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Ivanhoe

Ivanhoe

Titel: Ivanhoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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jetzt von den Festlichkeiten noch wenig gehabt.«
    »Der Tag ist noch nicht vorüber,« sagte Fitzurse. »Laßt die Bogenschützen ein paarmal nach der Scheibe schießen und verteilt einen Preis dabei, damit ist das prinzliche Versprechen gegenüber einer Herde sächsischer Leibeigener sattsam erfüllt.«
    »Habt Dank, Waldemar,« versetzte der Prinz. »Ihr erinnert uns an den dreisten Prahlhans von Yeoman, der sich gestern so unverschämt gegen uns benahm. – Unser Festessen soll heute abend stattfinden, wie wir es festgesetzt haben. Und sollte dies der letzte Tag unserer Herrschaft sein, so soll er der Nache und der Freude geweiht sein. Die neuen Sorgen gehören dem neuen Morgen!«
    Trompetenstöße riefen das Publikum zurück, das sich schon zu zerstreuen anfing. Im Namen des Prinzen wurde verkündet, daß seine Hoheit durch wichtige und unaufschiebbare Staatsgeschäfte abgerufen werde und die Festlichkeiten daher schon mit dem heutigen Tage geschlossen werden müßten. Damit aber nicht so mancher gute Yeoman wieder gehen müßte, ohne eine Probe seiner Kunst gezeigt zu haben, so sollte das für den folgenden Tag angesetzte Bogenschießen schon jetzt stattfinden. Der beste Schütze solle als Preis ein in Silber gefaßtes Jagdhorn und eine seidene, reich verzierte Jagdtasche erhalten. Über dreißig Yeomen meldeten sich zum Wettbewerb, darunter mehrere Waldhüter und Förster aus den königlichen Forsten bei Needwood und Charnwood. Als aber die Schützen sahen, mit wem sie es aufnehmen sollten, traten sie wieder zurück, weil sie einer von vornherein gewissen Niederlage entgehen wollten. Zur damaligen Zeit war die Kunst eines berühmten Bogenschützen meilenweit bekannt. Es waren dann nur noch acht Bogenschützen übrig, von denen immer noch einige die königliche Livree trugen. Der Prinz sah sich nach jenem Yeoman um, an dem er Vergeltung üben wollte, und er fand ihn noch mit der gleichen gelassenen Miene, die er am vergangenen Tage gezeigt hatte.
    »Kerl,« sagte Johann zu ihm, »es fehlt dir wohl der Mut, deine Künste mit denen der wackeren Männer hier zu messen?«
    »Mit Verlaub, Herr,« versetzte der Yeoman, »wenn ich den Schutz ablehne, so geschieht es nicht deshalb, weil ich mich fürchte, ich könnte fehl schießen.«
    »Und weshalb denn sonst?« fragte der Prinz, der, ohne daß er sich den Grund erklären konnte, eine bange Neugier diesem Manne gegenüber verspürte.
    »Weil ich nicht weiß,« erwiderte der Weidmann, »ob diese Männer nach ebensolchem Ziele schießen werden wie ich, und weil es am Ende Euer Hoheit nicht gefallen möchte, wenn auch den dritten Preis, den Ihr aussetzt, jemand gewinnt, der Euch mißfällt.«
    »Wie heißest du, Yeoman?« fragte der Prinz, unwillkürlich errötend.
    »Locksley,« war die Antwort.
    »Nun denn, Locksley,« sagte Prinz Johann, »wenn diese Yeomen ihre Kunst gezeigt haben, so sollst du auch schießen. Gewinnst du den Preis, so lege ich noch zwanzig Nobles dazu, verlierst du aber, so wird dir dein grünes Wams ausgezogen und du wirst mit Bogensehnen durch die Schranken gepeitscht, als geschwätziger, frecher Prahlhans.«
    »Und wenn ich unter solchen Bedingungen nicht schießen will?« sagte der Schütze. »Wohl kann mich Eure Hoheit peitschen lassen, denn die Macht ist ja in Eurer Hand, aber zum Schusse kann mich niemand zwingen.«
    »Wenn du mein Anerbieten ausschlägst,« antwortete der Prinz, »so soll dir der Profoß des Platzes den Bogenstrang zerschneiden und dir Bogen und Pfeile zerbrechen, dich selber aber als eine Memme von hinnen jagen.«
    »So tut Ihr unrecht, stolzer Prinz,« rief der Grünrock. »Ihr zwingt mich, gegen die besten Schützen von Leicester und Staffordshire aufzutreten, und droht mir Entehrung an, wenn ich unterliege. Doch mag es drum sein.«
    Am oberen Ende der Schranken wurde ein Ziel aufgestellt. Die Bogenschützen traten im südlichen Zugange an. Zwischen diesem Standpunkt und dem Ziel war nun Raum genug zu einem regelrechten Schuß. Durch das Los wurde bestimmt, in welcher Reihenfolge die Schützen zum Schusse vortreten sollten. Jeder sollte drei Schüsse tun, und bald schossen die Schützen, einer nach dem andern, brav und kühn. Von vierundzwanzig Pfeilen trafen zehn die Scheibe, die übrigen saßen ihr so nahe, daß sie immer noch gut zu nennen waren. Von den zehn im Ziele hatte Hubert, ein Förster im Dienste bei Malvoisin, zwei ins Zentrum geschossen. Er wurde deshalb für den Sieger erklärt.
    »Nun, Locksley,« sagte

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