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Jack Taylor fliegt raus

Jack Taylor fliegt raus

Titel: Jack Taylor fliegt raus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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fort:
    »Das hätte ich nicht sagen sollen. Das war echt nicht nett.«
    »Ach, vergessen Sie’s.«
    Großherzigkeit steigt einem leicht zu Kopfe. Großherzigkeit macht dumm. Ich sagte:
    »Also doch Lust auszugehen, kleinen Happen schnappen?«
    »Nein, das könnte ich nicht.«
    »Was?«
    »Sie sind zu alt.«
    An jenem Abend, im Schutze der Dunkelheit, schlich ich hinaus und machte ihr einen neuen Platten.
    Ich lese. Ich lese viel. Wenn ich nicht auf der Rolle bin, ziehe ich mir Gedrucktes rein. Hauptsächlich Krimis. Neulich habe ich Derek Raymonds Autobiografie Der versteckte Aktenordner fertig gelesen.
    Klasse Buch.
    Der kann’s.
    Dass der Suff ihn schließlich aus dem Verkehr gezogen hat, machte ihn mir zusätzlich sympathisch. Über meinen Badezimmerspiegel habe ich mir dies hier von ihm gehängt:
    Existenz ist manchmal das, was ein Artilleriekundschafter durch den Feldstecher von den feindlichen Linien sieht. Ein entfernter und beunruhigender Anblick, plötzlich mit einem Übermaß an obszönen Details scharf erkennbar.
    Es sind die obszönen Details, die ich mit jedem Glas auslöschen möchte. Aber sie sind direkt in meine Seele geätzt, übel und stinkig. Nichts, was man abschütteln könnte.
    Gott weiß, ich hab’s versucht. Seit dem Tod meines Vaters habe ich mich fast an jedem Tag auf den Tod konzentriert. Ich trage ihn, wie einen halb auswendigen Liedtext, mit mir herum.
    Ein Philosoph, Rochefoucauld, hat geschrieben, dass der Tod wie die Sonne ist. Niemand kann ihn ungeschützt anstarren. Ich habe mich durch Bücher über den Tod geackert.
    Sherwin Nuland, Wie wir sterben
    Bert Keizer, Das ist das Letzte
    Thomas Lynch, Das Unterfangen
    Ich weiß nicht, ob ich
    Antworten
    Trost
    Verständnis
    gesucht habe.
    Gefunden habe ich sie nicht.
    In meinen Eingeweiden hatte sich ein Loch geöffnet, das sich immer wund anfühlte. Nach der Beerdigung sagte der Pfarrer:
    »Die Zeit heilt alle Wunden.«
    Ich wollte grölen »Scheiß drauf, ich will nicht, dass die Wunde heilt. Sie soll eitern, damit ich sie nicht vergesse.«
    Mein Vater war ein prima Mann. Ich weiß noch, als ich ein kleiner Junge war, hat er plötzlich alle Küchenmöbel weggeräumt. Die Stühle, Tische, alles gegen die Wand gestapelt. Dann nahm er meine Mutter bei der Hand und die beiden tanzten in der Küche herum. Gelächter gurgelte in ihrer Kehle und sie rief:
    »Du Blödmann.«
    Egal, was passierte, er hat immer gesagt:
    »Solang man noch tanzen kann, liegt man vorne.«
    Er hat getanzt, solang er konnte.
    Ich tanze nie.

 
     
     
    »Wir erinnern uns nicht an tote Kinder,
    wir träumen von ihnen.«
    Thomas Lynch, Das Unterfangen

I ch besuchte das Grab des toten Mädchens. Sie war auf dem Friedhof in Rahoon beerdigt. Wo Nora Barnacles toter Liebhaber liegt.
    Ich kann nicht erklären, was ich da ermitteln wollte. Das Grab meines Vaters ist dort auf dem kleinen Hügel. Ich war zu struppig, um Guten Tag zu sagen. Ich stahl mich lieber an ihm vorbei. Es gibt so Tage, da spüre ich seinen Verlust zu schmerzhaft, um Guten Tag zu sagen.
    Sarah Hendersons Grabstelle war unten in der Nähe der Ostmauer. Einer der wenigen Orte, die Sonne abkriegen. Auf einem provisorischen Kreuz stand:
    SARAH HENDERSON
    Sonst nichts.
    Ich sagte:
    »Sarah, ich werde tun, was ich kann.«
    Draußen fand ich eine Telefonzelle und rief Cathy B. an. Beim neunten Mal Klingeln meldete sie sich:
    »Was?«
    »Bwoa, Cath y … Reizende Telefonmanieren.«
    »Jack?«
    »Ja.«
    »Wie geht’s?«
    »Ich bin vor dem Friedhof.«
    »Besser als drauf. Oder drin.«
    »Kannst du was für mich erledigen?«
    »Absolut. Ich brauch die Kohle.«
    Ich sagte ihr, worum es ging, erklärte ihr die Einzelheiten, sagte:
    »Sprich mit ihren Schulkameraden, mit ihrem Freund un d … «
    »Sag mir nicht, wie ich meinen Job zu machen habe.«
    »Tut mir leid.«
    »Soll es auch. Ich ruf in ein paar Tagen an.«
    Klick.

V or etwa einem Jahr war ich spät auf dem Nachhauseweg am Kanal entlang. Nach Mitternacht boxt da der Papst. Trink-Akademie, Giftler, Ökokrieger, Enten und die unverstellten Irren. Ich passte nahtlos rein.
    Ein Nicht-Mitbürger bot mir seine Jacke zum Kauf an, aber sonst gab es keine Vorkommnisse. Als ich ans Ende des Kanals kam, sah ich ein Mädchen, das vor einem Mann kniete. Einen uninspirierten Augenblick lang dachte ich, er bekäme einen geblasen. Bis ich sah, wie sich seine Hand hob und dann auf ihren Kopf knallte. Ich kam von hinten und schallerte ihm meinen Ellbogen in den

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