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Jäger

Jäger

Titel: Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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mit einem
samtenen Bass und leichtem Akzent, der seine Herkunft aus North
Carolina verriet. Seine Hände lagen gefaltet auf der
Eichentischplatte. »Haben Sie eine Ahnung, warum Ihnen jemand
nach dem Leben trachtet?«, fragte er.
    »Nein«, erwiderte ich. »Sie sind Privatdetektiv,
nicht wahr?«
    »Wir arbeiten beide für Owens Sicherheitsdienst«,
antwortete Betty für ihn und neigte angesichts meiner fragend
hochgezogenen Brauen spöttisch den Kopf. »Haben Sie etwa
angenommen, ich sei nur zu dekorativen Zwecken engagiert
worden?« Sie lachte zwitschernd auf. »Owen kann sich viel
hübschere Mitarbeiterinnen leisten, wenn auch nicht unbedingt
klügere oder wachsamere.«
    »Also gut«, sagte Bloom. »Ihnen ist doch klar, dass
wir hier keine polizeilichen Ermittlungen führen, dazu auch gar
nicht berechtigt sind, oder? Sie brauchen unsere Fragen nicht zu
beantworten.«
    »Nett von Ihnen, mich aufzuklären«, erwiderte ich.
Bloom wandte die in Seattle übliche Geschäftsmethode an:
nach außen weich, im Innern knallhart.
    »Wir tun unser Bestes«, gab Bloom zurück.
»Owen möchte wissen, was genau und warum es passiert ist.
Sie waren mit Dave Press in der Marys Triumph auf einer
Tauchfahrt, als es zu der Schießerei auf der Sea Messenger kam. Hatten Sie den Eindruck, dass Press sich komisch
verhielt?«
    »Sein Verhalten machte mir Angst«, erwiderte ich.
»Es war alles andere als komisch.«
    »Was hat er getan?«
    »Ich habe es der Polizei bereits erzählt. Er hat zu
fluchen versucht, allerdings fehlte ihm anscheinend das nötige
Vokabular.«
    »Hat er unangemessene Fragen gestellt?«
    »Ja«, bestätigte ich. »Aber das war nicht so
schlimm… Ich meine…« Ich verstummte. »Ich habe
das der Polizei gegenüber nicht erwähnt.«
    Bloom zuckte mit den Achseln. Seine Schultern spannten sich unter
der Drillichjacke. »Hat er über Mr. Montoya
gesprochen?«
    Bloom war neu in Montoyas Mitarbeiterstab, vermutete ich.
    »Er hat gefragt, wie ich Mr. Montoya kennen gelernt habe und
Ähnliches. Nichts Heikles.«
    »Er wollte wissen, was Sie und Mr. Montoya
verbindet?«
    »Er hat über die besonderen Privilegien geredet, die ich
angeblich hinsichtlich der Tauchfahrten mit der Mary’s
Triumph genoss. Und über Eifersüchteleien an Bord der Sea Messenger.«
    »Eifersüchteleien, an denen auch Dr. Mauritz
teilhatte?«
    »Ich nehme es an. Aber im Wesentlichen ging es nur um Klatsch
und Tratsch auf der Sea Messenger – wenn Sie verstehen,
was ich meine.«
    Bloom nickte, war aber noch nicht zufrieden. »Dr. Mauritz hat
ein anonymes Gutachten zu einem der von Ihnen eingereichten
wissenschaftlichen Artikel verfasst«, sagte er. »Er hat
empfohlen, Ihren Artikel abzulehnen.«
    »Das wusste ich nicht«, erwiderte ich. »Aber wie
sollte ich auch, wenn das Gutachten anonym war?«
    »Hat er je irgendwelche Animositäten Ihnen
gegenüber erkennen lassen?«
    Zuerst verstand ich Anonymitäten. »Nicht offen.
Er wirkte freundlich, aber wir hatten sehr wenig Kontakt.«
    Betty Shun mischte sich ein. »Das bringt uns nicht weiter.
Owen hat die Proben von der Sea Messenger in Ihr Labor bringen
lassen, Mr. Cousins.«
    »Das hätten Sie mir gleich sagen sollen«, brauste
ich auf.
    »Er hat dafür gesorgt, dass sie Ihren Assistenten
übergeben und gut versorgt werden.«
    »Sie waren in speziellen Druckbehältern«, sagte ich
mit wachsender Wut. »Sie hätten in einem Lastwagen mit
Stromversorgung transportiert werden müssen. Wir waren uns doch
einig darin, dass die Exemplare mit größter Umsicht zu
behandeln sind. Die Temperaturen in dieser Tiefe machen ihre
Membranen…«
    »Alles wurde so gemacht, wie Sie es verlangt haben«,
fiel mir Shun ins Wort. »Wenn Sie wollen, fahren wir Sie
rüber.«
    »Es ist nicht weit. Ich kann auch zu Fuß gehen«,
erklärte ich mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Mit dem Wagen sind wir schneller«, sagte sie
drängend. »Und Owen…«
    »Ja, ja. Owen will einen Bericht.«
    Wir fuhren zum alten Genetron Building. Es gehört zu einem
ehemaligen Elektrizitätswerk, das für mehrere Millionen
Dollar restauriert wurde, ehe Genetron einzog. Man kann das
Gebäude mit seinen hoch aufragenden Schornsteinen und
Abluftkaminen von der Brücke der I-5 aus erkennen. Inzwischen
war Genetron an den französisch-schweizerischen Pharmariesen
Novalis verkauft worden, der mir das Labor in dem jetzt teilweise
leer stehenden Werk zu einem guten Preis – Wachpersonal
inklusive – vermietet hatte.
    Das Foyer war sündhaft teuer mit

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