Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter
gekommen. Ich erspähte Danaus und James und umgab sie schnell mit einer schützenden Feuerwand. Dasselbe machte ich mit Jabari, aber auch das war noch nicht genug.
Die Macht wuchs. Sie würde mich vernichten, und ich konnte einfach die graue Frau nicht finden, die Rowe unbedingt hatte beschützen wollen. Die Macht würde mich umbringen, bevor ich sie aufhalten konnte.
Danaus. Ich streckte meine geistige Hand aus. Meine Stimme in meinem Kopf kam mir im Gegensatz zum Brüllen der Macht in mir wie ein schwaches Flüstern vor. Ich konnte mich nicht mehr konzentrieren. Die Flammen wurden größer, heller, stärker. Ich würde die Leute töten, die ich eigentlich beschützen wollte.
Hier bin ich. Seine Stimme in meinem Kopf war kühler Balsam gegen den Brand in meinem Inneren. Kann mich nicht konzentrieren. Kann sie nicht finden. Weiß nicht, auf welches Opfer sie sich stürzt. Sie ist hier. „Nein!", schrie ich. James!
Der Schmerz explodierte in mir. Mir blieb keine Chance mehr zu reagieren. Ich wurde mit dem ganzen Körper zurückgeschleudert. Rasend schnell flog ich in einem entsetzlichen Wirbel gefühlte mehrere Meter durch die Luft, bevor mein Rückgrat auf den harten Steinboden krachte. Ein unartikulierter Schmerzensschrei entrang sich meiner Kehle, während ich mich am Boden wälzte. Irgendetwas tief in mir zerriss, als ob jemand oder etwas die zarten Schichten meiner Seele attackierte und sie mir aus dem Körper zu reißen versuchte. Ich rollte mich in Embryohaltung zusammen und versuchte verzweifelt, die Seele in meinem geschundenen Körper festzuhalten. Der Schmerz raste in mir. Nervenenden zuckten und bebten.
Organe zischten. Betäubender Schmerz durchzuckte mein Hirn, bis kein Gedanke mehr übrig war. Und dann sickerte die Schwärze in mich hinein. Sie verschlang alles, den Schmerz, das Reißen in meiner Brust, die Außenwelt. Die Schwärze löschte alles aus und riss mich mit sich fort.
26
Ruckartig setzte ich mich auf und keuchte, wobei mir Rasierklingen durch Hals und Lunge fuhren, bevor sich der erste klare Gedanke in meinem Kopf formte. Ich musste zwar nicht atmen, aber manche Instinkte löscht selbst der Tod nicht aus. Jede Nacht, wenn ich aus meinen Albträumen erwachte, rang ich zuerst nach Luft.
Aber das hier war kein Albtraum. Ich blinzelte, um meine verschwommene Sicht aufzuklären, und spürte eine Hand auf Rücken und Schulter, als mich jemand wieder sanft zu Boden drückte.
Ich hustete und versuchte, mich wieder auf die Seite zu rollen, während ich die überflüssige Luft aus meinem Körper presste. Irgendetwas in mir schmerzte. Meine Gedanken waren verworren, als ich mich daran zu erinnern versuchte, was geschehen war. Niemand hatte mich angerührt, dennoch war mein Inneres vor Schmerz explodiert, bis jedes Organ und jede Hirnzelle geröstet worden waren.
„Ruh dich aus, Mira." Jabaris tiefe Stimme wehte von rechts zu mir herüber. Ich legte mich auf den Rücken und hörte auf, krampfhaft die Augen zusammenzukneifen.
Ryan kniete links neben mir und hielt mir die Hand. Auch Jabari hatte sich hingekniet. Seine Kleidung war zerfetzt, und er war blutüberströmt, aber auf seinen Lippen lag ein zaghaftes Lächeln. Er hatte gewonnen. Ich war jetzt Konventsmitglied, was ihm gelegen kam, weil er mich so besser kontrollieren konnte.
„James?", fragte ich und fürchtete mich vor der Antwort, als ich Ryan ansah. Der Zauberer deutete mit dem Kopf auf einen Punkt hinter Jabari. Ich wälzte mich herum und sah den jungen Mann an der Wand sitzen, blutend, voller blauer Flecke und Schwellungen, aber immer noch atmend. „Aber Danaus“ setzte ich an und schüttelte langsam den Kopf, während ich den Nebel um meine Gedanken zu vertreiben versuchte. „Er hat gesagt, die Naturi wäre bei ihm. Ist das Siegel intakt?" „Das Siegel wurde gebrochen", erklärte Jabari, und sein Lächeln verdüsterte sich.
„Wie?", stieß ich heiser hervor. „Der Menschenmann, den ich befreit habe. Er stürmte aus dem Flammenring, den du erschaffen hast, direkt in die Arme der lauernden Naturi. Es war nur eine Frage von Sekunden, bis sie ihn überwältigt und die Sache beendet hatten." „Und das Kind?", flüsterte ich. „Es schläft", sagte Ryan. „Es wird heute Abend in die Stadt zurückgebracht und sich danach an nichts von alldem erinnern."
Ich presste die Rechte gegen meine Brust. War es das Brechen des Siegels gewesen, was ich gespürt hatte? War das Siegel mit meiner Seele verknüpft gewesen? Der Schmerz
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