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Jaeger

Jaeger

Titel: Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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andeuten? Dass nicht Sie es waren, sondern die beiden?«
    Stuart zog missbilligend die Brauen zusammen. »Ich hasse Waffen.«
    »Gut«, warf Marina ein. »Das ist sehr gut. Und Sie würden niemals eine abfeuern?«
    Er schüttelte energisch den Kopf.
    »Gut. Und danach? Hatten Sie vor, auf Schadenersatz wegen widerrechtlicher Inhaftierung zu klagen?«
    Erneut ging Stuarts Blick zur Decke. »Wir würden alle glücklich sein.«
    Marina merkte, dass er nicht mehr richtig bei der Sache war. Sie war im Begriff, die Verbindung zu ihm zu verlieren. Sie fragte weiter. »Und Amy? Was hat sie sich davon versprochen?«
    »Sie würde dann auch reich sein. Sie wollte das Geld mit Jiminy teilen, aber dann wurde er umgebracht. Deswegen wollte sie das Geld dann für sich allein haben.«
    »Und«, sagte Franks und räusperte sich, »wollte sie dann auch wieder Ihre Schwester sein?«
    »So tun als ob«, korrigierte Stuart ihn.
    »Wollte sie dann wieder so tun, als ob sie Ihre Schwester wäre?«
    »Weiß ich nicht. Ich wollte das jedenfalls nicht.« Er gähnte. »Ich bin Stuart.« Er nickte. »Stuart Milton.«
    »Genau«, sagte Marina. »Genau der sind Sie.«
    »Stuart Milton.«
    »Ja.«
    »Nicht Sloane.«
    »Nein. Nicht Sloane.« Marina stützte die Ellbogen auf den Tisch. »Wo ist Amy denn jetzt, Stuart? Wo ist sie?«
    »Sie ist nach Hause gefahren.«
    »Und wo ist das, Stuart? Wo ist ihr Zuhause?«
    Stuart streckte die Arme in die Luft und ließ sie dann wieder fallen. »Ich bin müde. Ich will schlafen.«
    Er schloss die Augen.
    Marina hätte am liebsten laut geschrien.
    100 Amy legte auf und betrachtete das Telefon. Ein Anruf war erledigt. Ein letzter stand noch aus.
    Das Haus knarrte und ächzte. Kam ein Geräusch aus einer Ecke, wurde es von einem Geräusch aus einer anderen Ecke beantwortet. Es schien ein Selbstgespräch zu führen, an dem sie nicht teilhaben konnte. Dabei hätte sie es gerne getan, so wie früher. Als sie noch ein Teil dieses Hauses gewesen war. Und es ein Teil von ihr. Sie wollte ihr altes Leben zurück. Aber das stand nicht zur Debatte. Das wusste sie.
    Doch man konnte es immerhin versuchen.
    Sie zog sich die Perücke vom Kopf und warf sie auf den Boden. Es war zwecklos, sich weiterhin zu verstecken. Nicht hier, in diesem Haus. Vor ihm hatte sie keine Geheimnisse. Hier war sie immer am ehrlichsten gewesen. Sie rieb sich über das Gesicht und rubbelte die letzten Reste der Schminke weg. Sie wollte wieder sie selbst sein. Um ihretwillen. Um des Hauses willen.
    Aber es war immer noch nicht genug.
    Ohne die Kälte und das Zittern ihres Körpers zu beachten, begann sie sich auszuziehen. Sie würde sich nicht länger verstecken. Sie würde sich ihrem Anblick stellen. Jetzt. Vorbehaltlos. Sie würde nicht mehr so aussehen, wie sie früher gewesen war oder wie sie sein wollte. Sondern so, wie sie war. Jetzt.
    Keine Lügen mehr, kein Versteckspiel. Das alles lag hinter ihr. Und vor ihr lag der Beginn von etwas Neuem.
    Sie schob den Kleiderhaufen mit dem Fuß zur Seite. Stand nackt in dem Raum, der früher einmal das Wohnzimmer gewesen war. Wo die Körper von der Schrotflinte in Stücke gerissen worden waren. Wo an jenem Tag eine Familie ausgelöscht worden war. Wo ein Leben sein Ende gefunden hatte. Und wo es nun wieder auferstehen würde.
    Sie nahm das Telefon. Ein letzter Anruf. Dann wäre alles so weit.
    Aus dem alten Leben würde ein neues erwachsen.
    101 »Stuart? Stuart?«
    Stuart Milton öffnete die Augen. Er schien sich über die Störung zu ärgern. »Ich bin müde«, wiederholte er trotzig. »Ich will jetzt schlafen.«
    »Stuart, wir wissen, dass Sie müde sind«, sagte Franks beschwichtigend, »und wir wollen Sie auch nicht über Ihre Schlafenszeit hinaus wach halten.«
    Seine Formulierung veranlasste Marina dazu, verwundert die Brauen zu heben.
    Franks ignorierte es und fuhr fort. »Sie dürfen gerne schlafen. Aber vorher müssen Sie uns noch ein paar ganz kleine Fragen beantworten. Wären Sie so gut? Wir würden Sie nicht darum bitten, wenn es nicht wichtig wäre.«
    »Und danach kann ich schlafen?«
    »Danach können Sie schlafen.«
    »Kann ich zurück ins Gefängnis?«
    Franks und Marina tauschten einen Blick. »Wenn …«, Franks hob die Schultern, »wenn Sie das gerne möchten. Ich bin sicher, es ließe sich einrichten. Oder etwas Ähnliches.«
    Stuart nickte mit geschlossenen Augen. Und lächelte. Offenbar hatte Franks ihm genau die richtige Antwort gegeben.
    »Aber erst müssen Sie noch die Fragen

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