusstsein kam auch der Schmerz zurück. Keine Lichttunnel, keine Explosionen, kein Feuerwerk und auch keine anderweitigen, abgedroschenen Klischees. Nichts als Schmerz, stumpf und konzentriert, ein Rottweiler, der sich in seinen Knochen verbissen hat. Geräuschvoll strömte die Luft durch meine Kehle.
    »Er ist aufgewacht«, sagte der Arzt aus weiter Ferne. Eine Krankenschwester tauchte auf und stach eine Nadel in die Weiche meiner Infusion. Eine Sekunde später durchflutete wohltuende Wärme meine Venen, und der Rottweiler legte eine Atempause ein.
    Ich hob den Arm mitsamt den daran hängenden Schläuchen und tastete nach meinem dröhnenden Schädel. Meine Handfläche traf jedoch nicht auf Haar, sondern auf einen stoppeligen Saum. Benommenheit und Übelkeit verstärkten meine Verwirrung. Als meine Hand wieder auf meine Brust herabsank, bemerkte ich die dunklen Halbmonde unter meinen Fingernägeln.
    Hatte ich mich irgendwo herausgegraben?
    Der Polizist auf dem Stuhl drehte das Blatt Papier um, das er in der Hand hielt, und ich erkannte das Foto eines Tatorts.
    Eine Nahaufnahme vom Oberkörper einer Frau, deren Unterleib mit dunklem Blut verklebt war. Die schmale Einstichwunde unter den Rippen war so schwarz, dass man hätte meinen können, man bräuchte einen stärkeren Blitz, um ihre Tiefen ganz zu ermessen.
    Ich hob eine Hand, wie um das Bild wegzuschieben, und im stumpfblau fluoreszierenden Licht sah ich, dass der Dreck unter meinen Nägeln leicht rötlich schimmerte.
    Ob von den Medikamenten oder vom Schmerz, ich weiß es nicht, aber ich spürte, wie sich mein Magen hob und meine Kehle plötzlich wie zugeschnürt war. Beim zweiten Versuch war meine Stimme immer noch rauh und kaum hörbar hinter dem Plastikschlauch. »Wer ist das?«
    »Ihre Exfreundin.«
    »Wer … wer hat ihr das angetan?«
    Der Detective schob den Unterkiefer ganz langsam einmal von links nach rechts.
    »Sie.«

[home]
    1
    M ein Auto stand auf Stellplatz 221 zwischen all den anderen abgeschleppten Autos. Ein Toyota Highlander – das Hybridmodell, so dass ich einen fetten Jeep fahren und trotzdem meine hohe Meinung von mir bewahren konnte.
    Ich ließ den Motor an und blieb mit den Händen auf dem Lenkrad sitzen, um meine Vertrautheit mit diesem Gegenstand zurückzugewinnen. Mein Schädel brummte, meine Narbe, die zum Großteil von nachgewachsenem Haar verdeckt wurde, prickelte. Ich spürte einen Druck hinter den Augen, als wollte ich gleich losweinen, aber meine Tränen hatten vergessen, wo es langging. Das Autoradio war an. Springsteen lief immer noch schön am Fluss entlang, obwohl ihm das seit drei Jahrzehnten nichts anderes als Herzschmerz eingetragen hatte. Ich fragte mich, ob ich das Radio selbst angelassen oder ob es irgendjemand beim Abschleppen angeschaltet hatte. Hatte ich auf meiner letzten Fahrt Musik gehört? War ich am Steuer gesessen? War jemand bei mir gewesen?
    Natürlich musste ich die Stellplatzgebühr bezahlen, sechshundert Dollar und ein paar Zerquetschte. Ich benutzte eine Kreditkarte, die meine Aufpasser schlauerweise in der Brieftasche gelassen hatten, die sie für mich aufbewahrt hatten. Auf der Heimfahrt kam ich an einem flackernden gelben Licht vorbei und spürte einen erregten Stich, als ich mein Auto parkte. Ein neues Wein- und Spirituosengeschäft.
    »Ich möchte einen Bourbon. Haben Sie Blanton’s?«
    »Ne.« Der Typ hinter dem Ladentisch sah nicht einmal von seinem Schwarzweißfernseher auf, der ungefähr so groß war wie ein

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