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Ist Unsere Liebe Noch Zu Retten

Ist Unsere Liebe Noch Zu Retten

Titel: Ist Unsere Liebe Noch Zu Retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Vesper
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Neinsagens, das unmittelbar in eine Krise hineinsteuert. Und so seltsam, wie das klingt, denn das Verhalten ist natürlich völlig anders, aber auch hier wird nicht das Risiko der Ehrlichkeit eingegangen.
    Ebenso wie Neles Freund ihr keinen reinen Wein einschenkt über seine Bedürfnisse – vielleicht möchte er viel lieber als Single leben, sich möglichst viele Optionen offenhalten, vielleicht hat er auch Angst, von Nele abhängig zu werden und zu leiden, wenn sie sich von ihm trennt –, ebenso schenkt Nele ihm keinen reinen Wein ein über ihre Bedürfnisse.
    Das Risiko der Ehrlichkeit ist wahrscheinlich das größte, das man in einer Beziehung eingehen kann. Und auch das Schwierigste, denn oft sind wir ja nicht ehrlich uns selbst gegenüber.
    Wenn wir allerdings nicht immer wieder darum ringen, ist das, was wir in einer Beziehung leben, irgendwann von Lügen, Halbwahrheiten, Verschwiegenem so durchsetzt, dass sie zu löchrig wird. Dann fällt die Liebe durch die Löcher hindurch.
    Nele hat ihren Freund schon einmal betrogen, und sie würde es sofort wieder tun, wenn »der Richtige« käme.
    Die Frage, welches Risiko bist du bereit einzugehen, ist eine sehr schwerwiegende. Es gibt Menschen, denen es weitaus leichter fällt, nein zu sagen, denen jedes Ja schwer von den Lippen kommt. Die erst einmal bedenken, zögern, zweifeln wie Felix. Sie formulieren als Erstes ihre Angst. Und dann gibt es die Menschen, denen das Neinsagen schwerfällt. Sie machen alles mit, auch wenn ihre innere Stimme widerspricht wie im Fall von Nele. Beides birgt Risiken in sich. Beides ist nötig in einer Beziehung: das Ja und das Nein.
    Diejenigen, die das Ja vermeiden, die es sich selbst schwermachen, sich klar positiv zu entscheiden, haben Angst. Davor, enttäuscht und verletzt zu werden. Davor, zu enttäuschen und zu verletzen. Davor, dass etwas von ihnen verlangt werden könnte, worin sie versagen. Davor, falsche Erwartungen zu wecken.
    Diejenigen, die das Nein vermeiden, haben ebenfalls Angst, Liebe, Anerkennung, Zuneigung zu verlieren, wenn sie keinen vorauseilenden Gehorsam leisten. Meistens sind es Menschen, die sich nicht vorstellen können, dass sie geliebt werden, wenn sie nicht unglaublich viel geben.
    Beides, das Ja und das Nein, ist notwendig. Du kannst nicht lieben, wenn du dich ständig schützt, irgendwie träge bleibst, dich verweigerst, aber du kannst auch nicht lieben, wenn du keine Grenzen ziehst und alles mit dir machen lässt.
    Das Dumme ist jetzt wahrscheinlich, dass die Neinsager unter euch alle von mir genannten Argumente sammeln, die fürs Vorsichtigsein, fürs Schützen sprechen, für Rückzug, für Verschließen. Und dass die Jasager jetzt mit leuchtenden Augen für die Notwendigkeit der Öffnung in der Liebe sprechen und dafür, das Risiko des Verletztwerdens einzugehen.
    Unter Psychologen gibt es den Ausspruch: »Mehr desselben«. In der Krise legen wir meistens noch mal kräftig nach. Wir ziehen uns noch schneller, stärker, starrer zurück, retten uns ins Nein. Oder wir rennen noch schneller ins blinde Ja, das der Realität völlig unangemessen ist.
    ◉
    Was hast du in frühere Beziehungen investiert?

    Was hast du in früheren Beziehungen vermieden?

    Was wolltest du damit erreichen?

    Welche Risiken vermeidest du insgesamt im Leben?

    Kannst du Muster erkennen, die auch dein Verhalten in deiner jetzigen Beziehung prägen?

    Schau dir einmal die Menschen an, die du besonders bewunderst. Welche Risiken gehen oder gingen diese Menschen ein?

    Welche Menschen findest du ganz entsetzlich? Nimm einmal den Menschen deines Geschlechts, den du am allermeisten ablehnst und bei dem du bereits unangenehme Gefühle bekommst, wenn du nur an ihn denkst.

    Welches Risiko geht dieser Mensch im Leben ein, das du vermeidest?

    Welches Risiko vermeidet dieser Mensch, das du ebenfalls fürchtest?

    Was würde deiner Beziehung guttun, wenn du es riskiertest?

    Was äußert dein Partner vielleicht sogar als Wunsch?
    Ich selbst zum Beispiel beginne im Konfliktfall ein Gespräch. Das ist an sich genau das Richtige, das weiß ich. Also tue
ich es. Ich spreche aus, was mich bewegt, ich möchte hören, was meinen Partner bewegt. Ich führe das, was mein Partner »BPGs« nennt, Beziehungsproblemgespräche. Er ist dann oft nicht so weit, er ist mit seinen negativen Gefühlen beschäftigt, er will wüten, schweigen, Gartenarbeit machen, möglichst weit weg von mir. Er flieht vor diesen

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