Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition)
1
Der Bastard war schnell.
Seine schweren Schuhe polterten über das Kopfsteinpflaster der schmalen Gasse. Das Geräusch hallte von den hohen Ziegelmauern wider, die um uns aufragten. Inzwischen gab er sich nicht einmal mehr Mühe, leise zu sein. Er hoffte, mich abhängen zu können, aber er wusste nicht, dass ich meine Beute am Ende stellte, so schnell sie auch sein mochte. Ich spürte ihn jetzt, hatte seine Fährte aufgenommen wie ein Hund auf der Hasenjagd. Selbst wenn er untertauchte, würde ich ihn finden.
Plötzlich waren wir aus der Gasse hinaus, jagten über eine verlassene Straße und zwischen parkenden Autos hindurch, bevor wir durch den nächsten mit Müll übersäten Durchschlupf stürmten, der in ein Gewirr aus Schleichwegen und dunklen Gässchen mündete. Ich hastete zu schnell um die Ecke, rutschte ab und prallte mit der Schulter gegen das Gebäude rechts von mir. Als ich mich abstieß, schrammte der Stahl der Klinge in meiner Rechten über die Ziegel. Meine Beute baute ihren Vorsprung aus, hechtete durch eine Gasse nach der anderen, bis ich sie endgültig aus den Augen verlor. Aber dann war ich wieder dran, ihm dicht auf den Fersen, bereit, ihm das Messer in die Brust zu rammen.
Der Atem fuhr mir als weißer Dampf aus den Lungen, als ich über eine umgeworfene Mülltonne sprang, und ein Schweißtropfen rann mir kalt über die Schläfe. Die Kälte biss mir in Fingerspitzen und Beine, obwohl mein Blut durch die Verfolgungsjagd in Wallung geraten war. Ich fuhr mit der Linken an den Gürtel und griff mit Daumen und Zeigefinger nach einem der kleinen Messer, die ich dort verstaut hatte.
Ich war auf den Vampir aufmerksam geworden, als er am anderen Ende der Stadt aus einer dunklen Seitenstraße geschlendert kam. Der schwere Gestank von Blut und Tod lag in der Luft, als ich hinter ihm in die Gasse glitt, wo ich ein junges Mädchen fand, das reglos zwischen vollgestopften Mülltüten am Boden lag. Ihr Atem ging stoßweise, und ihre Haut hatte eine ungesunde bleiche Färbung. Sie hatte schon zu viel Blut verloren, der Vampir hatte sie zum Sterben zwischen dem fauligen Müll zurückgelassen. Er hatte nicht mal versucht, sie zu verstecken. Ich nahm mir noch Zeit für einen Handyanruf bei der nächsten Polizeiwache, obwohl ich keine große Hoffnung hegte, dass der Krankenwagen noch rechtzeitig eintreffen würde. Und dann war die Jagd eröffnet.
Ich zielte kurz und schleuderte das kleine Messer nach dem Vampir, sodass es ihm tief in den Rücken fuhr, genau zwischen die Schulterblätter. Er schrie auf. Sein rechter Arm tastete nach der Klinge, und er musste langsamer laufen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Mit grimmigem Lächeln setzte ich zum Todesstoß an.
Fast zweitausend Jahre waren bei der Jagd auf Vampire wie im Flug vergangen. Ich hatte beinahe mein gesamtes Leben damit verbracht, dieses Übel vom Angesicht der Erde zu tilgen. Mit jedem Mal, jedem weiteren Jagderfolg, schien es mir ein kleines bisschen leichter von der Hand zu gehen. Sie wurden jünger, weniger erfahren, unvorsichtiger, und ich war auf dem Höhepunkt meines Könnens. Nur eine war mir bisher entkommen, aber auch Mira würde ich irgendwann erwischen. Ich hatte buchstäblich eine Ewigkeit Zeit.
Der Vampir ließ die Gasse hinter sich und stolperte auf einen kleinen, runden Platz. Trotz der Winterkälte plätscherte und sprudelte das Wasser des Brunnens im Zentrum; die Beleuchtung hatte man jedoch abgestellt. Weit und breit war niemand zu sehen, allerdings war es auch schon nach zwei Uhr morgens. Während der gesamten Verfolgungsjagd war uns nicht mal eine streunende Katze, geschweige denn ein menschliches Wesen begegnet.
Vor Schmerz aufstöhnend, zog sich der Vampir das Messer aus dem Rücken und drehte sich zu mir um, während er die Klinge beiseiteschleuderte. Mit einem metallischen Klirren prallte sie aufs Pflaster. Der eingebildete Bastard hatte keine Ahnung, mit wem er es zu tun hatte, und glaubte wohl, er würde leicht mit mir fertig werden. Er zischte und bleckte die blutverschmierten Fänge. Groß und schlank wie er war, sah er aus, als bestünde er nur aus Muskeln und Sehnen, und doch verriet die Energie, die von ihm ausging, dass dieser Vampir höchstens seit ein paar Hundert Jahren die Nächte unsicher machte. Er war vergleichsweise jung, kaum mehr als ein Welpe, und doch ein echter Killer.
»Was zur Hölle willst du von mir?«, knurrte er mich in Spanisch mit schwerem Akzent an. Er stammte eindeutig nicht aus der
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