Jagd auf eine Bestie 1. Teil: Thriller (German Edition)
angekommen, hatte er all das hinter sich gelassen. Seine ganze Vergangenheit war mit einem Schlag ausgelöscht und sollte es auch bleiben. Er besaß zwar so gut wie nichts, hatte aber ein paar wesentliche Voraussetzungen, die ihm hier weiterhelfen konnten. Er war clever und … er war absolut skrupellos. In dieser Zeit war er zum ersten Mal mit der Organisation der Vigianis in Berührung gekommen. Seine Neigungen hatten ihn in ein Netzwerk geführt, aus dem es bald kein Entkommen mehr gab. Einerseits eröffnete es ihm ungeahnte Möglichkeiten, andererseits war er diesen Leuten schon nach kurzer Zeit vollkommen ausgeliefert. Diese Organisation war es auch, die ihn schließlich, zunächst nur als Informant, später aber als offiziellen Mitarbeiter, zum FBI und dann zum deutschen BKA führte. Zu seiner Kindheit und Jugend gab es nach all diesen Jahren keinerlei Verbindungen mehr. Niemand hier schaute ihm über die Schulter. Außer einem: Conte Ferruccio Vigiani. Dieser Mann hatte ihn vollständig in der Hand. Er machte mit ihm, was er, der Mann vom BKA, sonst mit anderen zu tun pflegte: Informationen über jemanden sammeln, ihn dann in eine verfängliche Situation bringen, eine Beweisakte anlegen und schließlich bei Bedarf unter Druck setzen. Es gab mittlerweile viele, die ihm, Kriminalrat Dr. Robert Marquart, mehr oder weniger ausgeliefert waren. Aus Erfahrung wusste er, dass fast jeder seine Leiche im Keller hatte. Man musste sie nur finden. Leider hatte auch Ferruccio Vigiani eine solche Leiche entdeckt. In einem Keller, wie er tiefer und dunkler nicht sein konnte, … in seinem. Anfangs waren es nur Kleinigkeiten gewesen, die er für die Familie Vigiani erledigen sollte. Eine Information hier, eine kleine Vermittlung da, und immer wieder hatte man auch ihm dafür Gefälligkeiten erwiesen oder ihn gut bezahlt. Inzwischen steckte er bis zum Hals im Dreck und wusste, dass er da nie wieder herauskommen würde. Es sei denn als toter Mann. Wieso also sollte er über etwas nachdenken, was er ohnehin nicht mehr ändern konnte?
Quer durch das Wohnzimmer ging er zielstrebig zu einem riesigen alten Eichenschrank. Er kniete sich hin und klappte eine Vertäfelung des Schrankes auf, die wie eine bloße Verzierung aussah. Er griff in das dahinter liegende Fach und holte ein kleines schwarzes Buch heraus. Nach kurzem Blättern griff er zum Telefon und wählte eine Nummer. Am anderen Ende meldete sich ein Kommissar Blasch von der Kripo in Offenburg. »Hier spricht Dr. Marquart vom BKA. Die Drogenrazzia in Baden-Baden, Sie erinnern sich, Blasch?! Ich habe da ein kleines Problem. Nun ist es für Sie an der Zeit, sich für eine Gefälligkeit zu revanchieren.« In der Leitung blieb es still. Marquarts Augen verengten sich, und er ließ nicht den geringsten Zweifel daran, dass es für Blasch keinen Verhandlungsspielraum geben würde. »Ich hoffe doch, Sie haben mich verstanden?! Ich muss Ihnen nicht erst erklären, was das Unterschlagen von Heroin durch einen Kriminalkommissar für Konsequenzen hat, oder!? Hören Sie jetzt einfach zu und tun, was ich Ihnen sage. Sie werden für mich etwas erledigen und zwar noch heute.« Der Mann am anderen Ende der Leitung atmete schwer. »Also schön Marquart, was muss ich tun?« Blasch wusste, dass er keine andere Wahl hatte und dass dieser Tag irgendwann hatte kommen müssen.
5
Kerner war mit seinem Kollegen Kommissar Huber erst eine gute halbe Stunde unterwegs, als sie Freiburg schon fast erreicht hatten. Ein Blick auf den Tachometer werfend, begann Kerner laut zu husten. »Sag mal Rainer, bist du sicher, dass wir heil ankommen? Ich wollte eigentlich aus rein beruflichen Gründen zur Gerichtsmedizin, wenn Du verstehst was ich meine?« Huber lachte. »Du fährst zwar hier mit dem Kommissar, der wohl die meisten Punkte in der Flensburger Verkehrssünderkartei hat, aber einen Unfall hatte ich noch nie. Also entspann Dich Marcus.« Kerner rollte die Augen nach oben und sah sich weiter die vorbeifliegende Landschaft an. Kurze Zeit später kamen sie entgegen Kerners Befürchtungen tatsächlich wohlbehalten auf dem Gelände der Universität an, wo der Pförtner ihnen den Weg zur Gerichtsmedizin wies. Sie parkten den Wagen und gingen in das Gebäude. An der Zentrale zeigte Kerner einer Angestellten seinen Ausweis.
»Guten Tag. Hauptkommissar Kerner vom BKA Meckenheim. Mein Kollege und ich möchten zu Herrn Professor Dr. Bernhards. Unser Besuch bei ihm ist bereits angemeldet.« Die Dame an der
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