Jäger der Dämmerung
los«, wiederholte sie.
Aber Harper schüttelte langsam den Kopf. »Schlampe … vollkommen hättest du sein können … vollkommen …«
»Du kannst nirgends hin«, warnte Jude ihn harsch. Der Mann konnte sich einfach nicht zurückhalten. Jetzt stand er neben ihr, splitternackt und stark und mehr als bereit, den Teufel mit ihr zu bezwingen.
Musste man so einen Mann nicht lieben?
Lieben. Erin stockte der Atem.
»Schlampe!«, schrie Harper. »Du hättest mein sein sollen! Meine Gefährtin!«
»Ich könnte dir niemals gehören«, erwiderte sie kopfschüttelnd. »Und du solltest wissen, dass es hier keinen Weg für dich lebend raus gibt.« Dazu käme es nicht.
Sirenen heulten aus der Ferne.
Eine Zelle würde ihn nicht halten.
Aber sie würden ihn stoppen. »Lass sie los!«, befahl Erin.
»Mein«, flüsterte er, was ziemlich gebrochen und verloren klang.
»Nein, Arschloch!«, knurrte Jude. »Ist sie nicht.«
Harper schüttelte panisch den Kopf.
Erin sah zu Dee, die stumm sagte: Rette sie!
Als würde sie das nicht versuchen! Sie wollte ja alle retten: Dee, ihre Mutter …
Dees Augen wanderten nach rechts. Da war die Waffe, die sie fallen ließ, als Harper sie packte.
Dee hatte sie gerade vorher nachgeladen und …
Klar, sie wollte sie retten. War es das, was Dee ihr sagen wollte.
Wieder formte sie Worte mit den Lippen. Nein, ein Wort. Silber.
Jude verspannte sich fühlbar. Er hatte es auch gesehen und verstanden.
»Ich habe dich geliebt«, flüsterte Harper, und seine Hand zuckte.
Dee nickte kaum merklich, und Erin sah, wie ihr Körper nach vorn wippte.
Sie musste handeln, schnell.
Harpers Gesicht wurde zu einer hasserfüllten Fratze, und Erin war klar, dass er nur noch töten wollte. »Für dich«, sagte er, und die Krallen trieben tiefer.
»Nein!«, schrie Erin und sprang zur Waffe.
Dee wand sich energisch, kämpfte und stieß, und Jude war bei ihr, hieb mit seinen Krallen und riss sie an sich. Er drehte sich mit ihr in den Armen, um Dee mit seinem Körper abzuschirmen.
Erin hatte die Waffe.
Harper lächelte. »Genau wie ich.«
Sie feuerte. Die Kugel krachte ihm in die Brust.
Mitten ins Herz. Das hatte ihr Vater ihr beigebracht. Er hatte sie gelehrt, wie man schoss, um zu töten. Wie man tötete, um zu schützen.
»Nein, Mistkerl, ich bin gar nicht wie du!«
Harpers Augen waren weit aufgerissen, als er nach hinten kippte. Umso besser, denn so sah er dem Tod ins Auge.
Erin atmete zitternd aus.
Jude nahm seine Arme herunter und drehte sich zu der Leiche um.
Ein triumphierendes Lächeln trat auf Dees Züge. »Und diesmal bleibst du unten, Arschloch.«
Silber ins Herz. Den Legenden nach war das die sicherste Methode, einen Werwolf zu töten. Oder, in diesem Fall, einen hybriden Wolfswandler.
Langsam näherte Erin sich dem Richter, die Waffe in der Hand, und blickte hinab zu seinem Gesicht. Dee hatte Recht. Der Richter würde nicht wieder aufstehen.
Es war endgültig vorbei.
Das Sirenengeheul wurde lauter, kreischte in ihren Ohren. Türen schlugen in der Nähe, Laufschritte hallten auf dem Asphalt, Stimmen riefen. Frauen und Männer.
Eine war lauter und wütender als die anderen. »Lasst mich durch! Weg da! Jude! Dee!«
Zane war angekommen.
Erin ließ die Waffe fallen und drehte sich um. »Meine Mutter!« Theresa lag mit geschlossenen Augen da, Tränenspuren auf ihren Wangen. Hatte sie gesehen, wie Erin Harper tötete? »Mutter!«
Zwei Männer mit Stethoskopen rannten zu Theresa.
»Ganz ruhig.« Antonio erschien vor ihr, legte behutsam seine Hände auf ihre Schultern und hielt sie. »Ich brauche hier sofort Sanitäter! Sie hat schwere Verletzungen und viel Blut verloren!«
»Ich heile schon«, flüsterte sie. »Aber, meine Mutter, sie ist nicht menschlich.«
Ein kurzes Nicken. »Samuels!« Eine Sanitäterin stieg hinten aus einem Krankenwagen. »Kümmern Sie sich um das weibliche Opfer.« Er wies zu Erins Mutter. »Und Barlow, kommen Sie her und sehen Sie nach dem Mistkerl!«, befahl er und zeigte auf Harper.
Ein Sanitäter, der bei Theresa gehockt hatte, lief zu dem toten Richter.
»Für den können die nicht mehr viel tun«, murmelte Jude.
»Oh, Mann!« Antonio kniff die Augen zu. »Zieh dir was an! Ich halt’s nicht aus, dich dauernd nackt zu sehen!«
»Fang!« Zane warf Jude eine Jeans zu, ehe er Dee ansah. »Also, Mädchen, was zur Hölle war hier los?« Er klang tatsächlich besorgt.
Wieder lächelte Dee. »Der Wolf wollte ein Tänzchen mit mir
Weitere Kostenlose Bücher