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Jäger und Gejagte

Jäger und Gejagte

Titel: Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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Konzerne haben Einwände gegen gewisse Dinge, die er getan oder an denen er teilgenommen hat, und sähen ihn lieber tot als lebendig. Und wenn nicht tot, dann zumindest ›neutralisiert‹. Ein Tapeten Wechsel schien angebracht. Zu viele Leute kannten seinen Namen und hatten ihre Vorstellungen, wo er gefunden werden könnte. Hier in der Bronx ist er praktisch unbekannt. Und einstweilen soll es auch so bleiben. Im Augenblick hat er wenig oder kein Interesse an Megakonzernen und ihren diversen Besitzungen. Er ist mit wichtigeren Dingen beschäftigt.
    Die nach unten führende Treppe endet vor einer Tür. Die Tür fliegt plötzlich auf, und eine Horde kleiner Kinder schießt rufend und schreiend heraus und umringt ihn. Sie springen auf und ab, zupfen an seinen Ärmeln und rufen: »Mach den Ball! Mach den Ball! Mach den BALL!«
    »Wartet.«
    Und plötzlich sind sie still, stehen alle mit runden, geweiteten Augen um ihn herum und sehen erwartungsvoll zu ihm auf. Es ist schon merkwürdig, wie sie ihn zu respektieren scheinen, wie sie seinen Worten Beachtung schenken. Als könne ein leise gesprochenes Wort irgendwie die Kraft eines gebieterischen Befehls annehmen. Bandit versteht das nicht. Diese Kinder haben keine Ahnung von Magie. Sie wissen nichts von Waschbär und von den Dingen, zu denen er fähig ist. Meistens scheinen sie sich nur für den Ball zu interessieren.
    Den Ball zu machen, ist ganz einfach, triviale Magie, aber er ist jetzt müde und muß sich darauf konzentrieren. Er legt die Hände zu einer Schale zusammen. Sofort sammelt sich die Energie darin und verfestigt sich langsam zu einer warm leuchtenden gelben Kugel, die auf einer Handfläche ruht.
    Als er diese Hand hebt, fliegt die Kugel aufwärts und schwebt.
    Und plötzlich schreien die Kinder wieder durcheinander, springen hoch, schnappen nach dem Ball und schlagen ihn hin und her wie einen Ballon.
    Und dann kommt Shell durch die klapprige Tür.
    »Hoi«, sagt sie mit einem Lächeln.
    Sie ist jung, jedenfalls jünger als Bandit. Sie flicht sich ihr Haar zu dünnen Zöpfen, die ihr wie widerspenstige Ranken auf die Schultern fallen. Ihr Körper ist schlank und auf eine feminine Weise gerundet. Bandit nimmt an, daß sie attraktiv ist. Im Dunkel des Treppenhauses sieht ihre Haut schwarz wie die Nacht aus. In Wahrheit hat sie die Farbe von Soykaf, hellbraun. Sie ist für die Straße gekleidet: Jeans, Kunstleder und Turnschuhe. Schockhandschuhe baumeln an ihrem Gürtel. In diesem Gürtel steckt noch eine Narcoject-Nadelpistole. Bandit macht sich nichts aus Pistolen, aber er versteht, warum Shell eine hat. Die Kinder sind noch klein, und Shell verfügt über keine oder so wenig Magie, daß sie kaum eine Rolle spielt, und diese Räumlichkeiten hier im Keller sind ihre Kubikmeter in Gold wert. Sie haben sie ganz für sich, nur er, Shell und die Kinder. Sie müssen vorsichtig sein. Würden diese Räumlichkeiten entdeckt, würde kurz darauf eine kleine Straßenarmee um den Zutritt kämpfen.
    »Jozzie, verriegle die Tür!« sagt Shell, indem sie die Stimme über den Lärm der Kinder erhebt, und eines der älteren Mädchen läuft die Treppe hinauf zur Tür nach draußen. Die Tür ist nur dann nicht verriegelt, wenn jemand hinausgeht. Oft stellen sie sogar eine Wache auf.
    Shell lächelt und dreht sich um, und sie und Bandit gehen in die Wohnung. Das Wohnzimmer mißt fast vier Meter im Quadrat. Für die Bronx ist das gewaltig. Das Sofa steht vor einem Tifun DX-2 Telekom mit Videoschirm, der unablässig läuft. Polster, Kissen und Decken, auf denen die Kinder schlafen, füllen den größten Teil des übrigen Fußbodens.
    Shell berührt Bandits Arm und stellt sich auf die Zehenspitzen, um ihn auf die Wange zu küssen. »Sind die Zonies wieder durchgedreht?«
    »Sie haben mich verfolgt.«
    »Aber du bist ihnen entwischt.« Shell lächelt. »Du bist der Beste.«
     
    »Woher weißt du das?«
    »Ich weiß es.« Shell verschränkt die Arme vor der Brust und grinst noch breiter. »Du folgst Waschbär, und Waschbär ist zu schlau, um sich fangen zu lassen, stimmt's?«
    Bandit nimmt an, daß es wohl so ist. Zumindest theoretisch. Der Witz ist, daß Waschbär viele Tricks beherrscht. Das ist sein Vorteil. Das Entscheidende ist aber, daß Waschbär so schlau ist, nie unvorbereitet zu sein. Die richtigen Vorbereitungen springen in die Bresche, wenn einfache Tricks und Schlauheit versagen, was ab und zu vorkommt.
    »Stimmt's?«
    Bandit nickt, gibt Shell seinen Bettelteller und leert

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