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Jaegerin der Daemmerung

Jaegerin der Daemmerung

Titel: Jaegerin der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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»Ivory und Razvan haben es abgelehnt, das Buch an sich zu nehmen. Mikhail hat sie in jeder Hinsicht auf die Probe gestellt, und die beiden haben alle Tests beanstandungslos bestanden. Dasselbe kann ich von euch leider nicht behaupten.«
    Kaum hatte er zu Ende gesprochen, löste er sich in Luft auf und flog hoch über dem Wald mit seiner Spinnenkolonie zurück in das Gebiet der Karpatianer, ohne auf die anderen zu warten.

15
    D ie Wege deines Verstandes sind unergründlich«, sagte Ivory, die im Gedenkraum ihrer Höhle stand, nachdem sie wieder ihre übliche Gestalt angenommen hatte. »Die Jäger in das Tal des Nebels zu führen, um dann unterirdisch weiterzureisen, war ein Geniestreich. Sie hatten nie eine Chance, uns zu verfolgen, nicht einmal mithilfe der Stimme des Blutes.«
    »Die Erde ist unsere Komplizin, verwischt all unsere Spuren. Mir war klar, dass sie unserer Fährte niemals folgen könnten.« Razvan grinste. »Nur zu gerne hätte ich die Gesichter der Jäger gesehen, als ihnen klar wurde, dass sie gegen Schneemänner kämpfen, nicht gegen Ghuls.« Er prustete los.
    Ivory streckte die Arme aus, damit die Wölfe ihre normale Form annehmen konnten. »Neue Freunde haben wir uns jedenfalls nicht gemacht.«
    »Wir brauchen keine Freunde. Wir kommen auch so gut zurecht.« Er zog die Stirn kraus. »Ich beneide Mikhail nicht gerade um seinen Job.«
    »Vor allem, weil er die Verantwortung für das Buch hat und versuchen muss, es zu zerstören. Er ahnt nicht, wie gefährlich das Werk tatsächlich ist.«
    Einen Moment lang hüllte Razvan sich in tiefes Schweigen. »Ich hätte mich länger mit ihm über das Buch und dessen Zerstörung unterhalten sollen. Die Vorstellung, dass meine Tanten mit in eine Angelegenheit hineingezogen werden, die mit Xavier zu tun hat, gefällt mir überhaupt nicht. Andererseits gibt es niemanden, der besser wüsste, wie man das Buch vernichten kann.«
    Die Sorge in seiner Stimme rührte sie. Dieser Mann hatte mehr Mitgefühl in sich und besaß einen ausgeprägteren Beschützerinstinkt als jede andere Person, die sie je getroffen hatte. Ivory drehte sich zu ihm um und ließ den Blick langsam über ihn gleiten. Hier in der Enge ihres Zuhauses wirkte er mit seinem breiten Kreuz und seiner männlichen Erscheinungsform so ... groß. An Razvan gab es wenig, das weich wirkte, auch wenn er einen äußerst ruhigen und ernsten Charakter hatte. Als er merkte, dass sie ihn beobachtete, hob er den Blick.
    Ivorys Herz setzte fast aus, als sie sah, welch ein Hunger in seinen Augen flackerte. Es war, als wollte er sie mit seinem Blick förmlich verschlingen. Ihr Mund wurde schlagartig trocken. Sie waren alleine. Sie benetzte sich die Lippen. Sie begehrte ihn, brauchte ihn. Furcht erfasste sie.
    »Razvan.« Sein Name kam heiser über ihre Lippen, ihre Stimme zitterte.
    Ein verführerisches Lächeln umspielte seinen Mund. Seine Stimme war weich wie Samt. »Ivory.«
    Schon die Art und Weise, wie er ihren Namen aussprach, ließ ihre Körpertemperatur ansteigen und ihr Herz schneller schlagen. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Jetzt hieß es alles oder nichts. Sobald er sie berührt, sich mit ihr vereint und sie so zu einem Teil von sich gemacht hätte, wäre sie völlig verloren. Sie sehnte sich danach, nach ihm, stand regelrecht in Flammen. War nahezu verzweifelt, obwohl sie eigentlich nie verzweifelte.
    Sie hielt ihre zitternde Hand in die Höhe, noch bevor er einen Schritt auf sie zu machen konnte. »Wenn du mich je betrügen solltest, werde ich dich umbringen. Das würde ich wirklich. Ich möchte, dass du das weißt, Razvan. Jahrhundertelang habe ich niemandem mehr vertraut. Ich würde dir niemals vergeben können. Bei anderen wäre es mir einerlei, aber nicht bei dir.«
    »Ich hätte nichts anderes von meiner Gefährtin erwartet.«
    Ein träges, sinnliches Lächeln umspielte seine Lippen und brannte in seinen Augen. Hungrig starrte er sie an. Voller Verlangen und Begierde. Mit allem konnte sie gut umgehen. Aber was ihr den Atem verschlug und sie im Tiefsten erschütterte, war der Ausdruck aufrichtiger und grenzenloser Liebe auf seinem Gesicht. Eine Tür in ihrem Innern, von deren Existenz sie bislang nichts gewusst hatte, öffnete sich. Erst ein Stück, dann immer weiter, bis sie weit offen stand. Für ihn. Für diesen einzigartigen Mann. Wenn sie ihn annahm, würde ihre Liebe sie verändern. Sie hatte so viel zu geben, aber sie war so lange allein gewesen ...
    Razvan streckte eine Hand nach ihr aus.

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