Jack Taylor fährt zur Hölle
bereits. Rief Undine an, sagte:
»Wenn ich sichergehen wollte, dass Sie auf einen Einbruch reagieren, wie würde ich das arrangieren?«
»Was?«
»Sie haben mich gehört.«
»Was planen Sie?«
»Undine, Sie werden auf einen Einbruch reagieren. Im Verlauf Ihrer Ermittlung werden Sie ein anderes Verbrechen aufklären, ein Kapitalverbrechen. Wieder ein paar Sprossen auf der Karriereleiter.«
»Es gefällt mir nicht, wie sich das anhört.«
»Glauben Sie an Gerechtigkeit, oder machen Sie nur Wind?«
Langes Schweigen, also sagte ich:
»Sie werden mir da vertrauen müssen.«
»Das ist der schwere Teil.«
Ich riskierte den Bankrott, fügte hinzu:
»Ihr Onkel hätte mir vertraut.«
Tiefer Seufzer, dann:
»Ich müsste in der Telefonzentrale sein, wenn der Anruf reinkommt.«
»Sagen Sie mir die Uhrzeit.«
»Kurz nach sechzehn Uhr.«
»Okay, sorgen Sie dafür, dass Sie um die Zeit da sind. Jetzt hören Sie genau zu: Wenn Sie in dem Haus sind, müssen Sie sich auf jeden Fall den begehbaren Wandschrank im Schlafzimmer ansehen. Da werden Sie einen Stapel Pullover auf einem Regalbrett sehen. Durchsuchen Sie sie sorgfältig. Alles klar, Nic an Iomaire?«
»Sie haben meinen Namen gesagt.«
»Was?«
»Nic an Iomaire. Sie haben ihn gesagt; Sie haben das irische Original verwendet.«
»Ja, äh, dann sehen Sie mal zu, dass Sie da sind, wenn der Anruf kommt.«
Ich legte auf.
Dann rief ich Kirsten an; allegretto sagte sie:
»Hallo!«
»Kirsten, hier ist Jack.«
»Wie geht es dir, Jack?«
»Gut. Hör zu, ich muss dich sehen.«
»Wo und wann, Geliebter?«
»Viertel vor vier bei Jury’s. Bestell Champagner; wenn ich mich ein bisschen verspäte, fang ohne mich an. Vielleicht werde ich noch kurz aufgehalten.«
»Was feiern wir?«
»Es ist eine Überraschung.«
»Ich liebe Überraschungen.«
»Diese wird ein echter Knaller.«
Klick.
Um 15:30 Uhr war ich bei ihrem Haus. Ein paar Minuten später erschien ein Auto, ein BMW , Kirsten am Steuer. Sie bog links ab, fuhr den Taylor’s Hill hinunter. Ich ging in die Einfahrt und näherte mich der Haustür. Zwei harte Tritte genügten, ich zog mir Handschuhe an und ging hinein. Warf mit Sachen um mich, stellte ein Zimmer nach dem anderen auf den Kopf. Dann die Treppe hoch, das Schlafzimmer verwüstet, die Tür zum begehbaren Wandschrank aufgerissen. Tief eingeatmet, dann Klamotten und Schuhe auf dem Fußboden verstreut. Der Pulloverstapel war da, wo ich ihn mir gemerkt hatte. Ich brachte ihn in Unordnung, griff dann in meine Tasche, holte Michael Nevilles Pistole und Briefumschlag mit seinem Namen und seiner Adresse heraus und steckte das alles unter die Pullover. So, dass der Umschlag ein wenig hervorlugte. Sah auf die Uhr: 15:45 Uhr.
Um drei Minuten vor vier war ich in einer Telefonzelle, rief bei der Polizei an, meldete den gerade stattfindenden Einbruch und legte auf. Gegen 16:15 Uhr hatte ich die Threadneedle Road hinter mir gelassen und war auf der Salthill Promenade. Der Anblick der Bucht machte das, was er immer machte.
Gute Laune.
Deutsche Erstausgabe
1. Auflage
© by Atrium Verlag AG, Zürich, 2010
Alle Rechte vorbehalten
Die Originalausgabe erschien 2003
unter dem Titel The Magdalen Martyrs
bei Brandon, Dingle
© Ken Bruen, 2003
Aus dem Englischen von Harry Rowohlt
Cover: Rothfos & Gabler, Hamburg
Cover-Motiv: © Thierry Prat / Sygma / Corbis
E-Book-Umsetzung: Reemers Publishing Services GmbH, Krefeld
ISBN 978-3-03792-004-6
www.atrium-verlag.com
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