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Ivanhoe

Ivanhoe

Titel: Ivanhoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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jetzt nicht an der Zeit, daß ein Ritter zu Bette liegt, und wenn Ihr Euer Versprechen haltet, Mädchen, so will ich Euch bezahlen mit einem Helm voll Kronen, und sollte ich sie sonstwo hernehmen.«
    »Ich werde mein Versprechen erfüllen,« erwiderte Rebekka, »aber statt des Silbers, das Ihr mir versprecht, gewährt mir eine andere Bitte.«
    »Wenn es in meiner Macht liegt und wenn es etwas ist, was ein echter christlicher Ritter einem Mädchen aus Euerm Volke gewähren kann, so will ich dankbar und gern tun, was Ihr von mir fordert.«
    »Nun so will ich Euch nur bitten, in Zukunft daran zu glauben, daß ein Jude einem Christen Hilfe leisten kann, ohne auf einen andern Lohn zu rechnen als den Segen des himmlischen Vaters, der Juden wie Heiden geschaffen hat.«
    »Daran zu zweifeln hieße sündigen, Mädchen,« erwiderte Ivanhoe. »Ohne fernere Fragen oder Bedenken vertraue ich mich Eurer Kunst an. Ich verlasse mich darauf, daß ich in acht Tagen wieder die Rüstung anlegen kann. Jetzt aber, meine gütige Wundärztin, will ich ein wenig nach der Welt draußen fragen. Nach dem alten Cedric und seinen Angehörigen – nach der liebenswürdigen Lady –« Er stockte, als dürfe er den Namen der Lady Rowena in diesem Hause nicht nennen –: »Von ihr,« fuhr er fort, »die die Königin des Turniers war.«
    »Und die Ihr, Herr Ritter, dazu ernannt habt,« setzte Rebekka hinzu, »eine Wahl, die ebenso hohe Bewunderung erregte als Eure Tapferkeit.« Soviel Blut Ivanhoe auch verloren hatte, so röteten sich doch seine Wangen, als er inne ward, daß er gerade durch seinen unbeholfenen Versuch, sein Interesse an Rowena zu verbergen, verraten hatte, wie sehr es ihn danach verlangte, von ihr zu hören. »Weniger von ihr wollte ich sprechen als vielmehr vom Prinzen Johann,« fuhr er fort, »auch hätte ich gern von meinem treuen Knappen gehört. Warum pflegt er mich nicht?«
    »In meiner Eigenschaft als Wundarzt muß ich Euch Schweigen gebieten,« sagte die Jüdin; »aber ich will Euch erzählen, was Ihr zu wissen begehrt. Prinz Johann hat das Turnier plötzlich abgebrochen und ist mit seinen Edelherrn, Rittern und Geistlichen nach York geritten, nachdem er von denen, die als die Reichsten im Lande gelten, durch rechtmäßige oder gemeine Mittel soviel Geld zusammengebracht hat, als irgend anging. Wie es heißt, trachtet er nach der Krone seines Bruders.«
    »Aber es wird noch mancher Pfeil fliegen, diese Krone zu verteidigen,« rief Ivanhoe, indem er sich auf seinem Lager aufrichtete, »wenigstens solange es noch einen braven Untertan in England gibt. Ich selber will für Richards Krone mit den tapfersten seiner Feinde kämpfen – ja mit zweien auf einmal!«
    »Damit Ihr dazu imstande sein möget,« sagte Rebekka und legte ihm die Hand auf die Schulter, »müßt Ihr Euch jetzt, wie ich es Euch verordnet habe, ruhig verhalten.«
    »Ihr habt recht, Mädchen,« stimmte Ivanhoe bei, »so ruhig, wie es bei diesen unruhigen Zeiten nur möglich ist. Doch jetzt erzählt mir von dem edeln Cedric und seinem Hause.«
    »Sein Haushofmeister ist eben dagewesen, um von meinem Vater das Geld für die Wolle von Cedrics Herden zu holen. Von ihm habe ich gehört, daß Cedric und Athelstane das Haus des Prinzen in höchster Mißstimmung verlassen haben und jetzt auf dem Heimwege seien.«
    »Ist auch eine Dame mit beim Bankett gewesen?«
    »Lady Rowena,« antwortete die Jüdin, des Ritters Frage bestimmter beantwortend, als sie gestellt war, »hat nicht an dem Feste des Prinzen teilgenommen und befindet sich jetzt, wie der Haushofmeister gesagt hat, mit ihrem Vormunde Cedric auf dem Wege nach Rotherwood. Euer treuer Knappe Gurth –«
    »Wie? Sein Name ist Euch bekannt!« rief der Ritter. »Doch freilich!« setzte er rasch hinzu, »Ihr müßt ihn ja wohl kennen, denn durch Eure Hand und, wie ich glaube, aus Euern eignen Mitteln, hat er ja gestern hundert Zechinen bekommen.«
    »Schweigt davon!« versetzte Rebekka und errötete tief. »Ich sehe wohl, die Zunge verrät leicht, was das Herz geheim halten möchte.«
    »Saget mir nur noch, wie es dem armen Gurth ergangen ist.«
    »Es macht mir Schmerz, Herr Ritter, daß ich Euch sagen muß, er wird auf Befehl Cedrics als Gefangener behandelt. Doch,« setzte sie rascher hinzu, als sie sah, wie sehr diese Nachricht Wilfried nahe ging, »der Haushofmeister Oswald hat mir versichert, wenn Gurth nicht aufs neue den Zorn Cedrics herausfordere, so werde ihm als einem treuen Sklaven gewiß verziehen werden,

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