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Jäger des verlorenen Schatzes

Jäger des verlorenen Schatzes

Titel: Jäger des verlorenen Schatzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campbell Black
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seine Sammlung um ein stolzes Stück ergänzen. Ja?«
    »Sehen Sie zu, daß Sie sich daran halten.«
    »Gewiß. Das werde ich.« Belloq blickte auf die Kiste mit der Bundeslade, bevor er in den Urwald hinter der Dockanlage hineinstarrte. Dort war er, der Ort, wo die Lade geöffnet werden würde.
    »Das Mädchen«, sagte Dietrich. »Ich will reinen Tisch. Was machen wir mit dem Mädchen?«
    »Ich glaube, das kann ich Ihnen überlassen«, erwiderte Belloq. »Mir bedeutet sie nichts.«
    Nichts bedeutet etwas, dachte er. Nichts fällt ins Gewicht neben der Bundeslade. Warum hatte er sich überhaupt die Mühe gemacht, Interesse für das Mädchen aufzubringen? Warum hatte er auch nur von fern mit dem Gedanken gespielt, sie zu beschützen? Menschliche Empfindungen hatten keinen Platz neben der Bundeslade.
    Alles an menschlicher Erfahrung verblaßte daneben zur Bedeutungslosigkeit. Was spielte es für eine Rolle, ob sie am Leben blieb oder starb?
    Er spürte wieder das Gefühl höchster Erwartung in sich. Nur mit Mühe konnte er den Blick von der Kiste losreißen. Sie lag auf dem Rücksitz eines Geländewagens und hielt ihn in ihrem Bann. Ich werde deine Geheimnisse ergründen, dachte er.
    Alle deine Geheimnisse.
    Indy huschte um die Bäume am Rand der Dockanlage. Er beobachtete Marion, die flankiert war von ihren Bewachern, als sie in ein Auto stieg. Das Fahrzeug rollte davon und verschwand im Urwald. Belloq und der Deutsche stiegen in einen zweiten Geländewagen, folgten dem Wagen mit der Bundeslade und tauchten ebenfalls in der Vegetation unter. Wohin wollen sie, Teufel noch mal? fragte sich Indy. Er hastete lautlos weiter.
    Der Deutsche tauchte urplötzlich vor ihm auf, wie aus dem Nichts gefallen. Er griff nach seiner Waffe, aber bevor er die Pistole ziehen konnte, packte Indy einen abgestorbenen Ast und hieb ihn ihm an die Kehle. Der junge Deutsche hob die Hand an den Hals, als sei er zutiefst erstaunt, dann quoll Blut aus seinem Mund. Seine Augen verdrehten sich, und er sank auf die Knie. Indy hieb ihm den Ast auf den Schädel, und der Mann brach zusammen. Was macht man mit einem bewußtlosen Deutschen? fragte er sich.
    Er starrte den am Boden liegenden Mann eine Weile an, bevor ihm der Einfall kam.
    Warum nicht?
    Warum eigentlich nicht?
    Der Geländewagen, in dem Belloq und Dietrich saßen, rollte langsam durch eine Schlucht.
    »Dieses Ritual behagt mir nicht«, erklärte Dietrich.
    Dir wird bald noch viel mehr nicht behagen, dachte Belloq. Was mit deinem sogenannten Ritual zusammenhängt, wird dich um den Rest deines Verstandes bringen, mein Freund.
    »Ist es unbedingt nötig?« fragte Dietrich.
    »Ja«, sagte Belloq kurz.
    Dietrich starrte auf die Kiste im Fahrzeug vor ihnen.
    »Es mag Sie trösten, wenn Sie bedenken, daß die Bundeslade morgen vor Ihrem Führer stehen wird.«
    Dietrich seufzte.
    Der Franzose war nicht bei Trost, das stand für ihn fest.
    Irgendwann hatte die Lade ihm den Rest seines Verstandes geraubt. Man sah es an seinen Augen, hörte es an seiner knappen Redeweise, die er seit einigen Tagen angenommen hatte, und man entnahm es den sonderbar nervösen Gesten, die seine Worte begleiteten.
    Dietrich wußte, daß er keine Ruhe finden würde, bis er wieder in Berlin war und melden konnte, daß der Auftrag ausgeführt sei.
    Das Fahrzeug rollte in eine Lichtung. Sie war ausgefüllt mit Zelten und getarnten Unterständen, mit Baracken, Fahrzeugen, Funkmasten; es herrschte rege Geschäftigkeit, Soldaten stürzten in alle Richtungen davon. Dietrich blickte mit Stolz auf das Depot, aber Belloq schien von alledem nichts wahrzunehmen. Der Franzose blickte durch die Lichtung auf ein Gebilde aus Stein auf der anderen Seite - ein Spitzturm, an die zehn Meter hoch, oben abgeflacht, in die schrägen Seiten hatte irgendein Stamm der Vorzeit, eine untergegangene Rasse, grobe Stufen hineingehauen. Das Ganze glich einem Altar - und diese Tatsache war es, die Belloq hierhergeführt hatte. Ein Altar, Naturgestein, wie von Gott für die Öffnung der Bundeslade geschaffen.
    Eine Zeitlang brachte er kein Wort heraus. Er starrte auf das Steingebilde, bis Kapitän Mohler herankam und ihm auf die Schulter tippte.
    »Wollen Sie jetzt anfangen?« fragte der Deutsche.
    Belloq nickte. Er ging hinter Mohler zu dessen Zelt. Er dachte an den untergegangenen Stamm, der diese Stufen gehauen hatte, der hier und dort verstreut seine eigenen Altertümer hinterlassen hatte, zerbrochene Statuen, die an vergessene Gottheiten zu erinnern

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