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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Ich versuche, so lange wie möglich damit auszukommen, verstehen Sie?«
    Eine lange Pause. Finlay trommelte rhythmisch mit dem Ende seines Stifts.
    »Also lassen Sie uns über die letzten vierundzwanzig Stunden reden«, sagte er.
    Ich seufzte. Jetzt würde ich Probleme bekommen.
    »Ich kam mit einem Greyhound-Bus hierher«, sagte ich. »Stieg auf der Landstraße aus. Um acht Uhr heute morgen. Lief bis zur Stadt, kam zum Diner, bestellte Frühstück und aß es gerade, als Ihre Jungs hereinkamen und mich mitschleppten.«
    »Haben Sie hier irgendwas zu tun«, fragte er.
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin arbeitslos«, sagte ich. »Ich habe nirgendwo irgendwas zu tun.«
    Er schrieb das auf.
    »Wo sind Sie in den Bus gestiegen?« fragte er mich.
    »In Tampa«, sagte ich. »Fuhr dort letzte Nacht um Mitternacht ab.«
    »Tampa in Florida?« fragte er.
    Ich nickte. Er zog ruckend eine weitere Schublade auf. Nahm einen Busfahrplan heraus. Faltete ihn breit auseinander und fuhr mit einem langen, braunen Zeigefinger über die Seite. Der Mann war sehr gewissenhaft. Er sah zu mir herüber.
    »Da gibt es einen Schnellbus«, sagte er. »Fährt direkt Richtung Norden nach Atlanta. Kommt dort um neun Uhr morgens an. Hält aber um acht nicht hier.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich bat den Fahrer, anzuhalten«, sagte ich. »Er erklärte, er dürfe das eigentlich nicht, machte es aber trotzdem. Hielt extra wegen mir an und ließ mich raus.«
    »Sind Sie früher schon einmal hier gewesen?« fragte er.
    Ich schüttelte wieder den Kopf.
    »Haben Sie Verwandte in der Gegend?« fragte er.
    »Nein, nicht hier«, sagte ich.
    »Haben Sie sonstwo Verwandte?« fragte er.
    »Einen Bruder in DC«, sagte ich. »Arbeitet im Finanzministerium.«
    »Haben Sie Freunde hier in Georgia?«
    »Nein«, sagte ich.
    Finlay schrieb das alles auf. Dann gab es wieder eine lange Pause. Ich wußte genau, welche Frage jetzt kommen würde.
    »Warum also?« fragte er. »Warum sind Sie unfahrplanmäßig ausgestiegen und vierzehn Meilen im Regen zu einem Ort gegangen, wenn Sie keinen Grund dafür haben?«
    Das war die entscheidende Frage. Finlay hatte sie ohne weiteres gefunden. Ein Staatsanwalt würde das auch. Und ich hatte keine richtige Antwort darauf.
    »Was soll ich Ihnen antworten?« sagte ich. »Es war eine willkürliche Entscheidung. Ich war unruhig. Ich mußte ja irgendwo hin, nicht wahr?«
    »Aber warum hierhin?« fragte er.
    »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Der Mann neben mir hatte eine Landkarte, und ich pickte mir diesen Ort heraus. Ich wollte weg von den Hauptstraßen. Dachte, ich könnte in einer Schleife wieder zum Golf zurück, vielleicht weiter nach Westen.«
    »Sie pickten diesen Ort heraus?« fragte Finlay. »Erzählen Sie mir nicht so eine Scheiße. Warum sollten Sie sich diesen Ort herausgepickt haben? Er ist doch nur ein Name. Nur ein Punkt auf der Landkarte. Sie müssen einen Grund gehabt haben.«
    Ich nickte.
    »Ich wollte nach Blind Blake suchen«, sagte ich.
    »Wer zum Teufel ist Blind Blake?« fragte er.
    Ich sah, daß er Szenarien durchspielte, wie ein Schachcomputer mögliche Züge durchspielt. War Blind Blake mein Freund, mein Feind, mein Komplize, mein Mitverschwörer, mein Mentor, mein Gläubiger, mein Schuldner, mein nächstes Opfer?
    »Blind Blake war ein Gitarrenspieler«, sagte ich. »Starb vor sechzig Jahren, wurde möglicherweise ermordet. Mein Bruder hatte eine Aufnahme von ihm, auf der Hülle stand, daß es in Margrave passiert ist. Er schrieb mir darüber. Sagte, er sei ein paarmal im Frühling hiergewesen, weil er hier zu tun hatte. Ich dachte mir, ich fahr mal hin und überprüfe die Geschichte.«
    Finlay starrte mich verblüfft an. Das Ganze mußte ziemlich dünn für ihn klingen. Für mich hätte es auch ziemlich dünn geklungen, wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre.
    »Sie sind hierhergekommen, um einen Gitarrenspieler zu suchen?« fragte er. »Einen Gitarrenspieler, der vor sechzig Jahren gestorben ist? Warum? Sind Sie auch ein Gitarrenspieler?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Wie hat Ihnen Ihr Bruder geschrieben?« fragte er. »Wenn Sie keine Adresse haben?«
    »Er hat an meine alte Einheit geschrieben«, sagte ich. »Sie senden mir meine Post zu der Bank nach, wo meine Abfindung deponiert ist. Und die schickt sie mir, wenn ich um Geld telegrafiere.«
    Er schüttelte den Kopf. Machte sich eine Notiz.
    »Der Mitternachtsbus aus Tampa, richtig?« fragte er.
    Ich nickte.
    »Haben Sie noch Ihre Busfahrkarte?«
    »In dem

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