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Ivanhoe

Ivanhoe

Titel: Ivanhoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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unvermuteten Anblick seines verbannten Sohnes verstummte, eilte herbei, um ihn von Rowena wegzubringen. Das hatten aber bereits die Marschälle getan, die die Ursache der plötzlichen Ohnmacht Ivanhoes errieten und ihn in aller Eile von seiner Rüstung befreiten. Als dies geschehen war, fanden sie, daß ihm eine Lanze den Brustharnisch durchbohrt hatte. Ivanhoe hatte eine tiefe Wunde in der Seite.
    Der Name Ivanhoe war kaum ausgesprochen worden, so flog er von Munde zu Mund. Er drang auch in den Kreis des Prinzen, dessen Stirn sich bei dieser Kunde verdüsterte. Er aber sah höhnisch um sich und jagte: »Mylords, und besonders Ihr, Herr Prior, was denkt Ihr über die Ansichten der Gelehrten von angeborener Sympathie und Antipathie? – Mir ist, als hätte mirs eine innere Stimme gesagt, daß es der Liebling meines Bruders wäre, noch ehe ich ahnen konnte, daß er in dieser Rüstung steckte.«
    »Front-de-Boeuf wird nun wohl das Lehen an Ivanhoe zurückgeben müssen,« sagte Ritter Bracy.
    »Jawohl,« setzte Waldemar Fitzurse hinzu, »dieser Tapfere wird nun das Schloß und Lehensgut, das er von Richard hat und das Eure Hoheit Front-de-Boeuf übertragen hat, wieder für sich beanspruchen.«
    »Front-de-Boeuf wird die Lehensherrschaft Ivanhoe nicht wieder abtreten,« antwortete Prinz Johann, »und außerdem hoffe ich, ist unter Euch, Sirs, nicht einer, der mir das Recht streitig macht, die Lehnsgüter der Krone an meine treuen Diener zu verteilen.«
    Waldemar Fitzurse war inzwischen dorthin geeilt, wo Ivanhoe gefallen war. »Der Tapfere,« sagte er, als er wiederkam, »wird voraussichtlich die Ruhe Eurer Hoheit nicht stören und Front-de-Boeuf wird im Besitze seines Lehens bleiben können, denn Ivanhoe ist sehr schwer verwundet.«
    »Wie es auch um ihn stehen mag,« sagte Prinz Johann, »er ist der Sieger des Tages, und wäre er zehnmal unser Feind oder der ergebenste Freund meines Bruders – was auf eins herauskommt – seine Wunden sollen verbunden werden, unser eigener Leibarzt soll ihn pflegen.« Bei diesen Worten umspielte ein herbes Lächeln die Lippen des Prinzen. Waldemar Fitzurse antwortete schnell, Ivanhoe sei bereits aus den Schranken hinausgebracht worden und in der Obhut seiner Freunde.
    »Der Schmerz der Lady Rowena hat mich gerührt,« setzte er hinzu. »Sie hat ihren Gram so wacker unterdrückt, daß man nur an ihren tränenlosen Augen, die starr an dem Ohnmächtigen zu ihren Füßen hingen, ablesen konnte, was sie litt.«
    »Wer ist diese Rowena?« fragte Johann.
    »Eine sächsische Erbin von großem Reichtum,« beeilte sich Prior Aymer zu erwidern, »eine Rose des Liebreizes und ein Juwel des Reichtums, die schönste unter Tausenden.«
    »Ihr Herzeleid soll gelindert werden,« sagte Prinz Johann, »und ihr Blut soll verbessert werden, indem wir sie mit einem Normannen verheiraten. Sagt unserem Seneschall, er soll die Lady Rowena und ihre ganze Sippe mitsamt ihrem Bewacher, dem groben sächsischen Bauern, den der schwarze Ritter heute im Turnier niedergeworfen hat, zum Festessen auf diesen Abend einladen.«
    Prinz Johann wollte nach diesen Worten eben das Zeichen geben, daß der Platz von allem Volk geräumt werden solle, da wurde ihm ein kleiner Zettel in die Hand gesteckt.
    »Woher?« fragte der Prinz, die Person musternd, die ihn überbracht hatte.
    »Weither, Hoheit,« war die Antwort, »aber woher, weiß ich nicht. Ein Franke hat es gebracht, der sagte, er sei Tag und Nacht gereist, um diesen Zettel in die Hände Eurer Hoheit zu legen.« Prinz Johann nahm den Zettel, sah nach der Unterschrift und dann nach dem Siegel, auf dem er drei Lilien erblickte. Mit sichtlicher Erregung brach er es auf und las nun nichts als die Worte: »Seid auf der Hut, der Teufel ist los!«
    Der Prinz wurde totenblaß, er sah zur Erde, dann gen Himmel, wie einer, dem eben das Todesurteil gesprochen wird. Als sich der erste Schreck gelegt hatte, nahm er Waldemar Fitzurse und den Ritter Bracy zur Seite und ließ beide die geheimnisvolle Botschaft lesen.
    »Das ist blinder Alarm oder eine Mystifikation,« sagte Bracy.
    »Es ist Frankreichs Siegel,« antwortete der Prinz.
    »So ist es denn auch an der Zeit,« sprach Fitzurse, »unsere Partei zusammenzuziehen, bei York oder sonst welchem Stelldichein. In ein paar Tagen schon ist es vielleicht zu spät. Eure Hoheit muß das Possenspiel hier aufs schleunigste abbrechen.«
    »Das Landvolk darf nicht unbefriedigt nach Hause geschickt werden,« wandte Johann ein, »es hat bis

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