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Ivanhoe

Ivanhoe

Titel: Ivanhoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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»kommt mit mir unter diesen Baum! Man sagt, Ihr liebet den Wein und das Lächeln der Weiber mehr, als Euerm Orden zukomme. Das kann mir aber einerlei sein. Auch weiß ich, daß Ihr schöne Hunde und stolze Pferde gern habt, auch einen Beutel voll Gold nehmt Ihr gern. Nie aber hörte ich von Euch sagen, daß Ihr ein Freund von Grausamkeit und Mißhandlung seid. Nun, hier steht Isaak, er will Euch hundert Mark in Silber geben, wenn Ihr den Templer durch Eure Fürsprache bestimmen wollt, daß er ihm seine Tochter wiedergebe.«
    »In Züchten und Ehren, wie sie von mir geraubt wurde,« sprach der Jude, »sonst gilt der Handel nicht.«
    »Schweig, Isaak!« rief der Geächtete; »oder ich mische mich nicht mehr in deine Sache. – Was sagt Ihr zu meinem Vorschlag, Prior Aymer?«
    »Die Sache ist heikel,« sagte der Abt, »wenn ich auch einerseits eine gute Tat tue, so erweise ich sie andererseits doch einem Juden, aber wenn der Israelit etwas zum Bau unseres Schlafsaales geben will, so will ich es auf mein Gewissen nehmen, ihm in dieser Sache beizustehen.«
    »Es kommt auf ein paar Dutzend Mark mehr oder weniger nicht an,« sagte der Hauptmann. »Schweig, Isaak, – auch nicht auf ein paar silberne Leuchter auf den Altar – wir wollen nicht mit Euch feilschen –«
    «Aber guter Diccon!« unterbrach ihn Isaak.
    »Guter Jude – gute Bestie!« rief der Yeoman. »Wenn du noch länger deine schmutzige Habsucht mit der Ehre und dem Leben deiner Tochter in die Wagschale tust, so will ich dich, ehe drei Tage um sind, jedes Pfennigs berauben, den du auf Erden dein eigen nennst.«
    Isaak erschrak und schwieg.
    »Und was bekomme ich zum Unterpfand?« fragte der Abt.
    »Wenn Isaak durch Eure Vermittlung seinen Zweck erreicht,« sagte Locksley, »so schwöre ich bei dem heiligen Hubert, er soll Euch in gutem Silber bezahlen, sonst will ich mit ihm abrechnen, daß er wünschen soll, er hätte lieber zehnmal mehr gegeben.«
    »Gut!« sagte Prior Aymer. »Wenn ich mich einmal in diese Sache mischen soll, so leihe mir deine Schreibtafel, Isaak – aber deine Feder will ich nicht benutzen, lieber fastete ich zwanzig Stunden! Woher bekomme ich aber eine andere?«
    »Wenn Euer heiliges Gewissen nur gestattet, des Juden Schreibtafel zu benutzen,« sagte der Geächtete, »um eine Feder wollen wir nicht lange in Verlegenheit sein.« Und er spannte den Bogen und schoß eine wilde Gans, die eben an der Spitze eines ganzes Zuges zu ihren Häuptern vorüberflog. Vom Pfeil getroffen, fiel das Tier herab.
    »Hier, Prior,« sagte der Hauptmann, »sind Kiele genug, daß die Mönche von Jorlvaux hundert Jahre lang versorgt wären, auch wenn sie Chroniken schrieben.«
    Der Prior setzte sich und schrieb in Gemächlichkeit eine Epistel an Brian de Bois-Guilbert, versiegelte den Brief und gab ihn dem Juden mit den Worten: »Ich denke, hiermit wirst du in das Präzeptorium von Templestowe kommen und auch die Befreiung deiner Tochter erreichen, wenn du ein gutes Gebot machst, denn bedenke, der gute Ritter Bois- Guilbert gehört zu einer Brüderschaft, die nichts umsonst tut.«
    »Gut, Prior,« sagte der Hauptmann, »nun will ich Euch nicht länger aufhalten, nur den Wechsel unterschreibt noch dem Juden, weil wir uns von ihm das Lösegeld für Euch mitbezahlen lassen wollen. Wenn mir zu Ohren kommt, daß Ihr Schwierigkeiten mit der Rückzahlung macht, so schwöre ich Euch bei der heiligen Jungfrau, ich brenne Euch Eure Abtei über dem Kopfe an, und käme ich deswegen zehn Jahre früher an den Galgen!« Mit weniger gutem Willen, als er eben den Brief an den Templer geschrieben hatte, schrieb der Abt von Jorlvaux den Wechsel über sein Lösegeld und versprach, pünktliche Zahlung zu leisten.
    »Nun, Ihr Herren, bitte ich Euch,« sagte der Prior dann, »gebt mir meinen Zelter und meine Saumtiere wieder, auch laßt die ehrwürdigen Brüder, die mich begleitet haben, frei. Gebt mir die Juwelenringe, die goldenen Ketten und die kostbaren Kleider wieder, da ich Euch nun wie ein ehrlicher Gefangener mein Lösegeld bezahlt habe.«
    »Eure Brüder, Herr Prior,« entgegnete Locksley, »sollen wieder auf freien Fuß gesetzt werden. Es wäre ungerecht, sie zurückzubehalten, desgleichen Eure Pferde und Maultiere, auch sollt Ihr so viel Reisegeld bekommen, wie Ihr bis York braucht. Es wäre grausam, Euch der Mittel zum Reisen zu berauben. Was aber die Ringe, Ketten und den sonstigen Tand betrifft, so haben wir darin ein gar zartes Gewissen, und wir können es nicht

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