Jäger
Pilot«, sagte er nüchtern.
»Sie sind der Forscher. Sie heimsen die Lorbeeren ein.«
Kapitel 7
Zwei Stunden lang lauschte Montoya meinen Ausführungen. Wir
machten eine kurze Pause, um ein schnelles Abendessen einzunehmen
– Krabbenfrikadellen mit gebratenem Gemüse, dazu einen
ausgezeichneten Pinot gris aus Oregon – und machten dann weiter.
Wir versuchten einander auszuloten, und keiner von uns beiden war
bereit, allzu viel von sich preiszugeben. Gegen zehn Uhr erhob er
sich mit leicht glasigem Blick und ordnete eine Pause an. Betty Shun
erschien und führte mich durchs Haus, während Montoya
einige Telefongespräche führte.
Die Glaswand bildete die Fassade des Ostflügels. Der
westliche Flügel von Montoyas weitläufigem Domizil endete
mit einer Bootsanlegestelle, die in den Felsen einer weiteren Bucht
eingefügt war. Montoyas »abgeschiedene Festung« war
sicherlich doppelt so groß, wie sie mir auf den ersten Blick
erschienen war. Sie erstreckte sich über eine Grundfläche
von gut und gern zehntausend Quadratmetern, überdacht von einem
den Wind abhaltenden »Wald«, in dem die
Lüftungsschächte als Baumstümpfe und die Kondensatoren
als moosbedeckte Felsen getarnt waren.
»Versuchen Sie nicht, auf eigene Faust durchs Haus zu gehen,
Dr. Cousins«, warnte mich Shun, als wir über das Aschenfeld
eines überdachten Tennisplatzes schritten. »Ohne einen
solchen Zutritt-Transponder werden Sie im ersten Raum, den Sie
betreten, eingesperrt.« Sie hielt einen kleinen Plastikstab in
die Höhe. »Dann muss der Sicherheitsdienst kommen und Sie
befreien.« Sie warf einen Blick auf die Armbanduhr. »Owen
selbst braucht keinen Transponder. Das Haus erkennt ihn auch so. Sein
Gesicht, seine Schritte, seine Stimme…«
»Seine DNS?«
Sie lächelte und tippte mit dem Finger auf die Armbanduhr.
»Owen dürfte inzwischen fertig sein. Wir sind exakt vierzig
Meter Luftlinie von ihm entfernt, wie mir der Laser anzeigt.«
Sie schenkte mir einen Blick, der Bände hätte sprechen
können, doch ich war nicht fähig, einen davon
aufzuschlagen, geschweige denn zu lesen. »Warum wurden Sie aus
Ihrem letzten Job in der Forschung entlassen?«
»In Stanford?«
Sie nickte.
»Der Abteilung, in der ich arbeitete, ging das Geld aus. Ich
war der Jüngste.«
»Gab es nicht auch Diskussionen, um nicht zu sagen
Kontroversen?«
»Einige in der Fakultät waren mit meiner Arbeit nicht
einverstanden. Aber meine Aufsätze werden nach wie vor
veröffentlicht, Miss Shun. Ich bin noch immer ein angesehener
Wissenschaftler.«
»Owen ist sehr angetan von Querdenkern, vor allem von
solchen, die sich nicht scheuen, die Akademiker an ihren verstaubten
Bärten zu zupfen. Ich würde jedoch nur ungern miterleben,
wie er enttäuscht wird, Dr. Cousins.«
»Hal.«
Sie schüttelte höflich den Kopf. Offenbar zog sie es
vor, es bei einer strikt geschäftlichen Beziehung zu belassen.
»Owen braucht etwas, wofür er sich engagieren kann. Etwas
Solides.«
Betty Shun ließ mich auf der größten Veranda des
Westflügels, von der aus man über die Bucht mit dem
Bootsanleger blickte, in Montoyas Gesellschaft zurück. Es war
fast schon Mitternacht. Eine Weile tauschten wir Höflichkeiten
aus und lauschten, in Decken gewickelt und an gekühlten
Gläsern mit Fassbier nippend, dem Klatschen der Wellen,
während eine Batterie von Heizstrahlern unsere Köpfe
wärmte. Ob ich Baseball mochte? Montoya besaß ein
Baseball-Team in Minneapolis. Ich erzählte alles, was mir
über Baseball in den Sinn kam, wobei mir die Lektüre von USA Today am Nachmittag auf der Hotel-Toilette zugute kam.
Dann kam Montoya wieder auf unser eigentliches Thema
zurück.
»Die reduzierte Kalorienaufnahme haben Sie kaum
erwähnt«, stellte er fest. »Nach Meinung der meisten
Experten ist das die einzige bewiesene Methode, den Alterungsprozess
zu verlangsamen.«
»Das ist nur die Spitze des Eisbergs«, erwiderte
ich.
»Sie haben mich noch nicht ganz an der Angel, Hal. Ich muss
noch mehr wissen – noch viel mehr.« Er lächelte
müde.
Hopp oder topp. Ich stellte mein Glas auf den Tisch und beugte
mich vor. »Das eigentliche Problem ist der Umstand, dass wir
atmen. Wir atmen Sauerstoff ein. Wir akkumulieren mit der Zeit Gifte,
wegen der Art und Weise, wie wir die Nährstoffe, die wir zu uns
nehmen, verbrennen. Wir sind Teil eines umfassenden biologischen
Komplotts, das uns seit Millionen von Jahren im Griff hat, und wir
müssen uns davon befreien und die Zügel selbst in die
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