Jaegerin der Daemmerung
Schneemänner.« Könnte er noch Bewunderung empfinden, hätte sie in seiner Stimme gelegen, doch seine Gefühle waren schon vor langer Zeit verblasst.
»Jetzt seid ihr dran, Vikirnoff«, meldete sich Mataias leicht gereizt zu Wort. »Sie haben nicht die geringste Fährte hinterlassen, die wir aufnehmen können. Wir müssen der Stimme des Blutes folgen.«
Gregori setzte ein süffisantes Lächeln auf. »Tu das, Vikirnoff. Ich bin überzeugt davon, dass du keine Probleme haben dürftest, die beiden ausfindig zu machen.« Es schneite mittlerweile so stark, dass er Probleme hatte, Vikirnoffs Gesicht in dem dichten Treiben auszumachen. Dennoch war es die Mühe wert, sich auf ihn zu konzentrieren. Um nichts auf der Welt wollte er sich den verärgerten Ausdruck auf Vikirnoffs Gesicht entgehen lassen.
»Wenn deine Seelengefährtin von jemandem unzählige Male betrogen worden wäre, könntest du ihm auch nicht so schnell dein Vertrauen schenken, Gregori«, fuhr Vikirnoff ihn an.
»Mag sein, aber ich würde meinem Prinzen vertrauen.«
Vikirnoff stelzte davon und führte die Gruppe Jäger über die mit Schneemännern übersäte Lichtung zurück in den Wald. Die Fährte war so schwach, dass er selbst, wenn er nach seinem eigenen Blut rief, keine richtige Antwort bekam, so, als hätte jemand es verdünnt. Aus Angst vor weiteren Fallen kamen sie nur langsam vorwärts. Doch sosehr sie auch suchten und ihren Sinnen alles abverlangten, sie fanden keinerlei Spuren von Ivory und Razvan. Zweimal war Vikirnoff gezwungen, ein Stück des Weges zurückzugehen und sich tiefer in den Wald zu schlängeln, wo die Bäume enger beieinanderstanden und höher waren.
Da der dichte Baldachin aus Baumkronen nur einen Bruchteil des Schnees hindurchließ, war die Schneeschicht am Boden entsprechend dünner. Nur an den Stellen, an denen eine Lücke im Dach klaffte, türmte sich der Schnee am Boden und auf den Ästen.
Wie oft in den entlegenen Winkeln des Waldes machten ihnen, je tiefer sie in den Wald liefen, Spinnweben zu schaffen. Mit einem Fluch auf den Lippen wischte Tarik die feinen klebrigen Fäden aus seinem Gesicht.
»Es sieht nicht so aus, als seien sie hier entlanggekommen«, sagte er. »Die Spinnweben sind allesamt intakt.«
Im Abstand von zwei Metern blieben die Jäger stehen und untersuchten die zahlreichen zarten Netze, die zwischen den Bäumen gespannt waren und durch kleine Eiskristalle wie Diamanten funkelten. Erst bei genauerem Hinsehen erkannten sie, dass es sich nicht um viele kleine Spinnweben, sondern um riesige, unzählige Bäume umfassende Netze handelte. Es war nicht das erste Mal, dass sie das Werk der Eisspinnen sahen. Obwohl die Tiere meist in Höhlen tief unter der Erde anzutreffen waren, kam es in einem langen, harten Winter durchaus vor, dass sie ihre Netze in den Tiefen des Waldes sponnen.
»Diese Netze hängen hier bereits seit Wochen«, meinte André und inspizierte die Tiere, die sich in einem der starken Netze verfangen hatten, darunter auch ein paar Echsen und Vögel. »Ich bezweifle, dass sie hier entlanggekommen sind.«
»Was, wenn sie sich in Dunst aufgelöst haben?«, gab Mataias zu bedenken. »Dann hätten sie problemlos hindurchströmen können.«
»Nicht bei Netzen der Eisspinnen«, hielt Lojos dagegen. »Jeder weiß, dass man da nicht so einfach hindurchschlüpfen kann.«
»Eisspinnen sind klein, aber gefährlich«, sagte Tomas. »Wenn du in den Höhlen auf eine Kolonie von ihnen triffst, musst du um dein Leben fürchten. Und wenn mich nicht alles täuscht, haben wir es hier mit einer zu tun.«
»Du hast recht«, pflichtete Nicolae ihm bei. »Wenn wir da durchgingen, sollten wir darauf vorbereitet sein, sie auszuräuchern. Da hier aber alles nass ist, könnte es sein, dass wir dann den ganzen Wald zerstören.«
Vikirnoff warf Gregori einen unbehaglichen Blick zu. Der Heiler hielt sich bewusst zurück, stand einfach nur da und beobachtete, wie die Männer versuchten, die Fährte wieder aufzunehmen. Sein ausdrucksloses Gesicht ließ nicht erkennen, was er dachte.
»Haltet Ausschau nach einem Hinterhalt«, warnte Nicolae sie. »Seht euch genau um. Sie müssen hier entlanggekommen sein. Wenn sie einen Weg gefunden haben, wird es uns auch gelingen.«
»Achtet darauf, die Spinnweben nicht zu zerstören«, sagte Vikirnoff streng, als die Jäger damit begannen, nach Zeichen zu suchen.
Die Fährte des Blutes war schwach, aber Vikirnoff war sich sicher, dass das Paar durch das Gebiet der Eisspinnen
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