Jagd auf eine Bestie 1. Teil: Thriller (German Edition)
Stunden in Offenburg zu ihm in den Wagen gestiegen war. In Huber keimte plötzlich etwas auf, was es eigentlich in seinem Sprachschatz gar nicht gab: Respekt. Er begriff, dass der Mann vom BKA nicht immer der unkomplizierte, umgängliche Kollege und prima Typ war. Wenn es um den Job ging, war er wie der Leitwolf eines Rudels. Er traf die Entscheidungen, und er duldete keinen Widerspruch. Huber setzte sich in Bewegung. Beim Wagen angekommen, sah er Kerner an. »Okay, Marcus, ich hab‘s kapiert. Also beeilen wir uns.«
Eine dreiviertel Stunde später hielten sie beim Ritterhaus in Offenburg. Es war bereits kurz vor 17.00 Uhr , und die Frau an der Besucherkasse versuchte, auch sogleich klar zu machen, dass das Museum um 17.00 Uhr schließen würde. Huber holte seinen Dienstausweis aus der Tasche und zeigte ihn. »Wir müssen dringend noch zu Professor Reich. Ist er noch in seinem Büro?« Die Frau sah die beiden wenig begeistert an. »Ja, er müsste noch dort sein. Ich schließe gleich ab, dann bringe ich Sie zu ihm.« Huber winkte ab. »Nicht nötig, ich war vor zwei Tagen schon einmal hier und habe dem Professor etwas in sein Büro gebracht. Ich kenne den Weg.« Ohne die verblüffte Frau noch weiter zu beachten, ging er los, und Kerner folgte ihm. In schnippischem Ton rief ihnen die Frau hinterher. »Dann kann der Professor sie später auch selbst herauslassen. Ich werde hier bestimmt nicht warten. Ich fahre gleich nach Hause. Unsereins will schließlich auch mal Feierabend haben.« Ohne zurückzublicken, hob Huber im Gehen die Hand. »Schönen Feierabend gute Frau und immer schön auf den Verkehr achten.« Selbst Kerner konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Nachdem die beiden durch ein paar Ausstellungsräume des Museums gekommen waren, gelangten sie zu einem langen schmalen Flur.
Er war für die Museumsbesucher durch ein Seil abgetrennt, an dem ein Schild hing. Kein Zutritt für Museumsbesucher . Kommissar Huber stieg über das Seil und ging den Flur entlang. Kerner folgte ihm. Als sie an einem WC vorbeikamen, ging Kerner hinein. »Warte einen Moment Rainer.« Huber blieb kurz stehen, dann rümpfte er die Nase und ging weiter. »Mensch Marcus, hier stinkt‘s gewaltig. Letzte Türe rechts. Ich geh‘ schon mal vor.« Hubers Schritte entfernten sich schnell, und er hatte recht. Der Geruch war selbst für nicht empfindliche Nasen kaum zu ignorieren. Defekt! Ein fett gedrucktes Schild stand am Durchgang zur Toilettenanlage. Kerner fluchte laut und ging zurück auf den Flur. Im Halbdunkel konnte er erkennen, wie Huber bereits das obere Ende erreicht hatte und gerade eine Tür öffnete.
Jäh zuckte der junge Kommissar zurück. Er griff nach seiner Waffe. Im selben Moment vernahm Kerner den dumpfen Knall. Er sah, wie Huber an die gegenüberliegende Flurwand geschleudert wurde und dort mit einem lauten Stöhnen in sich zusammensackte. Huber hatte den Boden noch nicht erreicht, als Kerner schon in vollem Lauf war, seine Waffe im Anschlag. Für einen kurzen Moment sah er an dem Türrahmen, aus dem der Schuss gekommen war, einen maskierten Kopf. Der Mann schoss abermals, diesmal auf ihn. Für Kerner gab es in dem schmalen Flur keine Deckung. Mit einem gewaltigen Sprung nach vorne warf er sich zu Boden und rutschte auf dem Bauch den halben Flur entlang. Wo eben noch der maskierte Kopf zu sehen gewesen war, zeigte sich nichts mehr. Sitzend, in sich zusammen gesunken, lehnte Kommissar Huber an der Wand. Kerner robbte zu ihm hin und fühlte seinen Puls. Rainer Huber war tot. Auf seiner Stirn entdeckte Kerner das dunkle Loch, aus dem ein schmales Blutrinnsal über sein Gesicht lief.
Jederzeit bereit zu feuern, stand Kerner auf. Vorsichtig näherte er sich der Tür. Nach einem schnellen Blick in den Raum hinein sah er das offene Fenster. Nach allen Seiten sichernd , stürzte er los und rannte zum Fenster. Zu spät. In der Nähe heulte plötzlich der Motor eines Wagens auf. Gerade noch konnte Kerner sehen, wie ein dunkler BMW der Oberklasse mit quietschenden Reifen davonraste. OG für Offenburg hatte er noch erkennen können, dann war der Wagen auch schon außer Sichtweite. Kerner drehte sich um und ließ seinen Blick durch das Büro wandern. Etwas seitlich von ihm stand ein Schreibtisch, der zum Fenster gewandt war. Kerner schloss die Augen und senkte resigniert den Kopf. In dem Sessel saß fast aufrecht eine Leiche mit weit aufgerissenen Augen. Professor Reich. Seine Finger hatten sich fest in die Armlehnen gekrallt. Um
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