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Jäger des verlorenen Schatzes

Jäger des verlorenen Schatzes

Titel: Jäger des verlorenen Schatzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campbell Black
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Indiana.« Sie drehte ihm den Kopf zu. Ihre Augen zeigten tiefe Schatten. »Aber ich liebe dich.«
    »Wirklich?«
    »Ja.«
    »Ich glaube, das beruht auf Gegenseitigkeit«, sagte Indy, von sich selbst ein wenig überrascht.
    »Und die Aussichten sind schlecht«, sagte Marion.
    »Das werden wir sehen.«
    Belloq erinnerte sich an die Worte eines alten Hebräergesangs, Worte auf einem Pergament mit dem Bild der Sonnenscheibe, und begann leise und monoton zu singen. Er stieg hinauf, während er psalmodierte, hörte das Summen der Lade als Begleitung zu seiner Stimme. Das Geräusch wurde stärker, grollender, füllte die Dunkelheit aus. Die Kraft der Bundeslade, ihre ungeheure Macht. Sie durchflutete Belloq, verwirrend, fordernd.
    Die Macht. Das Wissen. Er blieb vor der letzten Stufe stehen, immer noch singend, obwohl er seine eigene Stimme nicht mehr hören konnte. Trotz des Staubes der Jahrhunderte war die Lade das Schönste, was er jemals gesehen hatte. Und sie leuchtete, sie begann zu strahlen, zuerst schwach, dann immer heller. Er war von tiefem Staunen erfüllt, während er die Cherubim anstarrte, das schimmernde Gold, das aufstrahlende Licht. Auch das Geräusch wurde stärker, vibrierte in ihm, schien ihn zu packen schütteln. Er spürte, wie es in ihm zu vibrieren begann, als sollte er in Atome zerspalten und in den Weltraum hinausgeschleudert werden.
    Aber es gab keinen Raum und keine Zeit.
    Sein ganzes Wesen wurde von der Bundeslade erfaßt, eingehüllt von dieser Kraft, die den Menschen mit Gott verband.
    Sprich zu mir. Sag mir, was du weißt, erklär mir die Rätsel des Seins.
    Seine Stimme schien nun aus allen seinen Poren zu dringen, aus Gewebe und Zellen. Und er löste sich los, schwebte, herausgehoben aus der starren Welt der Logik ringsum, den Naturgesetzen trotzend.
    Sprich zu mir. Weih mich ein.
    Er hob den Elfenbeinstab, schob ihn unter den Deckel, versuchte ihn aufzustemmen. Das Summen wurde noch lauter, umfassender. Er hörte nicht, wie unten die Scheinwerfer explodierten und ein Regen von Glassplittern diamantengleich in die Dunkelheit fiel. Das Summen - die Stimme Gottes, dachte er.
    Sprich zu mir. Sprich zu mir.
    Während er sich mit dem Stab abmühte, kam es ihm plötzlich vor, als hätte er bis zu diesem Augenblick gar nicht existiert, als wären alle Erinnerungen gelöscht. Seltsame Ruhe erfüllte ihn, ungeheurer Frieden, das Gefühl, mit allem, was ihn umgab, eins zu sein, auf vielfache Weise in Verbindung mit dem ganzen Universum. Mit dem Kosmos vereint, allem verbunden, was in den fernsten Weiten des Weltraums schwebte, sich ausdehnte und schrumpfte, explodierenden Novas, wirbelnden Planeten, dem unbegreiflichen Dunkel der Unendlichkeit. Er hörte auf zu sein. Was Belloq auch gewesen sein mochte, es gab ihn nicht mehr.
    Er war ein Nichts, er war das Summen selbst, das aus der Bundeslade drang. Die Stimme Gottes.
    »Er wird sie öffnen«, sagte Indy.
    »Das Geräusch«, stieß Marion hervor. »Wenn ich nur die Hände auf die Ohren pressen könnte. Was ist das für ein Lärm?«
    »Die Lade.«
    »Die Lade?«
    Indy dachte an etwas anderes, an eine verschüttete Erinnerung, an etwas, das sich in seinem Gedächtnis verflüchtigen wollte. Was war es? Was konnte es sein. Etwas, das er vor kurzem gehört hatte. Aber was? Die Bundeslade. Es hatte mit der Bundeslade zu tun. Was war es?
    Die Lade, die Lade - versuch dich zu erinnern.
    Oben auf der Steinplatte, auf der obersten Stufe, mühte sich Belloq, den Deckel zu heben. Überall platzten Lampen und sprühten Glasschauer. Selbst der Mond, der nun am Nachthimmel sichtbar geworden war, schien im Begriff zu stehen, auseinanderzufallen, am Firmament zu explodieren. Die Nacht und alles, was sie enthielt, glich einer riesigen Bombe am Ende einer kurzen Lunte - einer brennenden Lunte, dachte Indy. Was war es?
    Was bedrängte ihn?
    Der Deckel ging auf.
    Belloq stemmte ihn mit dem Stab hoch, unter dem schweren Gewand schwitzend, während er weitersang, obwohl man seine Stimme hinter dem Summen der Lade nicht mehr hörte. Der Augenblick. Der Augenblick der Wahrheit. Die Offenbarung. Die geheimnisvolle Ausstrahlung des Göttlichen. Belloq stöhnte und hebelte. Der Deckel sprang plötzlich auf, und das Licht, das herausflutete, blendete Belloq. Aber Belloq trat nicht zur Seite, nicht zurück, bewegte sich nicht. Das Licht bannte ihn so sehr wie das Vibrieren. Er war keiner Bewegung fähig. Seine Muskeln waren gelähmt. Sein Körper arbeitete nicht mehr.
    Der

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