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Jäger

Jäger

Titel: Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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das Sonar piepste
unablässig. Er schaltete die Antriebsschrauben ab, um zu
vermeiden, dass Schlickwolken aufstiegen.
    »Schalten Sie doch die Lichterreihe an der Unterseite
ein«, schlug er vor.
    Als ich den Schalter umlegte, leuchteten mehrere Scheinwerfer auf,
die direkt unterhalb der Acrylkugel installiert waren.
    »Ich werde etwas Ballast nach vorn verlagern.« Dave
senkte den Bug des Tauchboots um dreißig Grad, wodurch wir
Weitwinkelsicht auf den Meeresboden erhielten, und manövrierte
uns in kontrolliertem »Flug« vorwärts, der wesentlich
präziser zu steuern war als der freie Fall mit Ballast. Der
Rahmen des Tauchboots war mit einem kleinen Schienensystem für
bewegliche Stahlgewichte ausgestattet, die man vor und zurück
oder nach Steuerbord und Backbord verschieben konnte, um die Trimmung
zu justieren. Dies machte den Einsatz der Antriebspropeller
unnötig und sparte gleichzeitig Strom. Je mehr Energie wir in
Reserve hatten, desto länger würden wir auf dem Meeresgrund
bleiben können.
    Dave schob die Hand in ein Plastikgehäuse, das einen von
Kabeln durchzogenen schwarzen Datenhandschuh enthielt. Mit der linken
Hand berührte er das Instrumenten-Display und schloss die
Steuerung der externen Lichter an den Handschuh an. Gekonnt
krümmte und drehte er die Finger oder kniff sie zusammen. Die
Lichtkegel der Scheinwerfer drangen durch eine dünne, wabernde
Wolke von Schlick und Tiefseeschutt und warfen leuchtend weiße
Ovale auf ein kleines hölzernes Fischerboot.
    Also doch kein Wal.
    »Es ist die Castle Rock II«, sagte er mit
glucksendem Lachen. »Ein altes Wrack.« Die Kajüte
ragte aufrecht in die Höhe, nach dem langen Fall durch die ewige
Nacht immer noch unversehrt. Lediglich die Fenster waren zerborsten
und gähnten schwarz wie leere Augenhöhlen. Das Deck und der
Rumpf waren zersplittert und eingedrückt, so dass die
hölzernen Spanten des Boots tatsächlich wie die Rippen
eines mächtigen Brustkorbs wirkten. »Ich dachte gleich, es
kommt mir bekannt vor, aber das muss schon Jahre her sein. Feld
Nummer 37 müsste ein paar hundert Meter nördlich von hier
liegen, wenn wir der flachen Felsschlucht dort drüben folgen.
Wir haben heute eine leichte Strömung, aber sie scheint in die
Richtung zu fließen, in die wir wollen.«
    Ich ließ den Blick noch einmal über das
zertrümmerte Wrack schweifen, das für immer verloren in der
kalten und ewigen Dunkelheit lag, und fragte mich unwillkürlich,
welches Wetter wohl droben an der Oberfläche herrschen mochte.
Würde unsere Bergung ohne Probleme verlaufen? Nach der letzten
Tauchfahrt hatten wir drei Stunden mit blinkenden Signallichtern in
der schäumenden, unruhigen See verbracht, ehe wir an Bord der Sea Messenger gehievt werden konnten.
    Überall um uns herum war der Meeresboden mit geborstenen
Lavaplatten übersät, die wie verstreute Teile eines
riesigen Puzzles wirkten. Die Wände der Felsschlucht, auf beiden
Seiten nicht mehr als fünfzig Fuß entfernt, waren im
trüben Licht nicht auszumachen. Die seitlich ortenden Sonare
zeigten auf dem Monitor, dass wir von riesigen Pfeilern umgeben
waren, die wie Säulen eines antiken Tempels aussahen. Vor langer
Zeit war in dieser Schlucht flüssige Lava zu einem Becken
zusammengeströmt, das sich mit einer Kruste überzogen
hatte. Durch Spalten in der erstarrten Decke war Meerwasser
eingesickert und hatte an den entsprechenden Stellen die Lava zu
Säulen erstarren lassen. Irgendwann war die Lava unter der
Kruste abgeflossen. Als der schmelzflüssige Basalt versickert
war, hatte das Meer die Decke eingedrückt und nur die
Säulen waren stehen geblieben.
    Dave navigierte die Mary’s Triumph mit ein paar
Umdrehungen der Antriebspropeller rückwärts. Ich konnte den
Namen des Fischerboots auf einer zersplitterten Heckplanke erkennen: Castle Rock II, genau wie Dave sich erinnert hatte.
    »Wir sollten nach Osten fahren«, bemerkte Dave.
»Und nicht so nah am Grund. Das Fischerboot hat ein paar Leinen
hinter sich her gezogen, als es sank.«

 
Kapitel 5
     
    Wir trafen uns im Großen Salon, wie Betty Shun den Raum
nannte, der gut und gern zwanzig Meter lang und zehn Meter breit war.
Dies war auch der Raum, aus dem der Geruch von Anis und Crème
de menthe drang. Durch Oberlichter, die von der Dachbegrünung
abgeschirmt wurden, sickerte, grün gefiltert, das letzte
Tageslicht. Es drang bis zu einem breiten, mit Zeitungen und
Zeitschriften bedeckten Mahagonischreibtisch vor, auf dem ein kleiner
Laptop stand. Üppig

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