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Ivanhoe

Ivanhoe

Titel: Ivanhoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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der nicht enden zu wollen schien. Die Partei des Enterbten war im Nachteil. Der Riesenarm Front-de-Boeufs und die wuchtige Stärke Athelstanes warfen alles um sich her zu Boden. Als sie ihre Gegner bezwungen hatten, schien es ihnen beiden gleichzeitig einzufallen, daß sie den Sieg für ihre Partei entscheiden könnten, wenn sie dem Templer, der mit seinem Rivalen im Zweikampf lag, zu Hilfe eilten. Zu gleicher Zeit warfen sie ihre Pferde herum. Der Normann sprengte von der einen, der Sachse von der anderen Seite herzu. Unmöglich hätte der von solcher Übermacht Angegriffene Widerstand leisten können, wenn ihn nicht ein allgemeiner Aufschrei des Publikums gewarnt hätte, das seine Entrüstung über so ungleichen Kampf nicht verbergen konnte.
    Der drohenden Gefahr inne werdend, versetzte der Ritter dem Templer einen gewaltigen Stoß, riß sein Roß zurück und wich so dem Anprall der beiden neuen Gegner aus. Indessen war damit nur für einen Augenblick Hilfe geschaffen, und wenn der Enterbte nicht ein so schnelles und kraftvolles Pferd gehabt hätte, so wäre er schon jetzt verloren gewesen. Die Vorzüge dieses Tieres kamen ihm umsomehr zu statten, als das Pferd Bois-Guilberts verwundet war und die Rosse Athelstanes und Front-de-Boeufs unter der Last ihrer gigantischen Reiter, die beide in voller Rüstung waren, zu versagen drohten. So entsprachen einander die bewundernswerte Reitkunst des Enterbten und die edle Kraft des Pferdes, und der Ritter vermochte eine Zeitlang seine drei Gegner von sich abzuhalten. Flink wie ein Falke wandte er sich bald gegen den einen, bald gegen den anderen.
    Unausgesetzt hallte die Luft vom Beifall wider, aber es war doch unausbleiblich, daß der Enterbte der Übermacht schließlich erliegen mußte, und die Herren um den Prinzen verlangten einstimmig, daß Johann den Stab senken solle, dem so tapferen Ritter die Schmach einer unverdienten Niederlage zu ersparen.
    »Fällt mir nicht ein, beim Lichte des Himmels!« versetzte der Prinz, »dieser hergelaufene Ritter, der seinen Namen verhehlt, hat schon einen Preis gewonnen, nun mögen die anderen an die Reihe kommen.«
    Kaum hatte er dies gesagt, so änderte ein unvorhergesehener Vorfall den Ausgang des Tages. Unter den Reihen der Enterbten war ein Ritter in schwarzer Rüstung, mit schwarzem Pferde, breitschultrig, hochgewachsen, und allem Anschein nach kraftvoll und stark. Dieser Ritter, der auf seinem Schilde keine Devise trug, hatte bisher geringe Teilnahme an dem Ausgange des Kampfes bekundet. Die Ritter, die ihm entgegengetreten waren, hatte er mit Leichtigkeit niedergeworfen, aber er hatte seinen Vorteil nie ausgenutzt und keinen Gegner selber angegriffen. Er schien sich selber mehr als einen Zuschauer zu betrachten, daher hatte ihm auch das Publikum sofort den Beinamen gegeben: Le Noir-Fainéant, der schwarze Faulpelz. Aber mit einem Male schien diesen Ritter die Teilnahmlosigkeit zu verlassen; als er den Anführer seiner Partei so hart bedrängt sah, gab er seinem fast noch völlig frischen Pferde die Sporen. Wie ein Donnerkeil flog er heran. Aus seinem Munde klang hell wie Trompetenstoß der Ruf: »Desdichado, ich bringe Hilfe!«
    Es war die höchste Zeit, denn während der Enterbte den Templer angriff, kam Front-de-Boeuf mit erhobenem Schwerte auf ihn los. Ehe aber der Hieb herniedersauste, traf ihn der schwarze Ritter, und Front-de-Boeuf mitsamt seinem Pferde stürzte zu Boden. Der Noir-Fainéant warf sofort sein Roß herum und griff Athelstane von Conningsburgh an. Da er im Kampf mit Front-de-Boeuf sein Schwert zerbrochen hatte, entriß er dem Sachsen die Streitaxt und versetzte dem ungeschlachten Riesen einen solchen Schlag, daß er bewußtlos zu Boden stürzte. Als der schwarze Faulpelz diese Tat vollbracht hatte, verfiel er wieder in seine alte Trägheit, und langsam nach dem nördlichen Ende der Schranken zurückreitend, überließ er es dem Führer seiner Partei, allein mit Bois-Guilbert fertig zu werden. Das war nun nicht mehr schwer. Das Pferd des Templers hatte viel Blut verloren und sank unter dem nächsten Stoße des Enterbten zu Boden. Im Steigbügel verwickelt, vermochte der Templer nicht, sich unter seinem Pferd hervorzuarbeiten. Sein Gegner sprang ab und befahl dem Templer, sich zu ergeben – da senkte Prinz Johann den Stab, rascher bereit, dem Templer die Kränkung, sich für überwunden zu erklären, zu ersparen als früher dem Enterbten – und somit war das Zeichen zur Beendigung des Turniers gegeben. Die

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