Jagd auf eine Bestie 1. Teil: Thriller (German Edition)
Zentrale lächelte Kerner strahlend an. »Ja, ich weiß Bescheid. Der Professor hat vorhin schon angerufen und gesagt, ich soll Sie nach Ihrem Eintreffen sofort zu ihm bringen. Wenn Sie mir folgen wollen, zeige ich Ihnen den Weg.« Mit grazilen Bewegungen kam die junge Frau, die lange dunkelbraune Haare und eine wirklich atemberaubende Figur hatte, hinter ihrem Tresen hervor. Sie betrachtete Kerner noch einmal lächelnd von der Seite und ging dann vor den Korridor entlang. Rainer Huber sah den Mann vom BKA ungläubig von oben bis unten an. Dann ging sein Blick an sich herunter. »Hallo, bin ich auch noch da, oder bin ich vielleicht unsichtbar?« Da niemand auf sein unverständliches Gemurmel reagierte, spurtete er Kerner und der Schönheit schließlich hinterher. Als sie gerade das Ende des Korridors erreicht hatten, und er eben im Begriff war, einen längeren Vortrag über Umgangsformen zu halten, kam ihnen der Professor entgegen. Er war etwa siebzig Jahre alt und seine Haare fast weiß. Hinter der Brille sah man jedoch klare helle Augen, die sein Alter ganz und gar nicht widerspiegelten. Der Professor machte einen versonnenen Eindruck. Zuerst registrierte er die kleine Gruppe gar nicht und war im Begriff, einfach an ihnen vorbeizulaufen. Die Schönheit mit den langen braunen Haaren sprach ihn an. »Entschuldigung Herr Professor, das hier sind Hauptkommissar Kerner und sein Kollege vom BKA, die Herren auf die Sie gewartet haben.« Der Professor wachte plötzlich aus seinen Gedanken auf und sah sie an. »BKA? Ach ja, BKA! Sicher, ich habe schon auf Sie gewartet. Kommen Sie, kommen Sie. Ich habe da noch ein paar sehr interessante Dinge entdeckt, die mir allerdings, das muss ich zugestehen, Rätsel aufgeben.« Die Schönheit verabschiedete sich mit einem Lächeln und ging zurück zur Zentrale. Wieder hörte Kerner Rainer Hubers Stimme, mit der er leise vor sich hin grummelte. »So, so. Kollege vom BKA. Bin ich jetzt dahin befördert worden? Wollte ich das? Naja, mich fragt ja hier eh keiner!« Einen Moment lang sah der Professor die beiden Männer irritiert an. Dann schüttelte er den Kopf und ging voraus in die Richtung, aus der er gekommen war.
Vor einer breiten Doppeltüre blieb er stehen. »Meine Herren, ich darf Sie warnen. Der Anblick gleich ist nicht unbedingt etwas für schwache Nerven. Ich werde Ihnen eine Schale geben, und die nehmen Sie bitte mit, wenn wir uns gleich die Leiche ansehen. Heute kommt nämlich keine Putzkolonne mehr.« Mit diesen Worten ging der Professor durch die Tür. Huber und Kerner sahen sich an. Der Mann von der Offenburger Kripo schluckte kräftig und wollte gerade weitergehen, als ihn Kerner am Arm festhielt. »Tut mir leid, Rainer. Anordnung von Kriminalrat Herzog. Ich darf Dich nicht weiter mit einbeziehen als unbedingt nötig. Nichts für ungut, aber du musst leider hier warten.« Ohne eine Antwort Hubers abzuwarten, folgte Kerner dem Professor in den Untersuchungssaal. Undeutlich hörte er hinter sich Hubers obligatorisches Selbstgespräch. »Die Frauen zieht er einem ab, wissen darf man nichts, … wirklich super!« Der Professor wurde bereits ungeduldig. »Was ist jetzt mit Ihrem Kollegen?«, fragte er ärgerlich. »Oh, ich denke das hier ist nichts für sein schwaches Gemüt«, erwiderte Kerner trocken. Der Professor schüttelte wieder den Kopf und zog die Augenbrauen in die Höhe. Sich einen Kommentar verkneifend, ging er zu einem Schrank neben der Eingangstür und nahm eine der Nierenschalen herunter, die dort standen. Er kam zu Kerner zurück, und mit mürrischem Gesicht streckte er sie ihm entgegen. »Hier, nehmen Sie.« Dann ging er hinüber zu einem großen Metalltisch, auf dem etwas abgedeckt war. Der Professor stellte sich ans obere Ende des Tisches und nahm die undurchsichtige Folie hoch. Noch einmal sah er Kerner an. »Können wir?« Kerner nickte.
Der Professor entfernte die Plane nun vollständig, und Kerner stockte der Atem. Vieles hatte er in den letzten Jahren gesehen, noch nie zuvor jedoch eine solche Leiche. Wo der Kopf gesessen hatte, war eine fast vollkommen ebene Schnittstelle. Das gleiche Muster dort, wo einmal die rechte Hand gewesen war. Die linke Hand und beide Füße waren kaum noch als solche zu erkennen. Was an diesen Stellen hing, war nur noch eine verkohlte breiige Masse, aus der einzelne Knochensplitter herausragten. Der ganze Körper war zudem übersät mit Hämatomen unterschiedlichster Größe. In der Brustmitte befand sich etwas, das
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