Jack West 03 - Der fünfte Krieger
Testament machen.«
Sie erreichten die obere Hälfte der zerstörten Brücke und eilten ihre Stufen hinunter.
Jack packte Schild und Pistole und sprang, ohne stehen zu bleiben.
Er segelte durch die Luft und setzte über den Abgrund hinweg, bevor er mit einem dumpfen Geräusch auf dem unteren Teil der Brücke landete.
Er drehte sich um und winkte Wizard aufmunternd zu. »Los, Max!«
Wizard schien zu zögern, doch dann biss er sich auf die Unterlippe, nahm Anlauf und sprang.
Der alte Mann flog nicht so elegant durch die Luft wie Jack, und auch nicht so sportlich.
Er knallte mit der Brust gegen die oberste Stufe des unteren Teils. Seine Finger versuchten verzweifelt Halt zu finden, während seine Beine über dem fünfzig Meter tiefen, mit menschlichen Gebeinen gefüllten Graben baumelten.
Kaum konnte er sich endlich halten, als Jack auch schon sein Handgelenk zu fassen bekam und ihn hochzog. »Habe ich dir nicht gesagt, du schaffst das?« »Inzwischen sollte ich eigentlich wissen, nicht an dir zu zweifeln, Jack ... «
»Ja, das sollte er, Jack«, sagte eine andere Stimme. Sie blickten überrascht auf. »Das sollte er wirklich.«
Uber ihnen, auf dem oberen Ende der zerstörten Stufenbrücke, stand Wolf. Er hatte eine japanische Armbrust auf sie gerichtet.
Jack und Wizard waren Wolf wehrlos ausgeliefert: Jack lag flach auf der Treppe und hielt den von der zerstörten Brücke hängenden Wizard fest.
Wolf blickte finster auf sie herab. »Jetzt bist du schon zweimal von den Toten zurückgekehrt, mein Sohn. Anscheinend ist der Huntsman eine schwer zu zerquetschende Spinne.«
Jack antwortete nicht. Um Wizard helfen zu können, hatte er seine Pistole weggesteckt, und den Schild hatte er sich auf den Rücken geworfen, wo er ihm jetzt keinen Schutz bot. Er blieb einfach reglos liegen, hielt Wizard fest und spähte zu der Schatzkammer hinüber, ob Rapier sich dort irgendwo
herumtrieb. Von seinem tief gelegenen Blickpunkt aus konnte er ihn jedoch nirgendwo sehen.
Wolf grinste. »Bedauerlicherweise ist die Zeit knapp, und ich muss los. Aber wenn ich dein Leben schon nicht zerstören kann, Jack, so kann ich dir vielleicht wenigstens den Mut rauben.«
Wolf hob die Armbrust, und Jack wartete auf das Ende, auf den stechenden Schmerz des in seinen Kopf eindringenden Armbrustbolzens ...
Wolf drückte ab.
Jack sah den spitzen Bolzen verschwommen von der Sehne schnellen, aber er war zu schnell, um ihn mit dem Blick verfolgen zu können. Er wartete auf den Einschlag ...
Wizard begann heftig zu zucken, sein Griff um Jacks Handgelenk erschlaffte abrupt, und im selben Moment merkte Jack, dass Wolf nicht auf ihn gezielt hatte, sondern auf Wizard, auf den Rücken seines alten Freunds.
Wizards wässrige Augen hefteten sich auf seine. »Jack ... «
»Gütiger Gott, nein ...« Jack traten Tränen in die Augen.
Wizards Gewicht nahm zu, als sein Griff erschlaffte und Jack es ganz allein halten musste.
Wolf wandte sich bereits zum Gehen und warf nur noch einen letzten teilnahmslosen Blick auf seinen Sohn, der sich verzweifelt mit dem Gewicht des toten alten Mannes abmühte.
Sobald Wolf losging, kam hinter ihm Rapier zum Vorschein. Er hielt ein Steyr-Sturmgewehr mit einem Schalldämpfer.
Jack sah das Gewehr und riss entsetzt die Augen auf, und als Rapier die Waffe entsicherte, schwang Jack unter Aufbietung seiner letzten Kräfte Wizard auf die Brücke hoch, schleuderte ihn die Stufen hinunter und hechtete zu ihm. Rapier eröffnete das Feuer.
Ein erbarmungsloser Kugelhagel prasselte auf den Schild auf Jacks Rücken nieder, als er Wizard am Fuß der Stufenbrücke erreichte, hochhob und, auf den Knien rutschend, hinter die nächste Säule schleppte.
Eine weitere Gewehrsalve krachte los, aber Jack schlang nur die Arme um Wizard, drückte ihn fest an sich und presste sich mit Tränen in den Augen gegen die Säule, in die auf der anderen Seite die Kugeln einschlugen.
Dann hörte der Beschuss abrupt auf, und in der Höhle wurde es still, verdächtig still.
Das war der Punkt, an dem Jack Wolf rufen hörte: »Ich gebe dir einen guten Rat, mein Sohn! Du kannst aus diesem Wettstreit gar nicht als Sieger hervorgehen. Du hast nicht die leiseste Chance, weil du nicht gut genug bist! Du bist hartnäckig, aber am Ende wirst du doch verlieren. Bisher hast du es mit Witz und Einfallsreichtum geschafft zu überleben, aber irgendwann wird dich dein Glück verlassen.«
Jack blieb hinter der Säule und sagte nichts. Aber er hörte aufmerksam zu.
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