Jäger
benutzt«,
erklärte ich.
»Kannten Sie Dr. Mauritz, ehe Sie ihm hier auf dem Schiff
begegnet sind?«, fragte Jason.
»Nein.«
»Warum ist Dave über Bord gegangen?«
»Keine Ahnung.«
»Sie haben ihn nicht etwa angegriffen und verletzt und dann
über Bord geworfen, um es zu vertuschen? Sie haben also nicht
miteinander gekämpft, meine ich, und ihn dabei irgendwie
verletzt, vielleicht in Notwehr?«
»Nein. Er ist von sich aus über Bord gegangen.«
»Hat er gesagt, dass er Sie umbringen will?«
»Nein. Er hat nur angefangen…«, ich holte tief
Luft, »… zu fluchen und stellte sich recht blöde dabei
an. Es war fast schon komisch, aber auch beängstigend. Ich warte
wohl besser auf die Polizei. Ich möchte nicht, dass das, was ich
zu sagen habe, einstudiert klingt.«
»Da ist was dran«, sagte Jason, stand auf und steckte
die Hände in die Taschen. »Übrigens haben wir Max
gefunden. Er ist ebenfalls tot. Nadia steht unter einem schweren
Schock.«
Ich starrte ihn nur an. »Das tut mir wirklich Leid«,
sagte ich, als sei alles meine Schuld.
»Tja…«
Nachdem Jason gegangen war, kam ein großer Mann in einem
blauen Parka herein. Er war um die vierzig und trug unter dem offenen
Parka einen Wollpullover und eine erdfarbene, von der Gischt
durchnässte Fallschirmjäger-Hose. Er stellte sich als Agent
Bakker aus dem FBI-Büro in Seattle vor. Die unzähligen
Fragen, die er vorbrachte, kamen mir teilweise unsinnig vor –
bis ich begriff, dass er gar nicht wusste, dass ich zum Zeitpunkt der
Schießerei nicht an Bord der Sea Messenger gewesen war.
Ebenso wenig hatte man ihn darüber informiert, dass Dave Press
vermisst wurde und vermutlich ertrunken war.
Diese Wendung im Gang der Ermittlungen brachte ihn offensichtlich
aus dem Konzept, denn er blätterte in seinem Notizbuch
zurück und fing noch einmal von vorne an. »Was, zum Teufel,
ist eigentlich eine Tauchkapsel?«, wollte er wissen.
Als die Vernehmung zu Ende war, stand ich kurz vor dem
Zusammenbruch. Bakker klappte sein Notizbuch zu. Auch für ihn
passte nichts zusammen. Seiner Erfahrung nach liefen Wissenschaftler
nicht einfach so herum und brachten sich gegenseitig um.
Nachdem er gegangen war, streckte ich mich auf der langen,
gepolsterten Bank hinter dem großen Esstisch aus und fiel
sofort in einen ohnmachtähnlichen Schlaf. Eigentlich hätte
ich ja davon träumen müssen, in stinkender schwarzer
Brühe und endloser Nacht zu versinken, ohne dass eine
Acrylkuppel Schutz bot. Aber ich träumte von einer Wüste,
die ich in Gesellschaft eines Mannes mit weißer Haarmähne
und langem grauen Hemd durchquerte.
Kapitel 12
Seattle, Washington
Das Schiff kehrte am nächsten Morgen in den Hafen von Seattle
zurück, während FBI-Agenten und Beamte der Küstenwache
über alle Decks schwärmten. Emsig hin und her eilende
Männer und Frauen kamen an Bord und machten sich daran, mit
Gelbband Absperrungen vorzunehmen. Ein Dutzend Agenten mit
Digitalkameras und Spurensicherungskoffern nahmen Proben. Wir wurden
angewiesen, nichts anzufassen und auf keinen Fall etwas zu
entfernen.
Nachdem Jason mit dem Agenten, der den Einsatz leitete, verhandelt
hatte, wurde Nadia und mir erlaubt, ins Labor hinunterzugehen und
nach den Exemplaren zu sehen, die ich während der Tauchfahrt
eingesammelt hatte. Wir wurden von einer jungen FBI-Agentin
begleitet, die ähnlich gebaut war wie Dave, wie mir auffiel. Ihr
Hosenanzug war eine Nummer zu klein und spannte an verschiedenen
Stellen. Beschattet von einer Strickmütze, die keck auf ihren
ordentlich frisierten, zu unzähligen Zöpfchen geflochtenen
Haaren thronte, folgten uns ihre Augen misstrauisch, während sie
jede Menge Fragen stellte.
So wie ich sie einschätzte, würde ihr ein falsches Spiel
nicht entgehen.
Nadia übernahm größtenteils das Reden. Sie hatte
heute mehr Farbe im Gesicht, verhielt sich jedoch distanziert und
geschäftsmäßig, als seien ihre Emotionen auf
Sparflamme gestellt.
Ich war mit der Überlegung beschäftigt, wie ich meine
dem Meeresgrund entrissene Beute von der Sea Messenger schaffen sollte. Das Schiff würde vermutlich mehrere Tage
lang in polizeilichem Gewahrsam bleiben, und ich hatte nicht die
geringste Ahnung, was in dieser langen Zeit mit den Xenos passieren
würde. Mein einziges Ziel bestand darin, die Meerwassertanks von
der Sea Messenger zu holen und sie in das Labor zu schaffen,
das ich am Südostufer des Lake Union angemietet hatte. Ich hatte
es ziemlich eilig damit, meine
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