Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition)
Augen zu verschleiern.
»Nachtwandler?«, erkundigte sich James.
»Insgesamt sechs in der ganzen Gegend während der letzten paar Nächte. Anscheinend war das hier mal ein Teil von Sadiras Domäne. Seit sie weg ist, geht hier alles drunter und drüber. Aber jetzt müsste es eigentlich ruhig bleiben.« Ich bog um die Ecke und legte den Hebel um, der die Minibombe hochgehen ließ, während ich die Gasse hinunterging. Die Explosion ließ die Fensterscheiben klirren und löste Autoalarmanlagen aus.
»Was war das?«
»Spuren verwischen«, gab ich zurück.
»Oh!«
»Außerdem hatte ich es hier mit drei Naturi zu tun«, verkündete ich, behielt das Auftauchen des Bori jedoch für mich. Ich hatte Ryan nie verraten, woher meine Kräfte stammten, und ich wollte nicht, dass er die neusten Entwicklungen gegen mich verwenden konnte.
»Gab es irgendwelche Probleme?«, fragte James und riss mich aus meinen Gedanken.
»Nein, keine. Die Gegend müsste jetzt sauber sein. Bis wann kannst du mir einen Rückflug besorgen?«
James schwieg ein paar Sekunden. Ich blieb mitten in der dunklen Gasse stehen. In der Ferne gellte der Lärm eines Feuerwehrautos und von Polizeisirenen durch die Straßen. Ich runzelte die Stirn und lehnte mich mit der Schulter gegen die Ziegelmauer, während ich mir mit der freien Hand die Augen rieb. Das verhieß nichts Gutes.
»Du kannst noch nicht zurück«, sagte James behutsam.
»Was soll das heißen?«, knurrte ich. »Ich bin jetzt seit fast drei Monaten ohne Pause im Einsatz. Ich will jetzt zurück. Saubere Klamotten und ein weiches Bett. Ein paar Tage durchschlafen, bevor der Zirkus wieder losgeht.«
»Ich weiß.«
»Was will Ryan denn jetzt noch von mir?«
»Du musst für ihn nach Savannah.«
»Das ist Miras Domäne. Die wird schon selbst mit ihren Problemen fertig. Sie braucht mich nicht in ihrer Nähe«, wandte ich ein und löste mich von der Wand, um meinen Weg durch die Gasse zum Hotel fortzusetzen, wo ich untergekommen war. Es handelte sich um eine kleine Absteige mit der übelst durchgelegenen Matratze, auf der ich je das Missvergnügen hatte zu schlafen. Ich hatte eigentlich gehofft, noch in dieser Nacht in einem Flugzeug zu sitzen, das mich zu meinem eigenen Bett zurückbrachte, aber das sollte anscheinend nicht sein.
»Ich kenne die Details nicht. Hauptsächlich geht es um den Mord an einem jungen Mädchen letzte Nacht, der die Aufmerksamkeit der Medien erregt hat. Sieht verdächtig aus.«
Ich verbiss mir die erste Bemerkung, die mir in den Sinn kam, und ging schweigend weiter die Straße hinunter. Mira sollte eigentlich in der Lage sein, ihren Kram selber zu regeln, aber jetzt, da Themis eine »Partnerschaft« mit der Nachtwandlerin eingegangen war, war es offenbar in unserem ureigenen Interesse, bei der ersten Gelegenheit in ihrer Domäne herumzuschnüffeln.
Und ehrlich gesagt begann ich trotz meiner zunehmenden Müdigkeit und den Schmerzen am ganzen Körper die Vorteile zu erkennen. Ob es ihr gefiel oder nicht, Mira gehörte zum Konvent der Nachtwandler. Diese vier Ältesten bildeten gemeinsam mit ihrem Regenten das Führungsgremium der Vampire. Durch meine Verbindung zu Mira hatte ich einen Draht zum Konvent und befand mich immer einen Schritt näher am Regenten. Wenn ich mir überhaupt Hoffnungen machen durfte, die Elite der Vampire zu erledigen, dann durch die Fortführung meiner Beziehung zu Mira.
»Wann wird das Flugzeug bereitstehen, das mich in die Neue Welt bringt?«, murmelte ich nach längerem Schweigen.
»Ich müsste dir innerhalb der nächsten Stunden etwas besorgen können«, sagte James mit einem erleichterten Seufzer. »Bei der Landung werde ich dann auch mehr Informationen für dich haben. Ryan wollte, dass du dir die Stadt mal genauer ansiehst.«
»Ich weiß schon«, knurrte ich. »Mal sehen, ob ich mir einen Eindruck von dem Chaos verschaffen kann.«
»Versuch, den Kopf unten zu behalten – Ryan meinte, ich soll dir unmissverständlich klarmachen, wie heikel die Lage ist.«
Ich unterdrückte den Impuls, total auszuflippen. James gab ja nur wieder, was Ryan ihm gesagt hatte, wie überflüssig diese Belehrungen auch sein mochten. Ich wusste sehr gut, wie man sich unauffällig verhielt und aus sicherer Entfernung beobachtete. Immerhin war das nicht meine erste Mission für Themis.
»Soll ich bei Sonnenuntergang mit Mira in Kontakt treten?«
»Nein!« James räusperte sich verlegen. »Nein, das wird nicht nötig sein. Sie meldet sich bei dir.«
Irgendwas
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