Jaegerin der Daemmerung
»Auch ich war lange allein.«
Sie wollte ihm die Tragweite ihrer Entscheidung deutlich machen. Wusste er, was es sie kostete? Wusste er, wie verängstigt sie war? Konnte er sich vorstellen, wie schwierig eine Beziehung mit ihr sein würde?
Razvans Lächeln vertiefte sich. Er neigte den Kopf und hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen. Es gab keine Möglichkeit, sich vor ihrem verräterischen Herzen in Sicherheit zu bringen. Ivory wusste, dass sie sich an ihn verloren hatte. Sie war seinem Lächeln verfallen. Seinem sanften Charakter. Seinem stählernen Willen. Alles an ihm zog sie an. Selbst sein Hang zur Dickköpfigkeit und sein jungenhafter Humor. Einfach alles.
In diesem Moment ging von diesem Mann für sie eine größere Gefahr aus als von dem mächtigsten vorstellbaren Meistervampir. Das Übermaß an Liebe, das sie für ihn bereits empfand, konnte sie zu Grunde richten. Sie konnte ihren Körper wieder instand setzen. Aber nicht ihr Herz und ihr Seele - nicht das, was ihr Selbst ausmachte.
»Vertrau mir, Liebste. Ich weiß, dass ich dir mehr abverlange, als es je jemand getan hat. Wirf einen Blick in unsere gemeinsame Seele und vertrau mir.«
Ivory hielt seinen Blick gefangen. Seine Augen. Diese prachtvollen, wilden, mitternachtsblauen Augen, in denen so viel mitschwang. Alles für sie. Nur für sie. Grenzenloser Hunger. Grenzenloses Verlangen. Grenzenlose Liebe. Mit zitternden Lippen legte sie ihre Hand in die seine, erlaubte ihm, sie in ihr Schlafzimmer zu führen. Ihr Herz schlug so heftig, dass sie sich sicher war, dass er es hören konnte.
Razvan schloss die Tür, damit die Wölfe im großen Wohnraum zurückblieben. Mit einer schnellen Handbewegung entzündete er die Aberhundert kleinen Kerzen, die in den Wandnischen standen. Die tanzenden Flammen warfen Schatten auf Ivorys Gesicht. Ihre Haut wirkte blütenzart, weich und einladend. Ihre riesigen Augen, die wie poliertes Gold leuchteten, erinnerten an ein verängstigtes und in die Enge getriebenes Tier, das seinen Peiniger mit einer berauschenden und unwiderstehlichen Mischung aus Sehnsucht und Unschuld anblickte.
Razvan griff hinter Ivory, legte ihr den blauschwarzen Zopf über die Schulter, löste das Band und glitt, um ihn zu entflechten, mit den Fingern durch das seidige Haar, bis es ihr Gesicht einrahmte und sich über ihren Rücken ergoss. Wie sich ihr Haar anfühlte, so weich, die Strähnen, die er zwischen Daumen und Zeigefinger rieb, entfachten aus der schwelenden Glut ein heißes Feuer. Sie zuckte weder zusammen noch wandte sie sich ab - und konnte ihren Blick nicht von ihm lösen.
Ivory besaß eine Menge Mut, wie Razvan wusste. Sie gab nicht so schnell auf. Wenn sie sich ihm hingab, würde sie es mit Leib und Seele tun, würde nichts zurückhalten. Dafür liebte er sie umso mehr, für diesen unerschütterlichen Charakterzug, der sie zu einer gefährlichen Jägerin, zugleich aber zu einer ausgesprochen loyalen Partnerin und einer fantasievollen Liebhaberin machte.
Diesmal wollte er sich Zeit lassen, um jeden Zentimeter ihres anbetungswürdigen Körpers zu erkunden, jeden Schatten, jede geheimnisvolle Mulde, jede verführerisch weibliche Rundung. Er konnte vor Verlangen kaum atmen. Seine Hände legten sich auf die Schließen ihrer Weste, die sich tief in sein Gedächtnis gebrannt hatten: die schwarzen Lederriemen mit den Doppellöchern, die winzigen, in den Stahl gestanzten Kreuze sowie die drei Metallnieten auf jeder Seite der Spange und die Riemen, die ebenso mit Kreuzen versehen waren. Das Kreuz, das Symbol für ihren Glauben und ihre leuchtende Seele.
Natürlich hätten sie sich problemlos die Kleider wegdenken können, doch Razvan gönnte sich das Vergnügen, sie langsam auszuziehen. Er wollte sich Zeit lassen, wollte so viel Freude bereiten wie möglich, wollte die Glut in ihrem Inneren zu einem rasenden Feuersturm anfachen.
Ivory stand völlig regungslos da, doch Razvan spürte, wie sie scharf einatmete, wie sich ihre Brüste unter seinen Händen hoben und senkten, während er die Schließen öffnete und ihr die Weste langsam über die Schultern schob. Nach und nach wurde ihr atemberaubender Körper entblößt. Als Erstes quollen ihre weichen und verführerischen Brüste hervor. Der Anblick war so berauschend, dass er das weiche Gewicht in seine Hände nehmen musste, während er ihr Gesicht musterte.
Er sah, wie eine Welle des Verlangens sie erfasste, ihre Wangen Feuer fingen und ein zarter Schleier sich vor ihre Augen schob, als
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