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Jäger

Jäger

Titel: Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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bitter, aber ohne das gewisse Extra.«
    Montoya lachte glucksend, wandte den Blick ab und rieb sich
über die Brust. »Warum kann man die Beschaffenheit und die
Eigenschaften jeder Zelle und jedes Neurons nicht in einem Computer
festhalten? Mit einem Superrechner müsste so etwas doch
eigentlich zu machen sein, oder?«
    »Jede einzelne Zelle gleicht einer riesigen Fabrik mit
Tausenden von Maschinen und Arbeitern. Was die Zellen tun, die
Entscheidungen, die sie treffen, wie sie leben, all das trägt zu
dem bei, was Sie denken und wie Sie sich verhalten. Wir können
in der kurzen Zeitspanne, die wir leben, unmöglich so viele
Details in irgendeinem künstlichen Erinnerungsspeicher
festhalten. Und selbst wenn wir es könnten, würden wohl
schon die Daten eines einzigen Menschen die Kapazität
sämtlicher Computer der Welt übersteigen.«
    Montoya nickte. »Was halten Sie von Castlers Konzept?
Nanomaschinen in den menschlichen Körper zu schicken und damit
den alternden Körper zu säubern?«
    Leichte Fragen, soweit. »Es ist ein gutes Konzept und scheint
durchaus realisierbar, aber wie alt sind Sie, Owen?«
    »Fünfundvierzig«, erwiderte er.
    »Sie wären neunzig, ehe die Nanotechnologie realisiert
werden kann und sicher anwendbar ist. Fünfzig Jahre vergehen
furchtbar schnell.«
    Ich spielte die Erfolgsaussichten von Phils Projekt ein wenig
herunter; eine Entwicklungszeit von dreißig Jahren war gar
nicht so unwahrscheinlich.
    »Sie sagen das nicht nur, weil Sie erreichen möchten,
dass ich Ihr Projekt unterstütze?«
    »Ich halte Gus und Phil für brillante Wissenschaftler.
Ich kann Sie nur ermutigen, alle beide zu unterstützen. Aber
ihre Ideen sind nur längerfristig zu realisieren.«
    »Sie mögen es nicht, wenn man ihnen das sagt.«
Montoya sah mich offen an. »Inwiefern sind Ihre Theorien
überzeugender?«
    »Ich habe nicht vor, Sie einfrieren zu lassen und darauf zu
bauen, dass in hundert Jahren irgendjemand weiß, wie er Ihren
Körper reparieren kann. Und ich habe auch nicht vor, Sie Neuron
für Neuron aufzudröseln und dann in irgendeine Speicherbank
hochzuladen, von der kein Mensch weiß, wie sie aussehen soll,
und die noch nicht einmal im Planungsstadium existiert. Ich kann
allerdings in den nächsten paar Jahren damit beginnen, Ihre
Lebensspanne durch minimale Eingriffe zu verlängern. Wenn Sie
und ich länger jung und gesund bleiben wollen«, sagte ich,
mich langsam an des Pudels Kern herantastend, »ist unsere
einzige Hoffnung eine medizinische Instandhaltung, die unseren
Körper vital und kräftig erhält. Insbesondere mittels
Chromosomenanpassung, unterstützt von Mitochondrien.«
    »Beck lief rot an, als ich ihm sagte, dass ich mich mit Ihnen
treffe«, erklärte Montoya. »Er meinte, Sie seien
unerträglich arrogant. Kr sagte, Sie würden nur Theorien
aufwärmen, die sich bereits in den Zwanzigerjahren des letzten
Jahrhunderts als falsch herausgestellt hätten. Ich habe
ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, Betty zu bitten, ihm einen
Spucknapf zu bringen.«
    »In diesem Geschäft ist eine Menge Leidenschaft
involviert«, erwiderte ich. Gus und Phil waren meine
Konkurrenten, mochten mich das eine oder andere Mal auch einen Narren
genannt haben, aber sie verdienten ein Minimum an Respekt, auch von
einem Mann, der so reich wie Montoya war.
    »Genau wie Sie bin ich der Meinung, dass die beiden auf dem
Holzweg sind«, sagte Montoya. »Sie werden das gelobte Land
nie erblicken. Ich habe Ihre Aufsätze gelesen. Sie gefallen mir.
Erzählen Sie mir mehr darüber.«

 
Kapitel 6
     
    »Das ist neu«, bemerkte Dave und schwenkte das Tauchboot
ein Stück herum, so dass unsere obere Scheinwerferbatterie ein
Büschel von Röhrenwürmern beleuchtete. Jenseits ihrer
Kolonie sickerte das Licht der Scheinwerfer durch emporwabernde
weiße Wolken, die aussahen wie sich auflösende
Kalktünche: eine bakterienreiche Quelle, klein im Durchmesser,
aber sehr produktiv.
    »Dann wollen wir mal sehen.« Er manövrierte das
Tauchboot ein paar Meter näher heran. Ich zog meinen
Datenhandschuh zu mir herab, fühlte, wie der Regler aus
Kunststoff mit einem Klicken einrastete, bewegte einen mit Sensoren
bestückten mechanischen Arm vorwärts und schob eine Sonde
in den Ausfluss der submarinen Quelle.
    »Schieben Sie’s rein. Schieben Sie das gute, alte
Rektalthermometer direkt in den Hintern der Erde.« Dave gluckste
amüsiert. Er wirkte keineswegs komisch. »86 Grad
Celsius«, meldete er.
    »Gratuliere.«
    »Ich bin nur der

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