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Jack Taylor auf dem Kreuzweg

Jack Taylor auf dem Kreuzweg

Titel: Jack Taylor auf dem Kreuzweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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Bohermore, musste ein Laden für Sexutensilien wegen den Gegendemonstranten schließen. Der Besitzer sagte hämisch: »Die dachten, wir haben Sex in dem Laden.« Er fügte hinzu, die große Publicity habe den Erfolg seiner neuen Geschäftsräume in der Stadtmitte sichergestellt.
    Ich griff nach meinen Zigaretten, dann wurde mir klar, dass ich nicht mehr rauchte. Und selbst wenn ich noch geraucht hätte, wäre Rauchen da nicht erlaubt gewesen. Die Iren hatten – entgegen allen Erwartungen –, ohne zu murren, das neue Gesetz hingenommen. Hatten wir die Klöten eingebüßt?
    Aber jede Wette.
    Ich warf die Zeitung beiseite. Ein junger Mann mit langem, klitschigem Haar setzte sich mir gegenüber hin. Er hatte eine Dose Red Bull. Physisch sah er Cody überhaupt nicht ähnlich, aber er erinnerte mich an ihn, und das tat so weh wie der schwarze Kaffee, den ich mir hätte bestellen sollen.
    Außerdem erinnerte er mich an Joey Ramone. Er schlürfte aus der Dose, und mit schlürfte meine ich schlürfte – schon wenn man gut drauf ist, eines der ärgerlichsten Geräusche schlechthin, aber bei Stinklaune fast unerträglich. Ich wollte ihm über den Tisch eine langen, brüllen: Ein bisschen Benehmen, wenn ich scheißenochmal bitten darf! Überwand den Impuls, trank den latte aus und zog einen doppelten Espresso in Betracht. Der Junge sah mich an. Bildete ich mir das ein, oder lächelte er süffisant?
    Ich starrte zurück, fragte: »Kenne ich Sie?« Ließ ein bisschen Saures in die Frage tröpfeln.
    Er trank die Dose aus, begann sie zu zerquetschen, bis man die ursprüngliche Form nicht mehr erkennen konnte, strich sich lange Haarsträhnen aus den Augen, antwortete: »Tut mir leid, Sir, ich war mit den Gedanken ganz woanders.«
    Der Sir hatte was.
    In einem der Läden spielte ein Radio, und ich hörte Morrissey mit seinem aktuellen Hit, »First of the Gang to Die«. Da überläuft es mich, hat so was Prophetisches. Der Junge starrte eine Narbe auf meiner Backe an, Ergebnis einer üblen Abreibung, die mir zwei Brüder verpasst hatten, die keine Landfahrer mochten.
    »Ist das von einem Messer?«
    Ich fasste die Stelle an. Ich versuchte immer noch, mich an die seltsame Tatsache zu gewöhnen, dass sich meine Stimme verändert hatte, seitdem ich nicht mehr rauchte – eine Million Lullen weggequalmt, mit Fusel drübergespült, weniger heiser als vielmehr im Arsch. Ein bisschen bewunderte ich die Frechheit von dem Knaben und fragte: »Woran merken Sie so was? Sind Sie beim Barras?«
    Nicht dass ich das angenommen hätte. Dazu war er zu zerbrechlich.
    Er grinste, antwortete: »Nein, nur aus London.«
    Er kratzte sich die Arme. Ich diagnostizierte Speed-Juckreiz, und dann fing er an zu reden, erbrach sich förmlich, der Mund unfähig, mit der Gedankenflut Schritt zu halten. »Haben Sie schon mal die Libertines gehört? Pete Doherty, der Sänger, ist, praktisch, bereits total zugegiftet, und die Black Keys, 10 AM Automatic, voll fetter, voll krasser Blues, und Prodigy muss ich mir noch holen. Dunst, der lebt den Traum, aber hallo, und wenn Sie je nach London kommen, müssen Sie Roots Manuva hören, der ist praktisch – «
    Er hielt inne, verlor den Faden, dann: »Rap, scharf wie Iltispisse, aber komisch, wissen Sie?«
    Hielt den Rand, merkte, dass er mir eine Minivorlesung über Musik gehalten hatte, genau wie Cody, ohne dass ich Musik je erwähnt hatte. Also gönnte ich ihm ein Ruhepäuschen, sagte: »Sie mögen Musik, Kleiner?«
    Seine Aufmerksamkeitsspanne war genau wie die von Cody. Eben war er noch ganz nah an einem dran, im nächsten Moment, peng, war er wieder weg, als wären ein Gedanke, ein Thema, bereits zu viel. Er stand auf. »Man sieht sich.«
    Pause, dann: »Stutzer.«
    Der Film Wayne’s World hat viel damit zu tun. Er war einer von Codys Lieblingsfilmen. Ich wusste keine Antwort darauf, damals nicht, jetzt nicht. Ich nickte einfach, und er latschte davon, so halb gebückt, wie das die jungen Leute zu tun pflegen, um zu sagen: Was geht’s mich, praktisch, scheiß doch der Hund drauf, an?
    Eine Kellnerin begann, den Tisch abzuräumen. Sie hielt die verbogene Red-Bull-Dose hoch, angewidert, zeigte auf mein Plundergebäck. »Essen Sie das noch?«
    Ich sah sie an und fragte: »Mögen Sie The Prodigy?«
    Ich hatte ein Handy. Nicht dass es je klingelte, aber es gab mir das vage Gefühl, vernetzt zu sein, also lud ich es pflichtbewusst jeden Tag auf. Trug es wie ein trauriges Gelübde mit mir herum.
    Ging zu McSwiggan’s.

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