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Ivanhoe

Ivanhoe

Titel: Ivanhoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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übers Herz bringen, einen ehrwürdigen Herrn, der für die Eitelkeiten der Welt nichts übrig haben darf, einer so starken Versuchung auszusetzen, daß er derlei eitle Dinge trägt, die durch die Bestimmungen seines Ordens verpönt sind.« Dagegen war nichts zu machen, und da jetzt die Leute des Abtes herankamen, so ritt er mit ihnen davon, weniger prunkvoll freilich, als er gekommen war, dafür aber mehr wie ein echter schlichter schmuckloser Mann der Kirche.
    Nun verblieb nur noch, daß man von dem Juden eine Sicherheit erhielt für das Lösegeld, das er für sich und den Abt bezahlte. Isaak stellte einen versiegelten Brief an einen Bruder seines Stammes zu York aus, in dem er die Anweisung gab, dem Überbringer die Summe von tausend Kronen und einige näher angegebene Waren auszuhändigen.
    Von zwei Grünröcken begleitet, machte sich dann Isaak auf den Weg.
    Der schwarze Ritter, der mit großem Anteil all diesen Vorgängen gefolgt war, nahm nun auch Abschied von den Geächteten. Er konnte nicht umhin, seiner Verwunderung Ausdruck zu geben, daß unter diesen gesetzlosen Menschen so viel Gesetz und Ordnung herrsche.
    »Herr Ritter,« sagte der Hauptmann, »auf schlechten Bäumen wachsen manchmal gute Früchte, und unter denen, die in diesem gesetzwidrigen Zustande leben, sind manche, die es beklagen, ein solches Handwerk betreiben zu müssen.«
    »Und ohne Frage spreche ich zu einem solchen?«
    »Herr Ritter, wir haben jeder unser Geheimnis. Da ich aber nicht in das Eure zu dringen begehre, so laßt mich auch meines für mich behalten.«
    »Verzeih' mir, wackrer Geächteter! dein Vorwurf ist berechtigt. Aber es fügt sich vielleicht, daß wir später einmal mit größerer Offenherzigkeit einander gegenübertreten. Einstweilen scheiden wir als Freunde?«
    »Von ganzem Herzen!« versicherte Locksley mit festem Handschlag. »Hier meine Hand darauf, es ist die eines echten Engländers, wenn er auch jetzt ein Geächteter ist.«
    »Und hier die meine!« versetzte der Ritter. »Sie schätzt es als Ehre, von der deinen gedrückt zu werden. – Wer Gutes tut, wo ihm doch die unumschränkte Macht zu Gebote steht, Böses zu tun, der muß nicht nur wegen des Guten gelobt werden, sondern auch wegen des Bösen, das er unterläßt. – Lebe wohl, tapferer Geächteter!«
    So schieden die beiden Tapfern, und der Ritter vom Fesselschloß stieg auf sein gewaltiges Streitroß und ritt in den Wald hinein.

Neunundzwanzigstes Kapitel.
    Die edeln Herrn und Prälaten, mit deren Hilfe Prinz Johann seinen ehrgeizigen Plan, den Thron seines Bruders an sich zu reißen, auszuführen gedachte, waren zu einem frohen Mahle im Schlosse zu York geladen. Waldemar Fitzurse, der begabte und verschlagene Minister des Prinzen, bearbeitete sie im geheimen und war bemüht, ihnen Zutrauen zu seiner Sache einzuflößen und sie zu einer offenen Zusage zu bewegen. Es fehlte aber noch manches wichtige Glied der Verschwörung, so daß man noch nicht zu einem Abschluß gelangen konnte. Die starrsinnige und rücksichtslose, wenn auch fast rohe Tapferkeit Front-de-Boeufs, das feurige kecke Wesen de Bracys und die Umsicht, Kriegserfahrung und weitgerühmte Tapferkeit des Templers Brian de Bois-Guilbert waren zu einem glücklichen Erfolg ihres Vorhabens nicht gut zu entbehren. Der Prinz und seine Ratgeber verwünschten ihre unnötige und unzeitige Abwesenheit und wollten ohne ihren Beistand nichts unternehmen. Auch Isaak, der Jude, schien verschwunden zu sein, und so konnte man nicht auf Darleihung der bedeutenden Geldsummen rechnen, über die sich Prinz Johann mit dem Israeliten und seinen Brüdern geeinigt hatte. Dieser Geldmangel vor allem war bei einer so wichtigen Sache eine große Gefahr.
    Am Morgen nach dem Fall von Torquilstone verbreitete sich das unklare Gerücht, de Bracy und seine Verbündeten Bois-Guilbert und Front-de-Boeuf seien gefangen genommen oder getötet worden. Waldemar Fitzurse erzählte dies dem Prinzen und bemerkte dabei, seiner Meinung nach sei das Gerücht leider wahr, denn die Ritter seien mit einem kleinen Gefolge ausgezogen und hätten den Sachsen Cedric und sein Gefolge überfallen und gefangen nehmen wollen. Zu jeder andern Zeit hätte Prinz Johann diese Gewalttat als einen launigen Streich angesehen. Da aber jetzt damit seine eigenen Pläne durchkreuzt wurden, so verurteilte er die Tat als einen Frevel an dem Gesetz und eine Störung der öffentlichen Ordnung in einer Art und Weise, wie sie selbst dem König Alfred wohl angestanden

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