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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Wenn Ihre Aussage stimmt, werden wir das früh genug erfahren. Und wenn sie stimmt, kommen Sie vielleicht davon. Offensichtlich sind bei diesem Fall ein paar Einzelheiten in Sachen Timing und Methode entscheidend. Diese Einzelheiten sind bis jetzt noch unklar.«
    Er schwieg einen Moment und atmete wieder aus. Sah mich direkt an.
    »In der Zwischenzeit bin ich vorsichtig«, sagte er. »Auf den ersten Blick sieht es schlecht für Sie aus. Sie sind ein Gammler. Ein Landstreicher. Ohne Adresse, ohne Vergangenheit. Ihre Geschichte kann erstunken und erlogen sein. Vielleicht sind Sie auf der Flucht vor dem Gesetz. Vielleicht haben Sie in einem Dutzend Staaten Leute ermordet. Ich weiß es nicht. Man kann nicht von mir erwarten, daß ich den Zweifel zu Ihren Gunsten auslege. Warum sollte ich im Moment überhaupt Zweifel haben? Sie bleiben hinter Gittern, bis wir Klarheit haben. Okay?«
    Ich hatte nichts anderes erwartet. Ich hätte genau dasselbe gesagt. Aber ich blickte ihn an und schüttelte den Kopf. »Vorsichtig, sagen Sie?« entgegnete ich. »Na, das stimmt wirklich.«
    Er blickte zurück.
    »Wenn ich mich irre, spendiere ich Ihnen Montag das Mittagessen«, sagte er. »Bei Eno's, zur Entschädigung.«
    Ich schüttelte wieder den Kopf.
    »Ich brauche keinen Kumpel hier«, sagte ich.
    Finlay zuckte nur mit den Schultern. Schaltete den Kassettenrecorder aus. Spulte zurück. Nahm die Kassette heraus. Beschriftete sie. Er drückte den Summer der Gegensprechanlage auf dem großen Rosenholzschreibtisch. Bat Baker zurückzukommen. Ich wartete. Es war immer noch kalt. Aber ich war endlich trocken. Der Regen war aus dem Himmel über Georgia gefallen und hatte mich durchnäßt. Jetzt war die Nässe durch die trockene Büroluft wieder aufgesaugt worden. Ein Luftentfeuchter hatte sie aufgesaugt und durch ein Rohr abgeleitet.
    Baker klopfte und trat ein. Finlay befahl ihm, mich zu den Zellen zu begleiten. Dann nickte er mir zu. Das Nicken sollte bedeuten: Wenn sich herausstellt, daß Sie der falsche Mann sind, dann denken Sie daran, daß ich nur meinen Job getan habe. Ich nickte zurück. Mein Nicken sagte: Während Sie Ihren Arsch schützen, rennt ein Mörder draußen frei herum.

    Der Zellentrakt war nur eine breite Nische hinter dem großen Büroraum für die Mannschaft. Er war in drei separate Zellen mit senkrechten Gitterstäben aufgeteilt. Die gesamte Front bestand nur aus Gitter. In jede der Zellen führte eine Tür mit Scharnieren. Das Metall hatte einen sagenhaft matten Glanz.
    Sah aus wie Titan, In jeder Zelle Teppichboden. Sonst nichts. Keine Möbel, keine Bettnische. Das Ganze war eben die teurere Version der guten, alten Arrestzelle.
    »Keine Möglichkeit, hier zu übernachten?« fragte ich Baker.
    »Ausgeschlossen«, antwortete er. »Sie werden später ins Staatsgefängnis überführt. Der Bus kommt um sechs. Bringt Sie Montag zurück.«
    Er schlug scheppernd die Tür zu und drehte den Schlüssel um. Ich hörte, wie Bolzen rund um den Rand einrasteten. Elektrisch gesichert. Ich nahm die Zeitung aus meiner Tasche. Zog meinen Mantel aus und rollte ihn auf. Legte mich auf den Boden, den Mantel unter dem Kopf.
    Jetzt war ich richtig sauer. Ich würde übers Wochenende ins Gefängnis kommen, und nicht in der Arrestzelle eines Polizeireviers bleiben. Nicht, daß ich etwas anderes vorhatte. Aber ich kannte Zivilgefängnisse. Eine Menge Deserteure landen in Zivilgefängnissen. Aus dem einen oder anderen Grund. Die Staatspolizei benachrichtigt die Army. Militärpolizei wird gesandt, um sie zurückzubringen. Dadurch hatte ich Zivilgefängnisse kennengelernt. Ich war nicht gerade wild auf sie. Wütend lag ich auf dem Boden und lauschte auf die Geräusche aus dem Mannschaftsraum. Telefone klingelten, Schreibmaschinen klapperten. Die Rhythmen wurden schneller und wieder langsamer. Officer gingen hin und her und sprachen leise miteinander.
    Dann versuchte ich, die geborgte Zeitung zu Ende zu lesen. Eine Menge dummes Zeug über den Präsidenten und seine Kampagne stand drin, die ihm die Wiederwahl sichern sollte. Der alte Knabe war unten in Pensacola an der Golfküste. Er hatte sich zum Ziel gesetzt, den Haushaltsetat auszugleichen, bevor seine Enkel weiße Haare bekamen. Er beschnitt die Ausgaben wie ein Mann, der sich mit einer Machete einen Weg durch den Dschungel schlägt. Jetzt waren die von der Küstenwache in Pensacola dran. Sie hatten in den letzten zwölf Monaten eine Aktion durchgeführt. Mit großem Personalaufwand lagen sie

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