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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Beantworten Sie meine Fragen. Bringen wir es hinter uns.«
    »Okay, Finlay, bringen wir es hinter uns«, sagte ich. »Ich habe keine Adresse, weil ich nirgendwo wohne. Vielleicht werde ich eines Tages irgendwo wohnen, und dann habe ich eine Adresse und sende Ihnen eine Postkarte, die Sie sich in Ihr verdammtes Adreßbuch stecken können, wenn Sie darüber so verdammt beunruhigt sind.«
    Finlay starrte mich an und wog seine Möglichkeiten ab. Entschied sich für die geduldige Tour. Geduldig, aber hartnäckig. Als könne ihn nichts ablenken,
    »Woher kommen Sie?« fragte er. »Wie lautet Ihre letzte Adresse?«
    »Was meinen Sie genau mit: Woher kommen Sie?« fragte ich.
    Er preßte die Lippen zusammen. Bald hatte ich ihn soweit, und auch er würde sauer. Aber er blieb ruhig. Würzte seine Geduld mit eisigem Sarkasmus.
    »Okay«, sagte er. »Sie verstehen meine Frage nicht, also will ich sie erklären. Was ich meine, ist folgendes: Wo sind Sie geboren, oder wo haben Sie den größten Teil Ihres Lebens verbracht, den Sie in Ihrem sozialen oder kulturellen Kontext instinktiv als besonders wichtig betrachten?«
    Ich sah ihn einfach nur an.
    »Ich gebe Ihnen ein Beispiel«, sagte er. »Ich für meinen Teil bin in Boston geboren, in Boston aufgewachsen und habe dann zwanzig Jahre in Boston gearbeitet, so daß ich sagen würde - und ich denke, da stimmen Sie mir zu -, daß ich aus Boston komme.«
    Ich hatte recht gehabt. Ein Harvard-Typ. Ein Harvard-Typ, der die Geduld verlor.
    »Okay«, sagte ich. »Sie haben mir diese Fragen gestellt. Ich werde sie beantworten. Aber lassen Sie mich eins versichern: Ich bin nicht Ihr Mann. Bis Montag werden Sie wissen, daß ich nicht Ihr Mann bin. Also tun Sie sich selbst einen Gefallen. Hören Sie nicht auf zu suchen.«
    Finlay unterdrückte ein Lächeln. Er nickte ernst.
    »Ich bedanke mich für Ihren Rat«, sagte er. »Und Ihre Sorge um meine Karriere.«
    »Nichts zu danken«, sagte ich.
    »Fahren Sie fort«, sagte er.
    »Okay«, sagte ich. »Wenn ich Ihrer kunstvollen Definition folge, komme ich von nirgendwoher. Ich komme von einem Ort, der sich Militär nennt. Ich wurde auf der amerikanischen Militärbasis in West-Berlin geboren. Mein alter Herr gehörte zu den Marines, und meine Mutter war eine französische Zivilistin, die er in Holland kennengelernt hatte. Sie heirateten in Korea.«
    Finlay nickte. Machte sich eine Notiz.
    »Ich war ein Kind der Army«, sagte ich. »Geben Sie mir eine Liste aller amerikanischen Militärstützpunkte auf der Welt, und Sie haben eine Liste der Orte, wo ich gelebt habe. Ich ging in zwei Dutzend verschiedenen Ländern zur High School und war vier Jahre lang in West Point.«
    »Fahren Sie fort«, sagte Finlay,
    »Ich blieb in der Army«, sagte ich. »Militärpolizei. Ich diente und lebte wieder an all den Orten, wo ich vorher gewesen war. Dann, Finlay, nach sechsunddreißig Jahren Militär, zunächst als Kind eines Offiziers, dann selbst als Offizier, gab es für die Army keinen Bedarf mehr, weil die Sowjets den Geist aufgaben. Hurra also, jetzt bekommen wir den Lohn für den Frieden. Was für Sie bedeutet, daß Ihre Steuern für etwas anderes ausgegeben werden, für mich aber, daß ich ein sechsunddreißigjähriger arbeitsloser Ex-Militärpolizist bin, der als Landstreicher bezeichnet wird, und zwar von eingebildeten Zivilistenbastards, die keine fünf Minuten in der Welt bestehen könnten, in der ich jahrelang überlebt habe.«
    Er dachte einen Moment lang nach. War nicht beeindruckt.
    »Weiter«, sagte er.
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Also genieße ich im Augenblick mein Leben«, sagte ich. »Vielleicht finde ich irgendwann mal einen Job, vielleicht auch nicht. Vielleicht lasse ich mich irgendwo nieder, vielleicht auch nicht. Aber im Augenblick bin ich nicht daran interessiert.«
    Er nickte. Machte sich noch ein paar Notizen.
    »Wann haben Sie die Army verlassen?« fragte er.
    »Vor sechs Monaten«, sagte ich. »Im April.«
    »Haben Sie seitdem eine Arbeit gehabt?« fragte er.
    »Sie scherzen wohl«, sagte ich. »Wann haben Sie das letzte Mal Arbeit gesucht?«
    »Im April«, äffte er mich nach. »Vor sechs Monaten. Ich bekam diesen Job.«
    »Na, das ist schön für Sie, Finlay«, sagte ich.
    Mir fiel nichts anderes ein. Finlay starrte mich einen Moment lang an.
    »Wovon haben Sie gelebt«, fragte er. »Welchen Dienstgrad hatten Sie?«
    »Major«, sagte ich. »Sie gaben mir eine Abfindung, als sie mich rauswarfen. Das meiste davon habe ich noch.

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