Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jaegerin der Daemmerung

Jaegerin der Daemmerung

Titel: Jaegerin der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
Vom Netzwerk:
gewollt. Es war wie ein Schlag ins Gesicht.
    Vikirnoff war kurz davor, mit einem Blitz die gesamte Kolonie zu rösten.
    »Ich würde das nicht tun«, sagte Gregori. »Wenn Ivory oder Razvan Magie eingesetzt und sich mit den Spinnen angefreundet haben, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie etwas zu ihrem Schutz zurückgelassen haben. Sie dürften für eure gesicherte Durchreise etwas eingetauscht haben.«
    »Wir haben sie nicht um Hilfe gebeten«, blaffte Vikirnoff und biss die Zähne fest zusammen.
    Die Baumkronen über ihnen erwachten zum Leben, als sich Tausende von Spinnen in Bewegung setzten. Vikirnoff wünschte, er hätte sich niemals an die Fersen von Ivory und Razvan geheftet, was er Gregori gegenüber natürlich niemals zugeben würde. Nachdem er seinen Ärger heruntergeschluckt hatte, ließ er den Kopf hängen, um zu signalisieren, dass er die Vereinbarung akzeptierte, die Razvan und Ivory getroffen hatten.
    »Bleibt zu hoffen, dass du sie richtig eingeschätzt hast und sie sich ihre Passage nicht damit erkauft haben, dass wir den Spinnen als Winterfutter versprochen wurden.«
    »Das würde ich niemals zulassen.«
    Das war fast genauso schwer zu verdauen wie die Tatsache, dass das Paar ihnen die Durchreise erkauft hatte. Vikirnoff fluchte unhörbar. Ihm war klar, dass sie jetzt keine andere Chance mehr hatten, als einzuwilligen. Sie mussten weitermachen, und er wusste, der Heiler würde dieses besonders nervige Grinsen zeigen.
    Im Schneckentempo wurden sie wieder herabgelassen. Vor lauter Frustration hätte Vikirnoff am liebsten laut geschrien. Eine neue Verzögerungstaktik. Und dann wurde einer nach dem anderen fein säuberlich aus dem Netz ausgewickelt, sodass die seidenen Fäden, die sie gebunden hatten, wieder verwendet werden konnten - für die Jäger eine äußerst beschämende Prozedur. Falls Gregori noch einmal die Frechheit besitzen sollte zu behaupten, sie wären verhauen worden, würde er den Kerl eigenhändig umbringen und auf die daraus resultierenden Konsequenzen pfeifen. Nachdem alle sieben Jäger endlich befreit waren und wieder neben Gregori standen, öffnete sich ein Weg durch das Netz, das sie tiefer in den dichten Wald führte.
    Mit einem unbehaglichen Gefühl folgte die Gruppe Vikirnoff durch das dunkle Reich der Spinnen auf die andere Seite. Sobald sie durchgegangen waren, machten sich die Spinnen daran, den Durchgang sofort wieder zu schließen. Die Jäger fanden sich am schlimmsten aller vorstellbaren Orte wieder.
    Das Tal des Nebels erstreckte sich zwischen zwei hohen Berggipfeln, die fast senkrecht in die Höhe wuchsen. Die schmale, tückische Schlucht war fast immer mit dichtem Eisnebel gefüllt, gespickt mit winzigen Eissplittern, die beim Einatmen die Lunge gefrieren lassen konnten. Niemand, noch nicht einmal die Karpatianer, konnte durch den dichten Dunstschleier hindurchsehen. Immer wieder lösten sich Schnee- und Eislawinen von den schroffen Felsen und stürzten herab.
    Der Wind, der rasend schnell spiralförmig von den Gipfeln herabwehte und durch die Schlucht heulte, brachte Stimmen mit sich und richtete in den Ohren Chaos an. Von den wenigen Tieren, die das Tal ihr Zuhause nannten, hatten die Schneeleoparden die Vorherrschaft. Doch selbst die blieben den eingeschneiten Bergsockeln fern, wo häufig donnernd und krachend Eisbrocken herabfielen.
    Die Jäger hörten, wie eine Frau lachte, sahen schemenhafte Figuren vor sich durch den Nebel gehen. Tomas warf seinen Brüdern einen flüchtigen Blick zu, ehe sie das Tal betraten und nach nicht einmal vier Schritten bereits verschwunden waren.
    Vikirnoff sah zu Gregori hinüber. »Sie jagen Geister, habe ich recht?«
    Gregori zuckte mit den Achseln. »Könnte gut sein.«
    Vikirnoff schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Spur von Ivorys Blut - ohne Erfolg. Der Nebel hatte die Fährte geschluckt. »Vermutlich haben sie sich in Dunst verwandelt und sich mit der dicken Suppe vermischt. Es könnte Monate dauern, bis ich die beiden finde.«
    »Du wirst sie nicht finden«, sagte Gregori.
    Tomas, Mataias und Lojos kehrten zurück. »Wir jagen einem Phantom hinterher. Die beiden spielen mit uns, sind aber selbst gar nicht mehr hier.«
    Vikirnoff schüttelte den Kopf. »Ich hoffe, dein Prinz weiß, was er tut, Gregori.«
    »Unser Prinz«, korrigierte Gregori. »Der Prinz, dem jeder von euch die Treue geschworen hat.« Diesmal lag nicht ein Hauch von Belustigung in seiner Stimme. Die silbernen Augen funkelten jeden der Jäger an.

Weitere Kostenlose Bücher