Jagd auf eine Bestie 1. Teil: Thriller (German Edition)
vor im Besitz von Freunden. Schon lange hatten sie diese Kopie des Gemäldes anfertigen lassen. Sie dürfen mir glauben, dass es eine Meisterleistung ist, die nur sehr schwer als Fälschung entlarvt werden kann. Selbst Experten, wie die der russischen Behörden, konnten es nicht sofort erkennen. Nun aber zurück. Die Behörden verlangten also mit Nachdruck die Herausgabe des Gemäldes … und bekamen es. Tja, und nachdem nun diese Behörden irgendwann bemerkt hatten, dass es sich um eine Fälschung handelte, wussten Sie zunächst nicht, mit der Situation umzugehen. Sie konnten nicht beweisen, dass es außer der Reproduktion noch ein weiteres Gemälde gab, das sich im Besitz meiner Freunde befunden hätte. Obwohl sie es natürlich vermuteten. Denn eigentlich konnte nur jemand, der das Original hatte, eine solch meisterhafte Fälschung anfertigen. Was sollten sie also tun? Zuerst einmal wollten sie sich einfach Luft verschaffen. Sie brauchten Zeit. Und genau das ist der Grund, warum dieses Gemälde, welches in der Eremitage von St. Petersburg hängt, unverkäuflich ist. Es ist die Fälschung!
Da ist aber, ohne der Expertin in Ihnen zu nahe treten zu wollen, noch ein kleines Detail, das nicht ganz stimmt. Der Wert des echten Rubens, Tarquinius und Lukretia, beträgt nicht einhundert, sondern einhundertfünfzig Millionen $. Das ist nämlich exakt der Preis, für den Sie es von meinen Freunden kaufen können. Und jetzt, Contessa de Vigiani, muss ich mich leider von Ihnen verabschieden. Es hat mich außerordentlich gefreut, in so charmanter Gesellschaft die Ausstellung bewundern zu dürfen, Ich hoffe sehr, dass wir uns bald wiedersehen. Meine Karte haben Sie ja.« Kerner lächelte die vollkommen verblüffte Contessa an. Nach einer leichten Verbeugung wandte er sich um und verließ die Ausstellung, bevor die Contessa noch ein Wort sagen konnte. Im Gehen bemerkte er an einer Seite der Galerie einen Mann in einem langen, weißen Regenmantel. Im Moment, als Kerner sich herumdrehte, hatte dieser Mann intensiv in ihre Richtung gesehen. Dann aber war sein Blick abrupt wieder zu den Bildern der Galerie gewandert. Er war von außergewöhnlich großer Statur. Kerner schätzte ihn auf weit über zwei Meter. Seine Schultern waren breit und sein Gesicht hager. Er hatte eine leichte Hakennase, und die Augen wirkten sehr markant. Sie waren eisblau und irgendwie verrieten sie, dass sich hinter ihnen wohl ein ungewöhnlich starker Charakter verbergen musste. Das alles registrierte Kerner im Vorbeigehen, ohne den Mann direkt anzusehen. Er musste in jedem Falle vorsichtig sein. Würde seine Tarnung auffliegen, war sein Leben in höchster Gefahr. Er musste einfach mit allem rechnen. Zunächst jedoch konnte er ohnehin nur eines tun: abwarten. Ausgelegt hatte er den Köder zwar, die Frage war, ob der Fisch auch anbeißen würde. Aber noch etwas anderes ging ihm durch den Kopf: Contessa Bice de Vigiani.
25
Christa Berendt saß zu Hause in ihrer Wohnung am Stadtrand von Bonn und starrte angstvoll auf das Telefon. Schon seit ein paar Tagen hatte sie sich im BKA krank gemeldet. Verzweifelt suchte sie nach einem Ausweg. Vor wenigen Minuten hatte Marquart sie angerufen und ihr offen gedroht. Wenn sie ihm nicht bis 11.00 Uhr des kommenden Morgens die Informationen besorgen würde, die er haben wollte, so würde die Akte , welche ihren Sohn vielleicht ins Gefängnis bringen konnte, auf dem Tisch des Staatsanwaltes landen. Christa hielt den Zettel in der Hand, den Marcus Kerner ihr auf den Schreibtisch gelegt hatte. Mit einem tiefen Seufzer griff sie zum Telefon und wählte seine Nummer. Der Anrufbeantworter meldete sich. Nach einem Moment des Zögerns hinterließ sie eine Nachricht, in der sie ihn dringend um Rückruf bat. Stunden waren seitdem vergangen, aber Marcus Kerner meldete sich nicht. Das Blut pochte in Christas Schläfen. Jeden Moment meinte sie würde ihr Kopf zerplatzen. Mit zitternden Händen wählte sie erneut eine Nummer und hoffte, das Richtige zu tun.
Kriminalrat Herzog meldete sich. Undeutlich vernahm er Christas tränenerstickte Stimme, mit der sie ihn bat, sofort zu ihr zu kommen. Auch Herzog waren die Veränderungen in Christas Verhalten der letzten Tage nicht verborgen geblieben. Der Kriminalrat hielt sich nicht erst damit auf, nach dem Grund für ihren ungewöhnlichen Anruf zu fragen. Es bestand für ihn kein Zweifel daran, dass die Angelegenheit wichtig sein musste und Christa dringend Hilfe brauchte. Er zog
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