Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jack West 02 - Die Macht der sechs Steine

Jack West 02 - Die Macht der sechs Steine

Titel: Jack West 02 - Die Macht der sechs Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Reilly
Vom Netzwerk:
behandschuhten Hand. Seine eiskalten blauen Augen starrten in die des Sportlehrers.
    »Mr. Naismith. Todd. Meine Tochter ist ein gutes Mädchen. Und ich habe, was ihren Teamgeist und ihre Loyalität betrifft, keinerlei Probleme mit ihr. Ich entschuldige mich dafür, falls sie Sie beleidigt haben sollte. Den Dickschädel hat sie von mir. Andererseits ... «
    West drückte den Softball mit seiner mechanischen linken Hand zusammen, bis er mit einem leisen Knirschen zerbröselte. Die zähen Brocken rieselten ihm durch die Finger auf den Boden, und die Lederhaut fiel schlaff hinterher.
    Mr. Naismith riss die Augen auf. Von einem Moment zum anderen war sein Selbstbewusstsein wie weggeblasen.
    »... andererseits sollten Sie es vielleicht einmal damit versuchen, sie auf einem gedanklich etwas höheren Niveau anzusprechen. Die Ergebnisse sind dann möglicherweise erfreulicher. Ach ja, und noch etwas, Mr. Naismith ... ich meine, Todd. Wenn ihr kleiner Freund Alby Calvin keine Lust auf Fußball hat, dann sollten Sie ihn nicht dazu zwingen. Damit machen Sie nur seine Mutter nervös. Das wäre dann alles.« Mit diesen Worten verließ Jack Todd Naismith, der mit offenem Mund zurückblieb.
    So lebte Lily also für die Ferien und Wochenenden, wo sie auf die Farm zurückkehren und sich mit ihren alten Freunden treffen konnte.
    Wizards Besuche waren immer ein Highlight, obwohl sie im Laufe der Monate seltener wurden. Wie er sagte, arbeitete er gerade an einem sehr wichtigen Projekt, mit dem er sich schon sein ganzes Leben lang beschäftigte.
    Lily war begeistert, wenn sie in seinen Aufzeichnungen las, die immer voller alter Rätsel und Symbole steckten. Gelegentlich half sie Wizard sogar, einige alte Inschriften
    zu übersetzen, die im Wort des Thoth geschrieben waren, einer uralten Sprache, die außer ihr nur noch ein einziger Mensch in der Welt lesen konnte.
    Zweimal brachte Wizard seinen Partner Tank Tanaka mit auf die Farm.
    Lily mochte Tank, er war schlau, knuddelig und lustig. Bei seinem zweiten Besuch brachte er Lily ein Spielzeug aus seiner Heimat Japan mit, einen kleinen Roboterhund, der Aibo hieß und den die Sony Corporation entwickelt hatte. Bald hatte Lily ihn in Sir Barksalot umbenannt, und ebenso schnell hatte sie angefangen, Horus damit zu terrorisieren. Nachdem Wizard ein bisschen gebastelt hatte, waren Sir Barksalots Infrarot-Sensoren noch empfindlicher, und nun bellte er sogar im Dunkeln, wenn sein Bewegungsmelder etwas aufschnappte. Das lud förmlich ein zu tollen Versteckspielen mit Alby, wobei die Aufgabe darin bestand, auf dem Bauch an dem hyperaufmerksamen Hunderoboter vorbeizukriechen.
    Außerdem hatte Tank an seinem rechten Unterarm eine Tätowierung, die Lily faszinierte: ein japanisches Schriftzeichen auf einer japanischen Fahne. Lily, die sich immer schon für neue Sprachen interessiert hatte, versuchte das Zeichen eines Tages im Internet zu finden, konnte es aber nirgends entdecken.
    Und es gab noch etwas, das Lily an Tank überraschte: Schon bei ihrer ersten Begegnung war ihr die ungeheure Trauer aufgefallen, die ihn umgab, die Leere in seinen Augen.
    Als sie ihn irgendwann fragte, was los sei, erzählte er ihr aus seiner Kindheit.
    »Ich war noch ein kleiner Junge, ungefähr so alt wie du, da zog mein Land in den Krieg gegen Amerika. Ich wohnte damals in Nagasaki, einer wunderschönen Stadt. Aber als sich das Kriegsglück gegen unser Land wandte und die amerikanische Air Force unsere Städte nach Belieben bombardierte, schickten meine Eltern mich weg aufs Land, wo ich bei meinen Großeltern bleiben sollte.
    Meine Eltern waren an dem Tag in Nagasaki, als die Amerikaner ihre schreckliche Bombe auf die Stadt abwarfen. Meine Eltern wurden nie gefunden. Sie waren einfach ausgelöscht worden, nur noch Staub.«
    Lily wusste genau, was es bedeutete, wann man seine Eltern verlor. Sie hatte ihre eigenen nie kennengelernt, und so entwickelte sich eine besondere Verbundenheit zwischen ihr und Tank.
    »Ich bin noch nicht sehr groß«, sagte sie feierlich, »aber eines der wichtigsten Dinge, die ich im Leben gelernt habe, ist, dass man zwar nie eine echte Familie ersetzen kann, aber dass einem die Freunde zu einer neuen werden können.«
    Gerührt sah Tank sie an, und Tränen traten ihm in die Augen. »Du bist aber schon sehr weise für so ein junges Mädchen, Lily. Ich wünschte, ich könnte die Welt so sehen wie du.«
    Diese letzte Bemerkung verstand Lily nicht so recht, aber sie lächelte trotzdem. Es schien ihm

Weitere Kostenlose Bücher