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Ivanhoe

Ivanhoe

Titel: Ivanhoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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Ivanhoe. – »Das ist kein Schauspiel für Mädchen. Setz dich nicht der Gefahr aus, getötet und verwundet zu werden, und mach mich nicht auf ewig unglücklich, weil ich die Schuld daran trüge. Wenigstens decke dich mit dem alten Schild dort und zeige dich so wenig wie möglich am Fenster.«
    Mit staunenswerter Gewandtheit tat Rebekka, wie Ivanhoe ihr riet. Sie stellte sich nur an den untern Teil des Fensters und konnte hier deutlich sehen, was draußen vorging.
    »Der Rand des Waldes scheint ganz mit Bogenschützen bedeckt zu sein,« sagte sie, »aber nur wenige haben sich bis jetzt aus dem Schatten hervorgewagt.«
    »Könnt Ihr ein Banner sehen?«
    »Ein Feldzeichen ist nicht zu entdecken.«
    »Das ist seltsam,« sagte Ivanhoe. »Eine solche Festung erstürmen zu wollen, ohne ein Banner wehen zu lassen? – Könnt Ihr nicht sehen, wer die Anführer sind?«
    »Ich sehe einen Ritter in einer schwarzen Rüstung, er scheint die Hauptperson zu sein,« sagte Rebekka. »Er ist der einzige, der von Kopf bis zu Füßen bewaffnet ist, er scheint das Ganze zu leiten.«
    »Was für eine Devise hat er auf dem Schilde?«
    »Etwas, das aussieht wie ein eiserner Balken und ein blaues Vorlegeschloß auf blauem Felde, ist auf den schwarzen Schild gemalt.«
    »Ein Fesselschloß und Fesseln in blauem Felde?« sagte Ivanhoe; »wer das ist, der diese Devise führt, weiß ich nicht. Aber ich selber könnte sie jetzt wahrlich führen. Den Wahlspruch könnt Ihr nicht sehen? Auch sind sonst keine andern Anführer zu sehen?«
    »Keiner soweit ich sehen kann. Sie scheinen jetzt vorrücken zu wollen. Gott Zions, beschütze uns! welch fürchterlicher Anblick! Sie kommen mit großen Schilden und Schutzdächern aus Brettern heran, und dahinter kommen andere mit gespannten Bogen. Jetzt heben sie sie hoch. – Herr Gott des Himmels, verzeih denen, die du erschaffen hast!« Sie wurde in ihrer Beschreibung durch das Zeichen zum Sturmangriff unterbrochen, das von einem Jagdhorn gegeben und von einer Fanfare normännischer Trompeten wiederholt wurde. Dazwischen klang das Kriegsgeschrei der Parteien. Die Stürmenden schrien: Heiliger Georg für England! – die Normannen riefen: En avant de Bracy! Beauséant, beauséant! – Front-de-Boeuf à la ressource! – je nachdem, zu welchem der Anführer sie gehörten. Aber mit Lärm allein war es nicht getan. Die Angriffe der Belagerer fanden den heftigsten Widerstand. Die im Gebrauche des langen Bogens sehr geübten Schützen schossen immer alle auf einmal ab, und wo sich nur einer der Schloßmannschaft sehen ließ, traf ihn der Pfeil. Die Pfeile flogen dicht wie Hagelschauer und drangen dutzendweise durch jede Lücke und jedes Loch der Brustwehr. Durch diesen unausgesetzten Regen von Pfeilen wurde die Besatzung um zwei bis drei Tote und mehrere Verwundete verringert. Aber im Vertrauen auf ihre feste Stellung fochten die Mannen Front-de-Boeufs mit einer Hartnäckigkeit, gegen die der Ansturm trotz all seiner Wucht nichts vermochte. Die Angreifenden, die weniger in Deckung waren, hatten mehr Verluste als die Belagerten.
    »Und hier muß ich liegen wie ein kranker Mönch!« rief Ivanhoe. »Und der Kampf, der mir Freiheit gibt oder den Tod, wird von andern ausgefochten. Schaut noch einmal hinaus, gutes Mädchen, und seht, ob die Stürmenden Boden gewinnen.« Rebekka trat noch einmal an das Fenster, indem sie sich so mit dem Schilde deckte, daß man sie von unten nicht sehen konnte. »Was seht Ihr, Rebekka?« fragte der verwundete Ritter.
    »Nichts als eine Wolke von Pfeilen, die so dicht ist, daß sie das Auge nicht durchdringen kann. Die Schützen selber sind davor nicht zu sehen.«
    »Damit kommen sie nicht weiter,« sagte Ivanhoe. »Wenn sie nicht mit Macht vorgehen, mit den Pfeilen können sie keine Mauern und keine Außenwerke bewältigen. Seht Euch nach dem Ritter mit dem Fesselschloß um – seht zu, was er beginnt: er ist der Anführer, die andern werden nach seinen Befehlen handeln.«
    »Er ist nicht zu sehen,« sagte Rebekka. »Doch ja! jetzt sehe ich ihn! er führt einen Trupp an die äußere Schutzwand des Brückenkopfes. Sie reißen die Pfähle und Palisaden aus und hauen sie mit den Äxten nieder. Der schwarze Federbusch des Ritters weht über dem Haufen wie ein Rabe über dem Schlachtfeld. – Jetzt haben sie eine Bresche geschlagen. Sie dringen hinein – sie werden zurückgeworfen. Front-de-Boeuf führt die Verteidiger an. Ich sehe seine Riesengestalt im Gewühl. Sie dringen wieder bis an die

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