Jagd auf eine Bestie 1. Teil: Thriller (German Edition)
Christa Berendt ihn in höchste Gefahr gebracht hatte, gab es für ihn nur noch einen Weg. Er musste mit einem einzigen Schlag die Oberhand gewinnen. Da kam es ihm gelegen, dass ihm dieser verdammte Hauptkommissar nicht dazwischen funken konnte. Und das sollte auch so bleiben. Kerner würde bald der unfreiwillige Hauptdarsteller eines Dramas werden. Marquart war der Regisseur, und der Hauptdarsteller würde zur Musik seines Dramas tanzen. Seinen letzten Tanz. Als Marquart sich an das Dunkel im Raum gewöhnt hatte, zog er Handschuhe an und ging zielstrebig zu einem Metallschrank. Schnell hatte er auch das Schloss des Schrankes überwunden und öffnete ihn. Kerners Dienstpistole lag ordentlich neben dem Magazin und dem Schulterhalfter im obersten Fach. Ein bösartiges Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit. Marquart nahm alles an sich und schloss den Schrank wieder. Vorsichtig huschte er zur Tür und lauschte auf den Flur hinaus. Alles blieb still. Langsam öffnete er einen Spaltbreit und sah hinaus. Niemand war zu sehen. Marquart trat auf den Flur und sperrte die Tür zum Büro wieder ab. Kerners Sachen hatte er unter seinem Mantel verstaut. Schnellen Schrittes verließ er das BKA und setzte sich wieder in den Wagen.
Die Fahrt dauerte nicht lange. Schon nach kurzer Zeit bog Marquart in einem Industriegebiet auf das Gelände einer Tiefbaufirma ab. Er hielt an. Hinter einem Lkw sah er eine Taschenlampe kurz aufleuchten. Er stellte den Motor ab und stieg aus. Zwei Männer kamen auf ihn zu. Es waren Merten und Bange. Die zwei Kommissare aus seiner Abteilung, die vor nicht einmal einer Stunde den Wagen von Herzog gerammt hatten. Genau wie Marquart steckten sie bis über beide Ohren in diversen krummen Geschäften. Und genau wie er standen sie mit Herzog schon lange auf Kriegsfuß. Dem alten Kriminalrat hatten sie Beide vor einem halben Jahr ein Disziplinarverfahren zu verdanken gehabt. Die nächtliche Aktion, die ihr Chef angeordnet hatte, kam ihnen also gerade recht. »Was ist mit Herzog?«, fragte Marquart ungeduldig. Merten, ein knochiger Kerl mit vernarbtem Gesicht, spuckte verächtlich zur Seite. »Der ist bei den Engeln.« Marquarts Anspannung löste sich etwas. »Ist das so? Wie bedauerlich. Aber Musterknaben sind nun mal aus der Mode.« Leise und zynisch kamen die Worte aus dem Mund des Kriminalrats. »Allerdings löst das noch nicht das ganze Problem.« Unter seinem Mantel hervor zog Marquart einen Plastikbeutel, in den er Kerners mittlerweile schussbereite Pistole gesteckt hatte. Er gab ihn Merten. »Ihr wisst Bescheid. Es darf nichts schief gehen. Sonst sind wir alle geliefert. Sobald ihr alles erledigt habt, meldet ihr Euch bei mir. Ich warte zu Hause auf Euren Anruf. Und jetzt los, uns bleibt nicht viel Zeit.«
Langsam rollte der blaue VW-Passat die Straße in dem ruhigen Wohngebiet am Bonner Stadtrand hinunter. Schräg gegenüber einem zweigeschossigen Haus setzte er rückwärts in eine Parkbucht. Der Motor ging aus, und die Scheinwerfer erloschen. Aufmerksam beobachteten die beiden Männer im Wagen das Haus. Es brannte nirgendwo mehr Licht. Alles war ruhig. Nachdem ein paar Minuten vergangen waren und sich nichts ereignet hatte, stiegen sie aus und gingen über die Straße. Schemenhaft erkannte man im Licht einer etwas entfernt stehenden Straßenlaterne die Gesichter von Merten und Bange. An der Haustüre angekommen, zog Merten zwei Strumpfmasken aus seiner Jackentasche. Die Männer streiften sie über den Kopf und drückten die Klingel der ersten Etage. Nichts geschah, alles blieb still. Sie läuteten ein weiteres Mal.
In ihrem Schlafzimmer wachte Christa erschrocken auf. Nachdem Kriminalrat Herzog gegangen war, hatte sie eine Schlaftablette genommen, um wenigstens ein paar Stunden zur Ruhe zu kommen. Das erste Klingeln hatte sie nur im Unterbewusstsein wahrgenommen. Aber jetzt hörte sie es deutlich. Noch halb benebelt stieg sie aus dem Bett und wankte zur Wohnungstür. Sie griff nach dem Hörer der Sprechanlage. »Wer ist da?«, fragte sie schlaftrunken. Eine aufgeregte Männerstimme ertönte undeutlich aus dem Lautsprecher. »Ich soll Ihnen eine Nachricht von Kriminalrat Herzog bringen. Es ist sehr wichtig, Frau Berendt.« Christa erschrak. Was war passiert? Sie nahm ihren Morgenmantel von der Garderobe und zog ihn über. Dann lief sie die Treppe hinab. Durch das milchige Türglas konnte sie die Gestalt eines Mannes erkennen. Sie schob den Nachtriegel zurück und drückte die
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