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Jack Taylor fährt zur Hölle

Jack Taylor fährt zur Hölle

Titel: Jack Taylor fährt zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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Gesichts sind gelähmt, und sie hat ihr Sprechvermögen noch nicht wiedererlangt. Sie bekommt alles mit und erholt sich zusehends.«
    Ich nickte, und sie fuhr fort:
    »Ihre Mutter ist eine Heilige. All die guten Werke, die sie in der Gemeinde verrichtet hat. Ich habe sie immer bewundert.«
    Sie schwieg. Das war mein Einsatz. Jetzt war ich mit meinem Teil des Nachrufs dran. Ich fragte:
    »Kann ich sie sehen?«
    Ich wäre entzückt gewesen, wenn sie das abgelehnt hätte, aber sie sagte:
    »Natürlich. Sie ist oben. Ich komme mit.«
    »Nicht nötig, Sie haben Ihren Tee.«
    Sie bestand nicht darauf. Ich ging hoch, wartete kurz, klopfte. Schnallte dann, dass sie nicht »Herein!« sagen konnte. Ich trat ein. Hätte man meine damaligen Gefühle mit einem Text versehen wollen, wäre dieser angebracht gewesen:
    Maria, Mutter der zölibatären Geistlichen, die sich von der menschlichen Liebe abgewandt hatten, hätte Augustinus die perfekte himmlische Projektion seiner eigenen dominanten Mutter geboten.
    Aus: Wie die Iren die Zivilisation retteten von Thomas Cahill.
    Ich hatte mich darauf vorbereitet, dass sie anders aussehen würde. Hatte mich nicht gut genug vorbereitet. Sie war eine alte Frau. Die eine Charaktereigenschaft, die sie immer besessen hatte, war Energie gewesen. Sicher, es war die dunkle Sorte, nicht aus einer Quelle der Güte gespeist. Basierte mehr auf einem Gefühl des Grolls und einer tiefen Bitterkeit. Was es auch sonst gewesen sein mag, es versorgte sie mit Brennstoff, sodass sie immer in Bewegung gewesen zu sein schien.
    Sie saß auf einem Sessel, und ihr ganzer Körper hatte sich verringert, als wäre sie in sich zusammengebrochen. Der rechte Arm lag nutzlos auf ihrem Schoß, ihr Gesicht war verzerrt, und eine Spur Speichel rann ihr von den Lippen. Ihr Haar, einst ein schimmerndes Schwarz, war vollkommen weiß.
    Das Schlimmste: ich wusste nicht, wie ich sie anreden sollte. Ich stand nah bei ihr, sagte:
    »Mutter.«
    Genau so gestelzt und unnatürlich hörte sich das an. Ich setzte mich aufs Bett, fiel aber eigentlich fast um. Ich dachte, meine Mutter hätte die Fähigkeit eingebüßt, diesen Effekt auf mich auszuüben. Ihre Augen hatten einen stumpfen Glanz, sahen nichts. Sie nahm meine Anwesenheit nicht wahr.
    Die Stille war verstörend.
    Ich hatte sie nie ohne beständiges Gelaber erlebt, meist mit Beschuldigungen und vagen Drohungen durchschossen, aber eindeutig lebendig. Ich sagte:
    »Ich bin’s, Jack.«
    Und fühlte eine Enge in der Brust, fügte hinzu:
    »Dein Sohn.«
    Ich versuchte mich zu erinnern, wann ich ihr nah gewesen war. Kein einziger Vorfall tauchte auf. Woran ich mich aber sehr wohl erinnerte, das war die konstante Herabsetzung meines Vaters. Er ertrug sie ohne Vergeltung. Als meine Leidenschaft für Bücher wuchs, hatte er mich ermuntert. Hatte ein großes Regal gebaut, für das meine Mutter nur Verachtung übrighatte.
    »Bücher! Die sollen wohl die Miete zahlen.«
    Außerdem hatte ich Hurling entdeckt. Die zwei, Bücher und Sport, hielten jeden Augenblick besetzt. An meinem ersten Tag in Templemore hatte meine Mutter die Bücher verkauft und das Regal verbrannt. Mein Vater sagte:
    »Deine Mutter hatte ein schweres Leben.«
    Vielleicht war es mein erstes erwachsenes Bewusstsein. Ich hatte geantwortet:
    »Und will uns unseres noch schwerer machen.«
    Jetzt war sie an der Reihe. Ich ging zum Waschbecken, nahm ein Handtuch, ging damit zu ihr. Wischte ihr vorsichtig die Spucke vom Mund, dachte:
    »Was würde es mich kosten, sie zu umarmen?«
    Schaffte es nicht.
    Als ich bei der Polizei rausgeflogen war, sagte sie:
    »Ich hab gewusst, dass aus dir nichts wird.«
    Je schlechter ich mich benahm, desto besser passte das zu ihrem Martyrium. Ich starrte ihre Hilflosigkeit an und sagte:
    »Man sollte meinen, jetzt wäre es an der Zeit für eine Versöhnung. Aber was ist e s … ? Traurig ist es.«
    Ich ging zur Tür, wollte zurückblicken, aber sie war mir bereits in die Seele gebrannt. Ich ging hinunter, die Pflegerin erschien und fragte:
    »Ist es gut verlaufen?«
    »Ja.«
    »Ich bin sicher, es hat ihr sehr gutgetan.«
    Ich konnte nicht anders, fragte:
    »Was macht Sie so sicher?«
    Sie zögerte nervös, dann:
    »Ich meine, zu wissen, dass ihr Sohn da ist.«
    »Einen Scheiß weiß sie.«
    Die Wildheit verblüffte uns. Ich hatte nicht so vom Leder ziehen wollen, aber jetzt hatte sie es abgekriegt. Ich sah meine rechte Hand an, so fest ums Geländer gekrampft, dass sie durchscheinend wirkte. Die

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