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Jäger

Jäger

Titel: Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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sucht, wird hier am ehesten
fündig. Am Ort, wo alles begann. Jedenfalls glauben das manche
Wissenschaftler.
    •
    Ich dämmerte weg. Nachdem ich ein paar Minuten auf der Liege
gedöst hatte, wachte ich mit einem Ruck auf und stieß mir
den Kopf am Drahtgeflecht der Rückenlehne. Für
Unterseeboote war ich wirklich nicht geschaffen. Dave klopfte auf den
Steuerknüppel.
    »Die meisten Leute sind viel zu aufgeregt, um hier unten zu
schlafen«, bemerkte er. »Die Zeit vergeht ziemlich
schnell.«
    »Ist ’ne nervöse Reaktion«, erwiderte ich.
»Ich mag enge Räume nicht.«
    Dave grinste, dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder den
Monitoren zu. »Normalerweise sehen wir eine Menge Dinge da
draußen – hübsche, kleine Zauberlaternen der Tiefsee.
Wirkt fast verlassen heute. Schade.«
    Ich warf einen Blick auf die blauen Leuchtziffern des
Tauchchronometers. Wie viel Zeit war vergangen? Eine Stunde? Zwei
Stunden?
    Nur dreißig Minuten.
    Jedes Zeitgefühl war mir abhanden gekommen. Wir befanden uns
immer noch in der Anfangsphase des Tauchgangs. Ich setzte mich im
Liegesitz auf und dehnte die Arme. Bei der Bewegung raschelte mein
silberner Thermoanzug.
    Ich mochte Dave. Anfangs mag ich fast alle Menschen. Dave war Ende
dreißig und von kleiner, rundlicher Statur, dem Vernehmen nach
ein engagierter Christ. Er hatte strähniges blondes Haar,
große grüne Augen, die Intelligenz verrieten, und wulstige
Lippen, die oft und gern lächelten. Er schien ein
zuverlässiger und verantwortungsbewusster Bursche zu sein, der
ein Händchen für Maschinen hatte. Früher hatte er
Tiefseetauchboote im Meeresschutzgebiet des Golfs von Farralones
gesteuert, das der NOAA, der National Oceanic and Atmospheric
Administration, unterstand. Erst vor einem Monat hatte er auf der Sea Messenger angeheuert, als Pilot von Owen Montoyas privatem
Forschungstauchboot, seinem sehr teuren und sehr eleganten kleinen
Spielzeug, der Mary’s Triumph.
    Außerhalb der druckresistenten Acrylkuppel war es kalt: nur
zwei Grad über dem Gefrierpunkt. Die Kälte war in die
Kabine gekrochen, unsere Anzüge hielten sie nur unzureichend ab.
Ich vermied es, die beiden Titan-Verstrebungen zu berühren, die
quer durch die Tauchkapsel verliefen, da sich dort Kondenswasser
gesammelt hatte.
    Dave grunzte viel sagend und rutschte in seinem Sitz hin und her,
nicht aus Verlegenheit, sondern aus Unbehagen.
»’tschuldigung.«
    Meine Nasenflügel blähten sich.
    »Nur zu, lassen Sie’s raus«, forderte Dave mich
auf. »Das verzieht sich auch wieder.«
    »Ich fühl mich gut«, sagte ich.
    »Mit meinen Fürzen werden Sie sich allerdings abfinden
müssen. Gestern Abend gab’s Reis und Makkaroni. Und jede
Menge Paprikaschoten.«
    »Ich esse nur Fisch vor einer Tauchfahrt. Nichts, das
bläht.« Ich klang besserwisserisch wie ein Pfadfinder, aber
ich fühlte mich wirklich gut – allzeit bereit.
    »Ich versuche abzunehmen«, gestand Dave. »Strikte
Kohlenhydrat-Diät.«
    »Hm.«
    »Mehr Licht?«, fragte Dave. Nachdem er einige Schalter
bedient hatte, warfen drei weitere Punktstrahler weiße
Lichtkegel auf die Armaturen des Tauchboots. Er drehte das grelle
Licht von zwei kleinen, türkis leuchtenden Bildschirmen weg,
über die schematische Darstellungen und Zahlenkolonnen
flimmerten: pflichtgetreue Rückmeldungen von Brennstoffzellen
und Batterien, von Bord-Computer und Navigationstransmitter sowie den
hinteren und vorderen Antriebsschrauben. Sobald wir den Meeresboden
erreicht hatten, würde ein dritter, größerer
Bildschirm über unseren Köpfen, der jetzt dunkel war,
zwischen der Videoübertragung von Digitalkameras und Bildern von
den seitlich ortenden Sonargeräten hin und her schalten.
    Alles, was wir durch die Kuppel und den Rumpf von draußen
hören konnten, war das Piepen des aktivierten Sonars.
    Alles im grünen Bereich, aber mir war trotzdem beklommen
zumute. Tauchfahrten seien recht ungefährlich, hatte mich Jason,
der Kontrollingenieur und Tauchmeister, vor meiner ersten Expedition
beruhigt. Man müsse sich nur an das Routineprogramm halten und
das befolgen, was man in der Ausbildung gelernt habe.
    Ich hatte keine Angst vor Schmerzen oder sonstigem
körperlichen Unbehagen, ging aber davon aus, dort unten auf eine
Entwicklungsstufe des Lebens zu treffen, die jedes Risiko in einem
neuen Licht erscheinen lassen würde: Jedes unerwartete Abenteuer
barg die Gefahr in sich, eine Lebensspanne vorzeitig zu
verkürzen – in diesem Fall jedoch keine Lebensspanne von
siebzig,

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