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Jäger der Dämmerung

Jäger der Dämmerung

Titel: Jäger der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Eden
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schätze, einiges davon will ich lieber nicht in meinen Bericht aufnehmen.«
    »Er war ein Wolfswandler«, sagte Jude, der Erin immer noch festhielt. »Das war einer der Gründe, weshalb er so schwer zu töten war und weshalb dein Gerichtsmediziner, wenn er ihn aufschneidet, eine Silberkugel in seiner Brust finden wird.«
    »Harper?« Ben schien nach wie vor fassungslos.
    Nun, das war Erin auch gewesen.
    »Eine Silberkugel.« Antonio schloss die Augen. »Na super!«
    »Anders war er nicht zu stoppen«, erklärte Jude. »Ich hatte ihm schon halb die Gurgel zerfetzt, und der stand immer noch auf. Glaub mir, Tony, wir brauchten die Kugel.«
    Manche Legenden fußten eben doch auf Tatsachen.
    Andere nicht.
    Jude küsste Erins Schulter, und sie fühlte, wie seine warme Zunge sanft über ihre Haut strich. So trösteten Gestaltwandler einander.
    Das war ihre Art.
    Sie neigte den Kopf nach hinten. Ihr wurde wohlig warm.
    »Hört auf damit!«, fuhr Antonio sie an. »Spart euch das für nachher auf. Ich kann diesen Mist jetzt nicht gebrauchen!«
    Ein letztes Zungenstreicheln von Jude. Das war nicht sexuell – oder, nun ja, wohl doch ein bisschen. Aber es war auch mehr als ein Vorspiel.
    Ein Gestaltwandler drückte auf diese Weise seine Zuneigung aus.
    Oder sogar seine Liebe.
    Erin drehte sich um und blickte in Judes blaue Augen.
    »Du hast mir eine Riesenangst eingejagt«, flüsterte er. Für einen Moment vergaß Erin alle anderen.
    »Als ich ankam, und der Mistkerl über deine Kehle gebeugt war …«
    Nein, daran wollte sie nicht denken.
    »Ich dachte, ich schaffe es nicht mehr rechtzeitig zu dir.«
    Dieser Augenblick verlangte nach Ehrlichkeit. »Ich auch.« Und ihr letzter Gedanke hatte ihm gegolten.
    Ihrem Jude.
    Ihrem Tiger, dessen Augen so hell leuchteten.
    Sie berührte sein Gesicht. »Du hast mir das Leben gerettet.«
    »Das war nur fair, schließlich hast du dasselbe schon für mich getan.«
    Und sie würde es jederzeit wieder. Weil … weil …
    Antonio räusperte sich.
    … weil sie diesen wilden Tigerwandler liebte.
    Sie empfand eine absolute, verrückte, wahnsinnige Liebe. Für ihn würde sie töten – hatte sie getötet. Zum ersten Mal in ihrem Leben. Ein Jammer, dass sie fast sterben musste, um es zu begreifen.
    Aber lieber spät als nie.

Einundzwanzigstes Kapitel
    »Tut mir leid, Miss Jerome, aber Ihre Mutter ist nicht hier.«
    Erin starrte den Mann am Tresen der Notaufnahme an. Gewiss irrte er sich. Er musste sich irren. »Aber sie wurde vor nicht einmal einer Stunde mit dem Krankenwagen hergebracht!«
    Der Mann war klein, hatte schütteres Haar und ein rundes Gesicht, das nun rot wurde. »Ja, daran erinnere ich mich.«
    Das dürfte keine hübsche Geschichte werden.
    »Als die Türen aufgingen, waren die Sanitäter da, aber die Patientin, äh, die war schon vorher ausgestiegen.«
    »Wie bitte?«
    Er wurde noch röter. »Die Sanitäter haben gesagt, dass sie aus dem Wagen gesprungen ist, als sie an einer Kreuzung langsamer fuhren. Sie ist einfach an denen vorbei und trat die Türen auf.«
    Erin musste lächeln. »Wirklich?«
    Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. »Ich schwöre Ihnen, so was kommt bei uns normalerweise nicht vor, und die Sanitäter haben alles gemacht, um die Patientin festzuhalten.«
    Ihr Lächeln wurde breiter. »Vermutlich wollte sie nicht festgehalten werden.« Wenn ihre Mutter wieder kämpfen und fliehen konnte, ging es ihr besser.
    Und sicher würde Erin sie bald wiedersehen.
    Danke, Theresa.
    Ihr beider Leben war weit davon entfernt, vollkommen zu sein, aber eine Mutter, die den Tod für ihre Tochter riskierte, die verdiente eine zweite Chance.
    Erin würde sie ihr geben.
    Sie tippte mit den Fingernägeln auf den Tresen. »Und was ist mit Dee Daniels? Wie geht es ihr?«
    Also ehrlich, kein Mensch sollte eine solche Gesichtsfarbe haben! » Dee!« Er sprach den Namen wie einen Fluch, woraus Erin schloss, dass er Dee schon häufiger in der Notaufnahme gesehen hatte. So wie Dee kämpfte, leuchtete es ein. »Dee, äh, ist auf dem Weg der Besserung. Besuche darf sie allerdings noch nicht empfangen.«
    »Aber sie ist okay?«
    Ein schwaches Nicken, dann ein hörbares Schlucken.
    »Gut.« Besser als gut, dachte Erin und entspannte ihre verkrampften Schultern.
    Sie war allein zur Notaufnahme des Mercy General gefahren. Jude beantwortete derweil die tausendundeins Fragen der Polizisten.
    Erin hingegen musste ihrer Mutter hinterherfahren und sich vergewissern, dass mit ihr alles in Ordnung

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