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Jack Taylor fährt zur Hölle

Jack Taylor fährt zur Hölle

Titel: Jack Taylor fährt zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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Pflegerin machte sich auf in die Küche. Ich sagte:
    »Rufen Sie mich an, wenn eine Änderung eintritt.«
    Ich war an der Haustür, als sie sagte:
    »Ich kann verstehen, dass es schwierig für Sie ist.«
    Ich wollte mich umdrehen, ihr ihr Verständnis um die Ohren hauen, begnügte mich aber mit:
    »Schwierig? Stimmt, das ist es.«
    Ich hoffe, ich habe die Tür nicht zugeknallt.
    Ich ging die College Road entlang, ein Gefühl von Schwärze auf den Fersen. Wenn ich mich umdrehte, würde sie sich, meinte ich, um mich wickeln. Die Versuchung, die Dunkelheit zu umarmen, war zwingend. Der Refrain aus dem Todestrakt, »Toter Mann unterwegs«, spielte immer wieder in meinen Ohren ab. Alkoholiker leben von Tag zu Tag mit dem Gefühl, das Verhängnis stünde unmittelbar bevor.
    Als ich zum Fair Green kam, fuhr gerade ein Reisebus los. Ein überwältigender Wunsch, in ihm zu sitzen, nahm mich gefangen. Ich setzte mich aufs Mäuerchen, ohne Aussichten, Träume und Pläne.
    Der totalen Kapitulation so nah wie noch nie.
    In einem dieser unerklärlichen Momente von mehr-Glück-als-Verstand setzte sich ein lädierter Penner neben mich. Er breitete ein halbes Dutzend Plastiktüten zu seinen Füßen aus. Aus einer wählte er eine Flasche Buckfast, stellte sie sich auf den Kopf. Ich war nicht weiter von ihm entfernt als eine Zigarettenlänge, sah ihn direkt an. Er nahm weder mich noch sonst wen wahr.
    Er begann zu singen, wieder ABBA . Ich konnte es nicht glauben.
    »Fernando«.
    Seine Stimme war klar, mit einer Stilsicherheit, die mich erstaunte. Ich spürte Tränen in den Augen und schalt mich wegen krasser Sentimentalität. ABBA …! Ich mein e … Aber ehrlich jetzt.

»Ich schrieb, ohne zu lügen. Wenn einem also Selbsthilfeschriftsteller raten, man solle das innere Kind finden, nehme ich an, dass ich nicht gemeint bin.«
    Andrea Dworkin, Heartbreak

F rühmorgens rief mein Anwalt an. Er fing an mit:
    »Sie sind für den Schaden aufgekommen, den Sie an der Drogerieschaufensterscheibe verursacht haben.«
    »Bin ich.«
    »Das hat geholfen.«
    »Hat es das?«
    »Oh ja. Ich kann Ihnen mitteilen, dass die anderen Anklagepunkte fallen gelassen wurden.«
    »Sogar die von der Polizei?«
    »Ich spiele Golf mit Clancy. Ein überaus entgegenkommender Bursche. Von sich aus möchte er bestimmt keine Anklage aufrechterhalten.«
    »Er hat das gesagt?«
    »Nicht wörtlich, aber Sie waren ja mal Polizist.«
    »Ich bin verblüfft.«
    »Das ist mein Job, Menschen verblüffen.«
    »Was kann ich sagen? Danke.«
    »Danken Sie nicht mir.«
    Und er legte auf.
    Ich rief Kirsten an. Dauerte ein bisschen, bis sie ranging, dann:
    »Ja?«
    »Kirsten, hier ist Jack.«
    Einen Augenblick, dann:
    »Du hast eine gute Neuigkeit gehört, glaube ich.«
    »Ja, ich nehme an, dass du da etwas Einfluss ausgeübt hast.«
    »Das nimmst du an?«
    »Hast du Einfluss ausgeübt?«
    »Ich sehe dich äußerst ungern in den Knast gehe n … und andere auch nicht.«
    »Ich weiß es zu schätzen.«
    »Dann zeig das mal.«
    Klick.
    Der Nachmittag war hell, eine Andeutung von Hitze lag in der Luft. Ich ging zu Fuß nach Newcastle. Zeit, Rita Monroe ins Auge zu blicken. Ich wollte ihre Reaktion sehen, wenn ich ihr sagte, dass ich wusste, wer sie war. Vielleicht erinnerte sie sich nicht einmal mehr an Bills Mutter, aber an das Magdalenenstift erinnerte sie sich bestimmt, dafür würde ich schon sorgen.
    Als ich bei ihr klingelte, bummerte mir das Herz. Nichts. Ich trat zurück, um zu den Fenstern hinaufzusehen. Ein Mann kam aus dem Nebenhaus, sagte:
    »Da macht niemand auf.«
    »Warum nicht?«
    »Sie ist tot.«
    »Was?«
    »Ein Herzinfarkt, genau da, wo Sie jetzt stehen. Sie war einkaufen gewesen; die ganze Ware war über den Bürgersteig gekullert.«
    »Wann?«
    »Vor drei Tagen.«
    Er sah mich prüfend an, sagte:
    »Sie sind kein Verwandter?«
    »Nein.«
    »Wusst ich’s doch. Sie ist immer sehr für sich geblieben. Durchaus höflich, aber freundlich könnte man sie nicht nennen. War vorher Lehrerin, habe ich gehört.«
    Ich wandte mich zum Gehen, und er sagte:
    »Das Haus wird verkauft, nehme ich an.«
    Fügte dann hinzu:
    »Hauptsache, es wird nicht an Studenten vermietet. Mensch, das wäre mal wieder typisch.«
    In den nächsten paar Wochen verhielt ich mich still, schränkte das mit den Pillchen stark ein und rationierte meinen Ethanolkonsum auf wenige pints am Abend. Gelang mir, dem Whiskey fernzubleiben. Ich war fast clean, oder doch so clean, wie ich nur hoffen konnte.
    Und

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